Milliardengrab Kampfjet F-35 – auch für Deutschland

Bild: U.S. Air Force

Der F-35 ist ein Exportschlager der USA als "fortschrittlichster" Kampfjet aller Zeiten, kann aber zugleich als "Schrottkiste" bezeichnet werden. Wie passt das zusammen?

Als wesentlicher Teil des 100 Milliarden Euro "Sondervermögens" für die Bundeswehr ist die Beschaffung von 35 Flugzeuge des US-Kampfjets F-35 vorgesehen. Die Beschaffungskosten belaufen sich aktuell auf 8,4 Milliarden Dollar.

Für die Bundeswehr ist ein Großteil der bestellten Kampfjets als Trägersystem für die im Fliegerhorst Büchel lagernden US-Atomwaffen vorgesehen, die – nach erfolgter Modernisierung – nur auf US-zertifizierten Kampfjets bestückt werden dürfen. Die F-35-Kampfjets sollen damit die vor mehr als 40 Jahren eingeführte Tornado-Flotte ablösen, die für das bisherige Atomwaffenarsenal als Trägersystem diente.

Verantwortlich für die Produktion des F-35 ist Lockheed Martin. Teilweise erfolgt aber auch eine Endfertigung in Japan und Südkorea, die sich ebenso wie Großbritannien, Italien, Niederlande, Australien, Kanada, Dänemark, Norwegen und die Türkei an der Entwicklung beteiligt haben.

Die Türkei – immerhin Nato-Mitglied – wurde 2019 aufgrund der Beschaffung russischer Flugabwehrsysteme aus dem F-35-Programm entfernt. Zuvor wurde bereits entschieden, keine F-35 mehr an die Türkei zu liefern.

Ausgeliefert wurden von Beginn der Produktion 2001 bis Ende 2021 ca. 750 Stück, davon die meisten an das US-Militär mit einer Langzeitplanung von ca. 2.500 Stück. Vor der Bestellung Deutschlands in den USA haben bereits 10 andere Länder den F-35 bestellt und mehr oder weniger bereits im Einsatz. Dessen Umfang beläuft sich derzeit auf ca. 450 Stück.

Der "fortschrittlichste" Kampfjet aller Zeiten

Der F-35 gilt nicht nur als das teuerste und ambitionierteste Rüstungsprojekt des US-Militärs, sondern ist bis heute auch mit massiven Verzögerungen der "vollen Serienproduktion" verbunden, was mit dem beabsichtigten Fähigkeitsprofil als "fortschrittlichstes und tödlichstes Kampfflugzeug" zu tun hat.

Lockheed Martin F-35 Lightning II (8 Bilder)

F-35A mit offenen Waffenschächten. Bild: U.S. Air Force

Die Gründe für die Komplexität ergeben sich vereinfachend auf zwei Ebenen:

Erstens: Die Tarnkappentechnik stellt extrem hohe Anforderung an die Konstruktion und verwendeten Materialien. Mit vielen konstruktiven Details soll die Erkennung durch gegnerisches Radar verhindert werden. Unklar ist jedoch, ob diese Eigenschaften durch neuere technische Entwicklungen der Radartechnik nicht obsolet werden.

Zweitens: Die mit dem F-35 zum Einsatz kommende vernetzte Kriegsführung mit allein 50 Datenschnittstellen zu Bodenstationen und dem Hersteller in den USA erfordert langjährige Erprobungen und ständige Software-Updates. Damit sollen zwar primär instandhaltungsrelevante Daten geliefert werden, jedoch ist dieses auch politisch hoch brisant.

Faktisch werden damit alle Einsatz-Informationen an die USA weiter geleitet, was theoretisch auch eine Startblockierung per Fernsteuerung beinhalten könnte.

Beschaffungskosten: Nicht berechenbar

Über die tatsächlichen Kosten bzw. Kostenrisiken dieses Kampfjets gibt es weltweit mehrere Studien, in denen die massiven Probleme des F-35 offen gelegt werden. Auch in Deutschland wurde dazu im Mai 2022 eine im Auftrag von Greenpeace Deutschland durch Johannes Mikeska erstellte Studie veröffentlicht.1

Einen breiten Raum nimmt in der Studie die Abschätzung der Kosten für Beschaffung und Betrieb über eine jahrzehntelange Nutzungsdauer ein. Die hierbei aufgezeigten Kostenrisiken verweisen auf die völlige Intransparenz der Kostenermittlung, die auch vertraglich mit dem Hersteller kaum reduziert werden können.

Seitens des US-Rechnungshofes GAO wurden bereits mehrere kritische Berichte publiziert, die sich von der Beauftragung im Jahr 2001 bis heute hinziehen. In dem umfangreichen "Cost Estimating and Assessment Guide"2 vom März 2020 wird auf mehrere frühere Fallstudien zum F-35 hingewiesen. Auch nach zwei Jahrzehnten der Entwicklung existieren noch immer über 800 bekannte Mängel, weshalb eine F-35 im Schnitt nur zu 40 Prozent der Zeit voll einsatzbereit ist.

Fast ein Dutzend Mängel sind derart gravierend, dass sie zum Absturz des Flugzeugs führen können. Insbesondere sind die Problem mit dem Triebwerk gravierend. Bei allen bislang produzierten und ausgelieferten F-35 handelt es sich deshalb um Modelle aus der sogenannten "Anfangsproduktion", die noch nicht alle Anforderungen an ein vollständig ausgereiftes Flugzeug erfüllen müssen.

Für den Stückpreis in der Beschaffung lässt sich systembedingt nur eine grobe Größenordnung angeben, die derzeit bei ca. 200 Millionen Euro liegt.

Die tatsächlichen Kosten sind eine Mischung von variablen Kosten aufgrund der Stückzahlen, der Einbeziehung von Betriebsmaterial pro Einheit und Fixkosten für die zugehörige Infrastruktur. Überschlägig kann man davon ausgehen, dass mindestens ein Drittel der Beschaffungskosten als Fixkosten bzw. Systemkosten anzusehen sind.

Für die von der Bundeswehr geplante Stückzahl von 35 sind Beschaffungskosten von 8,4 Milliarden US-Dollar veranschlagt, gemäß Stand vom Juli 2022. Allein aufgrund zwischenzeitlich erfolgter Wechselkursverluste des Euro gegenüber dem Dollar haben sich diese Kosten jedoch bereits deutlich erhöht.