Mosul: Schiitische Milizen wollen den Fluchtkorridor für den IS schließen

Seite 2: Schiitische Milizen auf Konfrontationskurs mit Ankara

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Ernst genommen haben die Pläne jedenfalls die schiitischen Milizen, die Shia Hashd al-Shaabi-Milizen. Sie haben eine Offensive gestartet, die bislang offene Flanke im Westen Mosuls bis zur Stadt Tal Afar zu erobern, um so den IS-Kämpfern den Fluchtweg abzuschneiden. Damit würde die ebenfalls mit Bagdad verbundene Koalition Syrien, Iran und Russland die vermuteten Pläne der US-geführten Koalition durchkreuzen.

IS-Kämpfer bei Mosul

Zwischen den Lagern steht die Türkei, die verhindern will, dass die Kurden und die irakischen Schiiten in dem Gebiet einen größeren Einfluss erlangen. Der Vorstoß der schiitischen Milizen wird auch bereits als Bedrohung der turkmenischen Bevölkerung in der Region bezeichnet, die die türkische Regierung auch als Vertreter der eigenen Interessen im Irak schützen will. Tal Afar war vor der Eroberung durch den IS großenteils von Schiiten bewohnt worden. Präsident Erdogan erklärte gestern erneut, sich in Syrien und im Irak auch ungebeten militärisch engagieren zu wollen. Die Türkei brauche dazu keine Genehmigung. Türkische Medien berichten, die Erfolge der schiitischen Milizen seien Propagandameldungen, sie seien noch weit entfernt von Tal Afar.

Während Jawad al-Tleibawi, Sprecher der schiitischen Miliz Asaib Ahl al-Haq Shiite, verkündete, dass man sich bereits auf eine türkische Intervention vorbereite, erklärte Präsident Erdogan, man werde einschreiten, wenn die Bevölkerung terrorisiert werde. Tal Afar sei eine "absolut turkemische Stadt".

Derweil gibt es Meldungen, dass sich in Mosul, wo sich noch einige tausend IS-Kämpfer aufhalten sollen, die aber nicht die ganze Stadt kontrollieren können, der Widerstand der Bevölkerung stärker wird. Nach Berichten sollen IS-Kämpfer auch desertieren und versuchen, sich mit anderer Kleidung und abgeschnittenen Bärten, unter die Zivilisten zu mischen. Unter den verbliebenen IS-Kämpfern sollen viele Ausländer und Minderjährige sein.

Nach Medienberichten soll allerdings, dann wohl auch noch aus dem Westen, das so genannte "al-Sham Bataillon" aus Raqqa in Mosul eingetroffen sein, das die Moral der Kämpfer stärken soll. Die Kämpfer sollen maskiert sein, aber mit irakischem Akzent sprechen, was die Vermutung entstehen ließ, dass nur die Ankunft von Verstärkung den verbliebenen Kämpfern vorgespielt werden soll, nachdem die Kampfbereitschaft sinkt. Aber das sind kaum nachprüfbare Gerüchte.

Die Verbindung zwischen der Türkei und der kurdischen Regionalregierung unter Präsident Barsani und seinem Neffen Nechirvan als Ministerpräsidenten könnte aber auch bald Risse bekommen. Barsani ist nach einem Interview, das er der Bildzeitung gegeben hat, weiterhin entschlossen, auf einen autonomen Kurdenstaat zu setzen. Der Druck könnte zur Machterhaltung desto größer werden, desto stärker die Kurden im Irak, in Syrien und in der Türkei beschnitten werden sollen. Barsani sagte, nach der Einnahme von Mosul sei die Zeit gekommen, die Unabhängigkeit durch ein Referendum anzustreben.

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