NSU: Hat Mundlos bei V-Mann des Verfassungsschutzes gearbeitet?
Recherchen legen Verbindung zu einer Baufirma in Zwickau nahe
Uwe Mundlos hat bei einer Baufirma eines Mannes gearbeitet, der 10 Jahre als Spitzel für den Bundesverfassungsschutz (BfV) tätig war. Das legt zumindest eine Recherche der Autoren Stefan Aust und Dirk Laabs nahe, die am Mittwochabend im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Ihre Annahme stützen die Macher der Doku auf Aussagen des ehemaligen V-Mannes, die er vor Beamten des Bundeskriminalamts 2013 getätigt hat sowie auf Zeugenaussagen und weitere Dokumente.
Laut Welt.de habe etwa ein Bauleiter ausgesagt, dass er sich daran erinnere, Mundlos in der Baufirma des Spitzels gesehen zu haben. Demnach sei Mundlos "als eine Art Vorarbeiter" bei der Baufirma beschäftigt gewesen, möglicherweise unter dem Namen Max-Florian Burkhardt, von dem er einen Pass erhalten hatte.
Der Bauleiter bekräftigte seine Aussagen gegenüber den Autoren mit einer eidesstattlichen Versicherung, wie das Nachrichtenportal berichtet. Bei einer Konfrontation mit einem Kamerateam auf der Straße antwortete der Ex-V-Mann auf die Frage, ob er Mundlos beschäftigt habe, mit den Worten: "Nein, habe ich nicht!"
Die Autoren der Doku gehen davon aus, dass V-Mann "Manole" eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) zukommt.
Die Baufirma des ehemaligen Spitzels soll von 2000 bis 2002 immer wieder Neonazis und Skinheads aus Sachsen für diverse Arbeiten beschäftigt haben. Die Baufirma war in Zwickau ansässig - dort haben die Mitglieder des so genannten NSU, also Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe, bis 2011 gewohnt.
Wie Die Welt berichtet, war ein Bauunternehmer, für den die Firma "Manoles" Arbeiten ausführte, ein "hochrangiger Scientologe" und stand "zeitweise unter Beobachtung des Verfassungsschutzes".
Für Scientologen sei damals beim Verfassungsschutz ein Beamter mit dem Tarnnamen "Lingen" zuständig gewesen. Und eben jener Beamte, der zugleich auch zur Beobachtung von Rechtsradikalen eingesetzt wurde, habe, nachdem der NSU aufflog, "massenweise Akten von V-Leuten aus der rechtsradikalen Szene" vernichtet.
Die Autoren des Welt-Artikels wundern sich darüber, dass "Manole" bisher in der Öffentlichkeit im Zusammenhang mit den Ermittlungen in Sachen NSU kaum auftaucht. Doch nicht nur "Manole", auch dessen Führer beim Verfassungsschutz (ein Beamter mit dem Decknamen "Richard Kaldrack") komme eine Schlüsselrolle im NSU-Komplex zu. Kaldrack sei unter anderem auch der V-Mann-Führer von Thomas Richter (Deckname "Corelli") gewesen, eben jenem V-Mann, der nach dem Tod von Böhnhardt und Mundlos in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen wurde und später angeblich aufgrund einer unerkannten Erkrankung verstarb (NSU: Nationales Selbstmord-Unternehmen). "Wie nah war der Verfassungsschutz den NSU-Tätern wirklich?", fragt die Welt, wozu es auch weitere Hinweise geben könnte: NSU-Ermittlungen: Schirmte die Bundesanwaltschaft den Verfassungsschutz gegenüber dem Bundeskriminalamt ab?
Stefan Aust und Dirk Laabs im Telepolis-Interview über den Staat und die NSU: "In diesem Falle würde ich fast nichts ausschließen" und "Man darf den Zufall nicht unterschätzen".