NSU-Terroristen: Ungereimtheiten an der Selbstmord-Hypothese
Seite 3: Schlampige Ermittlungen
Statt den Tatort abzusperren, zu sichern und Spurensicherung vorzunehmen, wurde der Tatort zerstört, indem der Wohnwagen, wie auf einem Foto zu sehen, über eine über 20 Grad steile Rampe auf einen Transporter gezogen wurde, wobei Löschwasser, Leichen und Brandreste durcheinanderrutschten.
Dorothea Marx (SPD), Vorsitzende des Thüringer NSU-Untersuchungsausschuss, sagte dazu, ihr wäre "… kein weiterer Fall bekannt, dass sozusagen ein kompletter Tatort abgeräumt und auf einen Tieflader verladen wird, bevor eine Spurensicherung nicht abgeschlossen ist" (in einem Interview Dezember 2013 mit Compact, von dem sie sich später wegen der zweifelhaften Ausrichtung dieser Zeitschrift distanzierte).
Der zeitliche Ablauf am 4. November 2011 um das Wohnmobil in Eisenach stellt sich laut Aktenlage in etwa wie folgt dar:
12:05 Uhr fallen drei Schüsse bzw. "schussähnliche Geräusche".
12:07 Uhr Die Polizisten sehen im Innenraum des Wohnmobils Rauch und Feuer und rufen die Feuerwehr, worauf Berufsfeuerwehr und Freiwillige Feuerwehr Eisenach informiert wurden (Schlussbericht BT-Untersuchungsausschuss, S. 1).
12:08 Uhr Die Berufsfeuerwehr Eisenach rückt mit zwei Löschfahrzeugen aus.
12:14 Uhr Es ergeht eine Lagemeldung an die Leitstelle der Feuerwehr zur Lageerkundung, u.a. mit dem Inhalt, dass die Türen sich nicht öffnen ließen.
12:14 Uhr Die Feuerwehr beginnt mit den Löscharbeiten.
12:22 Uhr Den Rettungssanis wird der Zutritt zum Wohnmobil verweigert. Für diese Zeit steht in den Akten der Vermerk: "keine medizinischen Maßnahmen erforderlich".
12:30 Uhr Meldung der Feuerwehr: "Brand unter Kontrolle"
12:30 Der polizeiliche Einsatzleiter, Polizeidirektor Michael Menzel/Kripo Gotha kommt am Tatort an.
- Menzel betritt den Innenraum des durch den Brand schwer beschädigten Wohnmobils,
- er bittet Gerichtsmedizinerin Prof. Dr. Else-Gita Mall auch einzutreten; sie sagte am 27.08.2015: Menzel trug keinen Overall, "sondern Dienstkleidung der Polizei". "Er wollte bevor die Spurensicherung kommt, im Hinblick auf die weitere Ermittlungstätigkeit, einfach gucken, ob da eine Waffe drin ist. … Herr Menzel habe dazu mit'‚einem Stock oder einer Harke im Brandschutt' gestochert."
- Er beschlagnahmt die Speicherkarte aus einem Fotoapparat der Feuerwehr, "weil [so Menzel] klar ist das sind die ersten Bilder vom Tatort sind und die gehören zur Polizeilichen bzw. zur Staatsanwaltlichen Akte" (befragt in der letzten(!) Sitzung des Thüringer Untersuchungsausschusses in am 31.03.2014 ), seitdem ist die Speicherkarte verschwunden.
- Menzel zieht den Stecker eines unter dem Tisch stehenden Starterhilfeapparats.
- Damit hat Menzel viele Spuren und den Tatort verändert.
12:33 Uhr Meldung an die Polizeidirektion Gotha: "eine Leiche im Wohnwagen, eine zweite möglicherweise auch", ohne Durchführung einer ordnungsgemäßen Todesfeststellung.
14:12 Die Tatortgruppe des Landeskriminalamt Thüringen erschien vor Ort zur Spurensicherung.
14:51 "Bild-online" berichtet von einer Explosion: "Wenig später explodiert ein Wohnmobil (…) Sprengten sich Täter in die Luft? Zwei Leichen nach Bankraub in Eisenach gefunden!" Obwohl es nie eine (auch nicht von Dritten ferngesteuerte) Explosion gegeben hatte, hielt sich diese Meldung noch mehrere Tage in den Medien.
15:30 lässt Menzel das Wohnmobil (mit den noch nicht ärztlich untersuchten Leichen) einfach auf einem Abschleppwagen abtransportieren. Der Wohnwagen-Tatort wird in einer unbewachten, nicht gegen Manipulationen gesicherten Halle des Transportunternehmens in Eisenach abgestellt.
am Folgetag, dem 5. 11. 2011
03:15 Die Identität von Mundlos wird aufgrund seiner Fingerabdrücken festgestellt.
14 Uhr Dr. Heiderstädt stellt den Totenschein für Mundlos aus; die Verzögerung von 25 Stunden erschwert eine exakte Bestimmung des Todeszeitpunktes.