NSU-Zeugen im Schonwaschgang
Seite 4: "Damit war die Sache ok"
Man wurde als Beobachter den Eindruck nicht los, hier findet eine Pro-Forma-Veranstaltung statt. Man lädt einen wichtigen Zeugen, weil man es muss. Doch tatsächlich schont man ihn und lässt ihn entkommen.
Vielleicht hängt das mit dem Verdacht zusammen, der seit einiger Zeit im Raum steht. Vor dem NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages hatte eine ranghohe Ermittlerin des Landeskriminalamtes (LKA) von Baden-Württemberg auf die Frage nach Markus Fr. erklärt, dazu könne sie nichts sagen, weil die Person "eingestuft" sei. "Einstufung" bedeutet Geheimhaltung, ein Indiz für eine Kooperation mit einer Behörde.
Auch in der letzten Sitzung des BaWü-UA im März (siehe Link oben) hatte eine Vertreterin des Staatsschutzes im Zusammenhang mit Fr. Dinge erwähnt, die dem Verdacht Nahrung geben können. Unter anderem will sie noch im Jahr 2014 im Amt vorgeschlagen haben, gegen Fr. weitere polizeiliche Maßnahmen zu fahren. Das habe die Führung des Staatsschutzes aber abgelehnt.
Im Ausschuss wird Markus Fr. gefragt, ob er eine V-Person einer Sicherheitsbehörde war. Seine Antwort: "Das ist absolut aus der Luft gegriffen." Er räumt ein, dass er einmal von einer Behörde auf eine Zusammenarbeit angesprochen wurde, er wisse nicht mehr, von welcher, aber er habe abgelehnt: kein Interesse.
Als dann die Sprache auf Jug Puskaric kommt, den Hinweisgeber auf eine Waffenbeschaffung im Umfeld des NSU, wird es erneut ominös: "Ja", bestätigt Markus Fr., er habe von einer Polizeibehörde ein Schreiben erhalten, wonach er zu Jug P. eine Aussage machen solle. Daraufhin habe er dort angerufen und erklärt, er kenne die Person gar nicht. Und er endet mit dem Satz: "Damit war die Sache ok." Man muss ergänzen: Für den Ausschuss auch.
Die Causa Markus Fr. ist brisant. Sollte er tatsächlich eine V-Person gewesen sein, könnten in einer Behörde auch Informationen über Florian H. vorliegen - sein mögliches Wissen und seine Todesumstände.