Nach dem großen Regen

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Keller liefen voll, Züge konnten nicht fahren, Dächer wurden abgedeckt. Einige Städte wurden besonders gebeutelt, aber die ganz großen Schäden wie vor zwei Jahren blieben aus. Waren wir diesmal besser vorbereitet?

Es ist fast wie aus dem Lehrbuch. Nach großer Hitze und vielen Wochen ohne Regen – letzteres mit Ausnahme Süddeutschlands – zog am Donnerstag und in der Nacht zu Freitag eine Front schwerer Gewitter über Deutschland. In Teilen Norddeutschlands gingen die Unwetter in langanhaltenden und ergiebigen Regen über, der zum Teil erst am Freitagabend nachließ.

Tagesschau.de berichtet von zahlreichen Feuerwehreinsätzen in Nordrhein-Westfalen und anderen Bundesländern. Meist ging es um das Auspumpen von Kellern und kleine lokale Überschwemmungen. In Hessen wurden einige Dächer abgedeckt. Hier und da wurden Bäume entwurzelt. Der Bahnverkehr war zum Teil eingeschränkt, eine ganze Reihe Straßen standen unter Wasser, mindestens ein Tornado wurde gesichtet. In Braunschweig waren Teile der Innenstadt geflutet, an einigen Orten wie in Kassel hat Hagel Schäden angerichtet, berichtet das ZDF.

Die von einigen befürchteten ganz großen Schäden blieben zum Glück aus und beim Westdeutschen Rundfunk erklärte am Donnerstagabend Fernseh-Meteorologe Karsten Schwanke, worin der Unterschied zum großen Juli-Unwetter von 2021 lag, das im Ahrtal und im angrenzenden Rheinland, in Verbindung mit überaus nachlässigem Katastrophenschutz, für so verheerende Schäden und zahlreiche Opfer gesorgt hatte.

Während sich seinerzeit ein großes stabiles Tiefdruckgebiet längere Zeit über Deutschland drehte und nur sehr langsam weiterzog, bewegte sich am Donnerstag eine Front rasch übers Land. An dieser bildeten sich immer wieder Gewitter, deren Auswirkungen aber nur auf einen vergleichsweise kleinen Radius beschränkt waren und die mit der Front rasch weiterzogen.

Dadurch blieb die Regenmenge im Vergleich zum Juli-Hochwasser vor zwei Jahren gering, war aber natürlich immer noch beachtlich. Während Mitte Juli 2021 großflächig „von der Kölner Bucht bis zur Eifel (…) allein am 14. Rekordsummen über 100 Liter pro Quadratmeter“ gefallen waren – und örtlich sogar bis zu 162,4 Liter –, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) seinerzeit schrieb, gab es diesmal nur vereinzelt derart extreme Werte. Der bundesweite Niederschlagsrekord wurde nach Angaben des DWD, die Tagesschau.de zitiert, im nordrhein-westfälischen Sassendorf am Donnerstag verzeichnet, wo innerhalb von 24 Stunden 102 Liter pro Quadratmeter fielen.

Und wie geht es weiter? Die Vorhersagekarten des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersagen versprechen ein trockenes Wochenende, bevor am Montag von Westen die nächste, relativ schnell durchziehende Regenfront herannaht. Unabhängig davon wird es von Süddeutschland über die Schweiz und Österreich bis nach Norditalien in der nächsten Woche viel nasse Füße geben.

Was bleibt ist die Frage, ob das Land inzwischen besser vorbereitet ist, die Warnsysteme funktionieren und Bäche und Flüsse mehr Überschwemmungsraum haben? Denn eines hat dieses Sommer-Unwetter auf jeden Fall mal wieder gezeigt: Wärmere Meere und eine wärmere Atmosphäre bedeuten mehr Niederschlag und mehr Energie für Stürme. Und dieser Niederschlag kommt zunehmend in Extremereignissen vom Himmel. Richtig dramatisch wird es, wenn die Wettersysteme mal nicht im üblichen raschen Tempo übers Land ziehen.