Nach den Bierwonnen freut sich Bayern auf den nächsten Vollrausch - die Grüko
- Nach den Bierwonnen freut sich Bayern auf den nächsten Vollrausch - die Grüko
- Das "freundliche Gesicht" Merkels, das man zeigt, also nicht hat
- "Schuld ist zu einem moralischen Desinfektionsmittel geworden"
- Wer grün wählt, hievt Söder in den Thron
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Ein alter Traum von Uli Hoeneß: Strauß und Joschka an die Macht
In gut zwei Wochen wählt Bayern. Doch egal, was und wie Bayern wählt - es wird sich im Prinzip nichts ändern, denn das einst Undenkbare wird Normalität. Das "Justemilieu" rund um Bündnis 90/Die Grünen hat sich unter der Rainbow-Warrior-Flagge des globalen Fortschritts aufgemacht, nun auch noch hier im Süden den ewigen Stillstand zu garantieren. Im Visier: die Grüko.
Wenn im Folgenden öfters die Rede vom "Justemilieu" ist, dann meint der Autor damit ein urbanes Feld aus selbstgerechten, überheblichen, kleinbürgerlichen und scheingebildeten Laienpredigern. Im Gegensatz zu einer zur Schau gestellten kosmopolitischen Botanik blüht in diesem Schrebergarten nur ein sehr deutsches Unkraut - wenn man es auf das Wesentliche umsetzt, symbolisiert es den für uns typischen autoritären Charakter -, dessen vornehmste Tugend es, laut Marx ist, nach oben zu kuschen und nach unten zu treten.
Der überwiegende Anteil dieser sich als erleuchtet wähnenden Elite stammt aus der Partei der Grünen und ihrer saturiert-hypnotisierten Klientel. Aber auch moderne Elemente aus den Kirchen mischen hier mit wie auch engagierte junge Leute aus diesen orientierungsarm herumspukenden NGOs und logo, eine Menge "Linke" innerhalb von SPD und Linkspartei.
Dieser parteiübergreifende Zusammenschluss repräsentiert einen landesweiten Wähleranteil von 20 % plus und bildet den unzerstörbaren Kitt zu einer weltpolitisch und europäisch völlig vereinsamten und innerhalb der Groko nur noch geduldet-gefürchteten Kanzlerin. Es ist diese grünschwarze Bindungsmasse aus Nitro und Glycerin, welche das Land Tag für Tag weiter Richtung Implosion treibt. Derart demokratisch eingemauert erscheint die dringend nötige Änderung des Status quo nur noch über die Ausrufung des Notstands oder einen Meteoreinschlag vorstellbar.
Wer Augen im Kopf hat und wache Sinne, wer das Glück hatte, in seinem Leben intensiv zu reisen und dadurch die Geduld aufzubringen lernte, anderen zuzuhören und die Gründe für selbst absurdeste Verhaltensweisen zu erfahren, spürt auf deutschen Straßen mit jedem Tag mehr, dass der "molekulare Bürgerkrieg" begonnen hat. Damit definierte Enzensberger den unerklärten und schleichenden Krieg im Inneren einer Republik, der voller Heimtücke ist und kaum vermeidbaren Fallen besitzt.
Vor dem Schwabinger Cafe, in dem ich gerade sitze, steht eine Plakatwand, auf der man die grüne Kandidatin Katharina Schulz lachen sieht und werben für ein sicheres und freies Bayern. Die Gestelle der anderen Parteien werden regelmäßig von nachterprobten Aufständischen übermalt oder zerstört, was andererseits weder dem Stadtbild noch dem Lebensgefühl großen Abbruch tut.
Halt! Wie auf den letzten Drücker bestellt, baut jemand eine Botschaft der Sozialdemokraten auf. Ein Mann, der aussieht wie ein Schiffschaukelbremser auf der Wies'n, jedoch unser Oberbürgermeister ist, steht lachend neben einer auch lachenden jungen Frau, die Ruth mit Vornamen heißt. Nächtelanges Ringen im kreativen Sozi-Think-Tank führte zu dem Knallerslogan: "Gut für München." Dieser wird auf der Rückseite veredelt durch einen kaum vorstellbaren Anfall aus Mut und Verführungsgalanterie: "Lieber Ruth - als Schwarz!"
Man spürt, Schwabing ist ein Künstlerviertel und tatsächlich handelt es sich bei uns - wie etwa auch in Kreuzberg, Freiburg oder Tübingen - um eine traditionelle Hochburg des grünroten Justemilieu. Zu Zeiten von Strauß und Stoiber verzeichnete man hier durchaus mal so rund um die 60 % der Stimmen. Im fragilen Kitschidyll wird geradelt, geplappert, milde gelächelt und unglaublich viel mobil telefoniert.
Junge Mütter schieben doppelt besetzte High-Tech-Kinderwagen mit Anarcho-A durch die Straßen und ihre Lebensbegleiter tragen Körbe voller Biomarktprodukte und Vollkornbackzeugs. Nein, kein Baguette und auch keine qualmende Gitanes, wir sind in München 2018 und das Justemilieu inszeniert sich so gut es eben geht als postmodernes Bildungsbürgertum - nicht ahnend, dass es wie die Renaissance eines großen Nichts aussieht. Ach ja: von den 2-3 Millionen Flüchtlingen habe ich hier seit Ende 2015 noch keinen einzigen gesehen und auch die Polizei ächzt hier nur über die Vielzahl der auszustellenden Parkstrafen.
Unter der Zirkuskuppel der Moralakrobaten
Indessen gibt es im Freundes- oder Bekanntenkreis kein noch so heiteres Thema - wie etwa Truffaut-Filme, neue Schrittzähler-Apps oder Pro und Kontra der Hobbyimkerei -, das nicht umgehend in der Flüchtlingsdebatte feststeckt. Ob man das so nennt oder ersatzweise die Sache mit der Migration oder das (Nicht)-Problem der Einwanderung bzw. dem guten oder schlechten Asyl - das definieren die Talibane der Wortpolizei je nach Lust und Laune.
Fakt aber ist: Ein abstrakter und halluzinierter Afro-Orientale ist im dritten Jahr der kollektiven Neurasthenie zum absoluten Gesinnungsbarometer geworden. Langjährige Beziehungen gehen im Schnellverfahren zu Bruch. Gespräche landen auf dem Altarstock des Entweder-Oder oder degenerieren zu hysterischen Verhören und kriecherischen Rechtfertigungen. Auch über Schwabing lauert eine gigantische Guillotine und der Kirchenchor der Tugendrichter singt tapsig und verzagt: "Imagine there's no countries... Nothing to kill or die for and no religion too. Imagine all the people living life in peace."
Die guten Menschen sind für grenzenlose Öffnung und Solidarität mit allen Verfolgten auf dem Erdball. Die Schlechten wollen Abschottung und nationale Inzucht. Sie verweisen auf das Scheitern der Integration, die kulturelle Unvereinbarkeit des Experiments und die "gefühlte" Zunahme von heftiger Kriminalität auf Seiten der übergangsweise irgendwie Geduldeten. Es geht seit 2015, kurz gesagt, im molekularen Mini-Armageddon um Liebe gegen Hass, Mitleid gegen Hass, Humanität gegen Hass, Wahrheit gegen Hass.
Es gibt nun so herrliche Kapriolen unter der Zirkuskuppel unserer Moralakrobaten. Die dort tätigen Frauen übermalen ja gerne Liebesgedichte, ereifern sich monatelang über Brüderles Dirndl-Posse oder debattieren über die Ästhetik eines postmodern-feministischen Pornos. Während an der Seite jener unterkühlten Regentinnen die Liebhaber, Abschnittsbegleiter oder Gatten zu domestizierten Schoßhunden mutieren, setzen sie sich dank des fiebrigen Elans der Nächstenliebe und des Mitgefühls für die einwandernde Manneskultur ein.
Beschneidung, Demütigungen und genüsslich präsentierte Frauenverachtung, Vielehe, Zwangsheirat, Steinigungen oder sonstige Kulturformen eines religiösen Steinzeit-Irrsinns - das alles sind für die juste femmes lediglich Petitessen einer kollateralen Logik. Gnade dem armen Mann, der darauf hinweist. Dem werden vom Chor der heiligen Priesterinnen zügig die levantischen Leviten gelesen: Fremdenhasser, ewiggestriger Nazi, Rechtspopulist, verbohrter Einmann-Mob, Hitler im Tweed.