Neandertaler waren Steinzeit-Maler

Seite 2: Malereien über mehrere Generationen

Die Datierungen der Pigmente ergaben verschiedene Altersangaben, die ältesten sind vor 65.500 Jahren auf die Tropfstein-Kuppel aufgebracht worden, die jüngeren vor 45.300 bis 48.700 Jahren. Die Urheber sind also klar Neandertaler und scheint wahrscheinlich, dass viele Generationen von ihnen die Cueva de Ardales besuchten und den Ort mit rotem Ocker einfärbten.

Die Untersuchung der Malereien zeigen auch von der Machart her deutliche Unterschiede, was der Chronologie der stalagmitischen Schichten entspricht, die sie mit der Zeit bedeckten, und zwischen denen Tausende von Jahren liegen können.

Die Neandertalerinnen und Neandertaler kamen - aus welchen Gründen auch immer - über eine sehr lange Zeit immer und immer wieder in die Höhle und markierten einzelne Stränge der Tropfstein-Kuppel mit roter Farbe. Die Forscher deuten dieses Verhalten als eine Tradition über Generationen.

Dennoch sieht die Forschergruppe um Africa Pitarch in diesen Malereien keine Kunst im eigentlichen Sinn. Zumindest nicht im Sinn der Definition, die sie an den Anfang ihres Artikels stellen:

Die Produktion von Kunst (...) stellt ein Mittel zur Aufzeichnung und Übermittlung komplexer symbolischer Darstellungen in einer dauerhaften Weise dar.

Forscherteam

Das Einfärben von Stalagmiten scheint ihnen dafür nicht komplex genug. Sie deuten es als grafisches Verhalten der Neandertaler, um die symbolische Bedeutung des besonderen Ortes in der Ardales Höhle zu markieren. Das Prähistoriker-Team interpretiert es als symbolisches Verhalten, die zur Entstehung neuer symbolischer Traditionen führte, aber eben keine echte Kunst, weil es im Kern um die Auszeichnung der Tropfstein-Kuppel durch Farbe und nicht das Schaffen eines eigenen Werkes geht.

João Zilhão, Leiter des Projekts, und seit Jahren eifriger Verfechter des Ansatzes, dass der Neandertaler symbolisch dachte und kognitiv dem modernen Menschen nicht unterlegen war, erklärt:

Daten aus der Cueva de Ardales und anderen iberischen Höhlen mit Parietalkunst , die vor mehr als 65.000 Jahren entstanden ist, weisen darauf hin, dass die unterirdische Welt eine Schlüsselrolle in den symbolischen Systemen der Neandertalergemeinschaften spielte. Die wiederholte Markierung von Speläothemen mit rotem Pigment, die so imposant sind wie die Kuppel von Ardales, deutet darauf hin, dass ihre Urheber die Bedeutung dieses Ortes durch Erzählungen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, hervorheben und verewigen wollten. Gleichzeitig wurde damit der Zusammenhalt zwischen den Mitgliedern der Gruppe und ihre Verbundenheit mit dem Gebiet gestärkt.

João Zilhão