Neue Fed-Zinsanhebung: Es wird ernst für die Eurozone
Seite 2: Reallohnverluste und Wirtschaftseinbruch
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Deutsche Verbraucher müssen längst Reallohnverluste "wie nie zuvor hinnehmen". Der Versuch, die Inflation auszusitzen, hat zudem den Grundstein dafür gelegt, wie auch eine bedrohlich hohe Kerninflation zeigt, dass sich die Inflation verstetigen kann. Natürlich versuchen die Beschäftigten – sie müssen es –, die hohen Kaufkraftverlust über höhere Lohnabschlüsse zu kompensieren.
Ein frühes Einschreiten hätte dies verhindern können. Jetzt aber nach Lohnzurückhaltung zu rufen, weil Beschäftigte deutliche Lohnzuwächse fordern, bedeutet nur, dass Unternehmen zum Teil riesige Übergewinne einstreichen. Das Rezessionsrisiko wird über Lohnzurückhaltung nur verstärkt.
Die Rezession würde noch tiefer gehen, wenn die Binnennachfrage wegen Kaufkraftverlusten noch deutlicher einbricht, weil den Menschen das Geld für den Konsum fehlt. Eine reale und effektive Inflationsbekämpfung würde aber bedeuten, endlich gegen Spekulation und Gewinninflation vorzugehen.
Darüber wird gerade im Ampel-Deutschland gar nicht gerne gesprochen, wo es nicht einmal eine lächerlich geringe Besteuerung von Zufallsgewinnen gibt, wie sie sogar die Konservativen in Großbritannien eingeführt haben.
Die Binnennachfrage geht aber längst in die Knie. Noch zum Jahreswechsel hatte Bundesfinanzminister Robert Habeck herumposaunt, dass man eine Rezession vermieden habe, die auch nicht mehr zu erwarten sei.
Das widersprach jeglicher Logik, angesichts der Kaufkraftverluste. Zudem hatte sogar der Internationale Währungsfonds (IWF) gewarnt, dass "das Schlimmste" noch aussteht.
Sogar mit der ersten Schnellschätzung der Statistischen Bundesamts (Destatis) wurde schon eine leicht schrumpfende Wirtschaft im vierten Quartal 2022 diagnostiziert.
Es kommt selten vor, dass sich die Statistiker so deutlich verhauen. Letztlich fiel die Schrumpfung mit 0,4 Prozent sogar doppelt so hoch aus, als anfänglich angenommen, wie eine Korrektur schließlich gezeigt hat. Es ist zu erwarten, dass sich das erste Quartal 2023 ganz ähnlich verhält, womit auch Deutschland in der Rezession wäre.
Bremsspuren zeigen sich auch im Bausektor in Deutschland deutlich. Im Wohnungsbau hat die Inflation die Preise in die Höhe getrieben, weshalb das Bauvolumen einbricht.
Erhöhte Zinsen, die mit den Ankündigungen der Fed auch im Euroraum weiter steigen werden, zeigen längst eine deutliche Wirkung auf dem Immobilienmarkt. Im viertgrößten Euroland Spanien haben die Verkäufe von Häusern und Wohnungen im vergangenen Jahr einen Stand erreicht, den man nur vor dem Platzen der Immobilienblase 2008 kannte.
Auffällig an den scheinbar tollen Zahlen war der Bremsvorgang, der im Dezember eingeleitet wurde, als sich die Zinserhöhungen der EZB deutlich bei Immobilienkrediten niedergeschlagen hatten. Erstmals gingen die Verkäufe nun wieder zurück, sogar gleich um mehr als zehn Prozent.
Der Trend ist zu einer harten Drosselung geworden und dürfte eine Vollbremsung werden, wenn die EZB demnächst die Zinsen weiter erhöht. Im Januar gingen die Verkäufe gegenüber dem Vorjahresmonat schon um 16 Prozent zurück. Eine neue, wenn auch kleinere Blase als vor der Finanzkrise platzt gerade.
Ganz ähnlich sieht es in Großbritannien aus, wo der Hypothekenmarkt wie in Spanien weitgehend auch von variablen Zinsen dominiert wird. Die schlagen schnell auch auf geschlossene Verträge durchs und entziehen den Menschen weiter Kaufkraft. In dem Land, dass durch eine völlig verfehlte konservative Chaos-Politik tief in eine Stagflation gestürzt wurde, brechen die Immobilienpreise ebenfalls ein, wie die Financial Times (FT) berichtet.
Auch hier werden Parallelen zur Finanzkrise gezogen. "Immobilienmakler sind so pessimistisch wie seit 14 Jahren nicht mehr", berichtet das Blatt. Der Markt befinde sich weiter "auf einem Abwärtspfad"und zumindest in der ersten Jahreshälfte sei ein weiterer Rückgang der Preise zu erwarten.
Dass in den USA gerade die Silicon Valley Bank (SVB) von einer Regulierungsbehörde in Kalifornien geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt wurde, ist ebenfalls ein klares Warnsignal, dass an die Krise vor 15 Jahren erinnert. Die Bank musste Verluste von 1,8 Milliarden Dollar hinnehmen.
Daraufhin beschlagnahmte der Bankenversicherer Federal Deposit Insurance Corporation das Vermögen der SVB. Zuvor war eine Not-Kapitalerhöhung gescheitert. Es ist die größte US-Bankenpleite seit der Finanzkrise und die Bank gehört zu den großen Finanzinstituten in den USA.