Neue US-Zollstrategie: Trump schwenkt von 'America First' auf 'Smart First' um
Trumps Beraterstab erwägt differenzierteren Zollplan. Statt pauschaler Strafzölle sollen nun bestimmte Branchen gezielt geschützt werden. Doch welche genau?
Donald Trumps hatte im Wahlkampf angekündigt, Zölle auf Produkte aus Europa und aus China einzuführen. Doch statt pauschaler Zölle auf sämtliche Importe wollen Trumps Berater sie jetzt nur für einzelne Branchen einführen. Das berichtete zuerst die Washington Post, bestätigt wurden die Berichte dann von Reuters und Bloomberg.
Abkehr von universellen Strafzöllen
Ursprünglich hatte Trump im Wahlkampf Strafzölle von zehn bis 20 Prozent auf alle Importe angedroht. Vor allem China sollte mit Zöllen von bis zu 60 Prozent belegt werden. Für Mexiko und Kanada waren zuerst Zölle in Höhe von 25 Prozent vorgesehen. Ökonomen warnen jedoch, dass solche universellen Zölle die Verbraucherpreise in die Höhe treiben und den Welthandel massiv verzerren würden.
Der neue Plan sieht nun vor, Zölle nur auf bestimmte Sektoren zu erheben, die als kritisch für die nationale oder wirtschaftliche Sicherheit angesehen werden. Laut Washington Post wäre dies eine deutliche Abkehr von Trumps Wahlkampfversprechen.
Schwerpunkt auf Verteidigungsindustrie und Medizingüter
Auf welche Branchen genau die Zölle abzielen sollen, ist noch unklar. Dem Bericht zufolge konzentrieren sich die Vorgespräche aber vor allem auf Sektoren, die das Trump-Team wieder zurück in die USA holen möchte. Dazu zählen:
- Die gesamte Lieferkette der Verteidigungsindustrie, die durch Zölle auf Stahl, Eisen, Aluminium und Kupfer wieder unter US-Kontrolle kommen soll,
- Kritische Medizingüter wie Spritzen, Nadeln, Fläschchen und pharmazeutische Materialien,
- Die Energieerzeugung mit Zöllen auf Batterien, Seltenerdmetalle und Solarmodule.
Ob der neue Ansatz der gezielten Zölle auch für andere von Trump geplante Maßnahmen gelten soll, ist offen. Fraglich ist dies bei den Strafzöllen gegen Mexiko und Kanada, da Trump beide Länder bestrafen will, falls sie nicht stärker gegen illegale Migration und Drogenschmuggel in den USA vorgehen.
Märkte reagieren optimistisch auf Zollpläne
Die europäischen Aktien- und Devisenmärkte reagierten am Montag mit kräftigen Kursgewinnen auf die Berichte über Trumps neue Zollpläne. Offenbar werteten die Anleger den Kurswechsel hin zu weniger aggressiven und gezielteren Zöllen als positives Signal.
Auch der US-Dollar geriet unter Druck. Der Bloombergs Dollar Spot Index, der den Wert des Dollars im Vergleich zu anderen wichtigen Währungen misst, fiel um 0,9 Prozent – der größte Rückgang seit November. Der Euro legte um mehr als ein Prozent zum Dollar zu.
Angesichts der unklaren Zollpläne haben einige Unternehmen bereits begonnen, sich auf mögliche Zölle vorzubereiten. Laut Washington Post ziehen manche Firmen Aufträge vor, suchen neue Lieferanten oder verhandeln Verträge neu. Das führt schon jetzt zu einem Anstieg der Importe und Verwerfungen in den Lieferketten.