Neue, die Ozonschicht zerstörende FCKW-Emissionen kommen aus China
Eine Studie bestätigt den Verdacht, dass seit 2013 trotz des Verbots in Ostchina Trichlorfluormethan emittiert wird und damit die Reduzierung von FCKW zum Schutz der Ozonschicht verlangsamt
Im Mai 2018 veröffentlichten Wissenschaftler in der Zeitschrift Nature einen Artikel, nach dem es ab 2012 wieder vermehrt Trichlorfluormethan (CFC-11), ein Fluorchlorkohlenwasserstoff (FCKW), der als Kältemittel benutzt wird, in die Atmosphäre gelangt. Wie alle FCKW baut es die Ozonschicht in der Atmosphäre ab, CFC-11 war eines der FCKWs, die am stärksten dafür verantwortlich waren und noch immer sind. Deshalb ist nach dem Montreal-Protokoll (1989) und der London Konferenz (1990) seine Herstellung zum Schutz der Ozonschicht verboten.
Die Wissenschaftler haben festgestellt, dass zwischen 2000 und 2012 die CFC-11-Konzentration in der Atmosphäre zurückgegangen ist, weil es weiterhin von alten Gebäuden mit Dämmmaterial abgegeben wird, aber dass sich seit 2013 der Rückgang um 50 Prozent verlangsamt habe, vor allem in der Nordhalbkugel. Es müsse sich um eine neue Emissionsquelle handeln, d.h. jemand verletzt das ansonsten bislang erfolgreichste Umweltabkommen zum Schutz der Ozonschicht.
Bald ergaben sich Hinweise, dass die Emissionen von China kommen könnten. Nach Recherchen der New York Times sollen chinesische Fabriken weiterhin CFC-11 herstellen und zum Dämmen von Gebäuden und Kühlschränken verwenden. Nach Auskunft von chinesischen Händlern und Experten haben kleinere Firmen das billigere CFC-11 trotz des Verbots auch in China weiter verwendet. Das geht auch aus Berichten chinesischer Umweltbehörden hervor. Das Verbot wurde mithin nicht wirklich kontrolliert und durchgesetzt.
Die in Washington ansässige Umweltorganisation Environmental Investigation Agency hat in einem Bericht im Juli 2018 einige Fabriken genannt, CFC-11 werde vor allem zur Isolierung im Bau verwendet. Chinesische Behörden und Industrieverbände sind aktiv geworden. Es seien zwei Fabriken identifiziert und Material beschlagnahmt worden, berichtete der chinesische Botschafter in London. China verfolge eine Null-Toleranz-Politik.
Gerade erschien in den Geophysical Research Letters eine weitere Studie eines internationalen Wissenschaftlerteams u.a. von der University of Bristol, in der anhand von Daten von der Gosan-Station in Südkorea bestätigt wird, dass die Quelle der Emissionen in Ostchina liegt. Von dort aus stammen mindestens die Hälfte der 40.000 Tonnen Tetrachlormethan-Emissionen, die jährlich in die Atmosphäre gelangen. Aus Tetrachlormethan wird Trichlorfluormethan hergestellt. Allerdings konnten die Wissenschaftler nicht genau bestimmen, woher die Emissionen stammen, unklar ist auch, welche Folgen diese haben werden. Zwischen 2009 und 2016 habe sich die räumliche Verteilung der Emissionen verändert, seit 2012 sei eine oder seien mehrere neue Emissionsquellen in der Provinz Shandong hinzugekommen.
Matt Rigby von der University of Bristol und Mitautor sagt in einer Mitteilung der Universität, dass man zwar das Gebiet ausmachen könnte, von wo aus die Emissionen entstehen, aber nicht die Fabriken und Verfahren, die verantwortlich sind: "Das ist wichtig, weil wir nicht wissen, ob dies absichtlich oder unbeabsichtigt hergestellt wird." Einschränkend heißt es auch, dass Emissionen aus anderen Gebieten wie aus Indien, Südamerika und Teilen Asiens kommen könnten, hier fehlen Kontrollen und genauere atmosphärische Messungen.