Neues von Binalshibh

An der Costa Dorada sollen die Anschläge vom 11.9. endgültig geplant worden sein

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Ausgerechnet am 11.9. 2002 wurde Ramsi Binalshibh, der in Hamburg mit Mohammed Atta zusammen gelebt hatte, von dort am 5.9.2001 abgereist ist und als einer "Drahtzieher" bzw. als der "Cheflogistiker" der Anschläge vom 11.9. gilt, mit der Hilfe der CIA und des FBI in Pakistan festgenommen (Wie ein schlechter Krimi). Die pakistanische Regierung übergab ihn an die US-Behörden, nachdem Bundesinnenminister auf die Auslieferung nach Deutschland zugunsten der USA verzichtet hatte. Wo er sich befindet, ist unbekannt, aber aus seinen Verhören gelangt immer einmal wieder etwas irgendwie an die Öffentlichkeit.

Vor seiner Gefangennahme hatte al-Dschasira am 11.9. 2002 ein bereits im Juni aufgezeichnetes Interview mit ihm und dem im März 2003 ebenfalls in Pakistan festgenommenen und seitdem in US-Haft befindlichen Chalid Scheich Mohammed gesendet (Rätsel um Scheich Mohammed), in dem beide von den Vorbereitungen auf den 11.9. berichteten. Gefangen genommen wurde er angeblich durch ein abgehörtes Telefongespräch mit dem al-Dschasira-Journalisten Jusri Foda, der das Interview mit Binalshibh geführt hatte.

Binalshibh hatte zuletzt dazu beigetragen, dass Abdelghani Mzoudi vom Oberlandesgericht Hamburg mangels Beweisen freigesprochen wurde (An die Grenzen der Wahrheitsfindung gestoßen). Er war der - ebenso wie der bereits zu 15 Jahren Gefängnis verurteilte Mounir El-Motassadeq - der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung - der sogenannten Hamburger Terrorzelle um Atta - sowie der Beihilfe zum Mord in über 3.000 Fällen angeklagt. Binalshibh soll aber seinen Vernehmern versichert haben, dass nur er und die Todespiloten von den Anschlagsplänen gewusst hätten (Fax vom BKA), die zudem in Afghanistan ausgeheckt worden seien. Den Richtern wurde die Einsicht in die Vernehmungsprotokolle verweigert, die dem BND und dem BKA vorliegen. Die Bundesanwaltschaft bezeichnete die Aussagen von Binalshibh als nicht verlässlich (Auf Lügen programmiert).

Nun sind angeblich, wie die spanische Zeitung El Pais berichtet, weitere "Informationen" aus den Vernehmungen Binalshibhs bekannt geworden. Die amerikanischen Behörden sollen diese dem spanischen Geheimdienst mitgeteilt haben. Danach ist die letzte Absprache vor der Durchführung der Anschläge in Spanien erfolgt.

Im spanischen Tarragona an der Costa Dorada sollen sich Atta, der von Miami angereist kam, und Binalshibh, der aus Hamburg kam, sowie drei weitere Männer vom 9. bis 17. Juli 2001 neun Tage lang zusammen gesetzt haben, um die genaue Ausführung der Anschläge zu planen. Dass sich Atta und Binalshibh dort getroffen haben können, weiß man allerdings schon lange, neue Einzelheiten wurden durch die "Aussage", soweit sie von El Pais mitgeteilt wird, nicht bekannt, vielleicht geht es um eine Amtshilfe (siehe unten). Unbekannt ist, wie Binalshibh verhört wird, der möglicherweise schon einmal unter Zwang irgend etwas erzählt, was gerne gehört wird.

Das Datum der Anschläge soll Binalshibh erst Mitte August von Atta erfahren haben, der schon seit Monaten nicht mehr mit der al-Qaida-Führung in Afghanistan in Kontakt gestanden haben soll. Binalshibh habe dann Atta den Termin bestätigt und nach einer Bedenkfrist von einer Woche dann die al-Qaida-Führung in Afghanistan davon in Kenntnis gesetzt.

Man habe den Aufenthalt von Atta in mehreren Hotels nachvollziehen können, von Binalshibh nur eine Bestätigung für die erste Nacht im Hotel Monica in Cambrils und für den Rückflug am 17. Juli gefunden. Binalshibh ist am 5. September 2001 von Hamburg wieder nach Spanien geflogen und von dort mit einem falschen Pass nach Afghanistan weiter gereist. In Spanien habe er die Hilfe einiger dort befindlicher al-Qaida-Mitglieder erhalten, soll er dem FBI erzählt haben. Der spanische Ermittlungsrichter Guillermo Ruiz Polanco würde, so El Pais, von den amerikanischen Behörden gerne mehr Einzelheiten über das angebliche Treffen erhalten.

Vor einigen Tagen wurden in Torrevieja und in Murcia zwei Algerier in einer "komplexen", von Polanco geleiteten Operation unter Mithilfe von Deutschland, Frankreich und den USA festgenommen, die verdächtigt werden, der "Hamburger Terrorzelle" logistische Dienste geleistet zu haben. Den gefälschten Pass soll Binalshibh von einem der Männer, Khaleb Madani, erhalten haben, der dafür drei oder vier Mal Schecks in Höhe von etwa 300 Euro aus Deutschland bekommen haben soll.