Newsletter_Kunst

Neuigkeiten und Ausstellungshinweise

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Ab diesem Monat präsentieren wir einen Newsletter zum Thema Kunst, zusammengestellt vom in Köln lebenden Künstler und Autor Markus Huemer. Mit diesem Angebot ergänzen wir unseren allgemeinen Veranstaltungskalender durch eine vorsortierte Auswahl von Kunstevents. Kleine Galerien werden dabei ebenso berücksichtigt wie große Ausstellungshäuser und unabhängige Projekte. Kurzkritiken und Features bereichern das Angebot zusätzlich.

Bill Seaman "Man manövriert Drehungen auf der Zungenspitze"

Bundeskunsthalle Bonn vom 6.9. bis 3.11.1996

Auf drei wandfüllenden Projektionen sind Sätze, eine Menüsteuerung und Videos von einer Videodisk zu sehen. Das Steuerungsmenüsystem ist ein Kollage-Panorama von 150 Einzelaufnahmen. Jedes Bild ist überlagert von einem poetisch linguistischen Baustein, von Kurzgedichten. Kurzgedichte sind Haikus, japanische, lyrische Kurzformen, geprägt vom Geist des Zen-Buddhismus, die aus dem scherzhaften Kettengedicht entstanden sind. Bei Aktivieren in einem dieser Bilder wird eine Videoseqünz aktiviert. Ein Gedichtgenerator produziert zudem unentwegt grammatisch sinnvolle Sätze aus diesen Haikus. Jeder Eingriff produziert eine neue Kombinatorik von Bild-, Ton- und Textkombination.

In Bill Seaman's Computerinstallation "Passagen Kombinationen, man manövriert Drehungen auf der Zungenspitze" in der Bundeskunsthalle Bonn findet sich der Betrachter einem virtuellen elektronischem Raum, der also als Menü-System organisiert ist gegenüber. Architektonische Bildsequenzen stehen in Referenzialität zu poetischem Text und Soundtrack, bieten dem User ein Netzwerk von Assoziationen, ermöglichen ihm individuelle und interaktive Interpretationen.

Seaman operiert mit einem Kommunikationsbegriff, der auf eine allgemeine Theorie von Verhalten zielt, und der individuellen Ereignissen ebenso wie großformatigen gesellschaftlichen Abläufen gerecht werden kann. Spätestens seit der Einführung der Kybernetik zweiter Ordnung, also der Einführung des Beobachters, ist Kommunikation nur gewährleistet, wenn sie erstens ein Ereignis mit einem anderen verknüpft. Zweitens: nur was sich zugleich wechselweise, korrelativ wahrnimmt, also was verbunden ist, kann miteinander kommunizieren. Ausserdem ist sie drittens selektiv, und man muss ihr das ansehen können. Alle drei Kategorien sind in der Installation erfüllt. Ein Individuum kann nur wahrnehmen. Fehlerkorrektur und Wissensakkumulation bedürfen der Kommunikation. Die komplexe Kombinatorik in der Installation Seaman's zeigt dies deutlich.

Kunst aus Österreich 1896 - 1996

Bundeskunsthalle Bonn vom 27.09. - 03.11.1996

Die Ausstellung widmet sich der Malerei, der Bildhauerei und der Architektur Österreichs im 20. Jhdt. Gezeigt werden etwa 400 Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen und Photographien von Architekturzeichnungen und -modellen von herausragenden Künstlern und Architekten, die eine Epoche oder künstlerische Richtung beispielhaft vorstellen.

European Art Forum, Messe Berlin

Messe Berlin, 31.10 - 4.11.1996

In einem Interview mit Christian Nagel über die Berliner Messe European Art Forum werden folgende Fragen angesprochen:
Warum sind so viele Kölner Galeristen in Berlin und nicht auf der Art Cologne vertreten? Die Streitigkeiten des BVDG. Wird Berlin einen vergleichbaren Aufschwung erleben, wie Köln ihn 1967 mit der Einführung der Art Cologne erlebte? Ein sehr provokatives Gespräch mit dem eloquenten Galerist Christian Nagel.

Knowbotic Research, "Anonymes Gemurmel"

Digital Dreams 4, Newcastle vom 13-17 Nov. präsentiert.

Die Arbeit "Anonymous Muttering - anonymes Gemurmel" von Knowbotic Research wurde bereits beim Festival DEAF 96 in Rotterdam gezeigt. Lesen Sie die folgende Anmerkung, welche dieses Technokunstwerk als Kommentar zu kritischen Diskursen beschreibt.

Art Cologne

Messe Köln vom 10 -17.11.1996

Rene Green

Galerie Christian Nagel / Köln
Rene Green zeigt vom 8.11. - 6.12.1996 "site specific". Sie will eine Arbeit von Robert Smithen neu interpretieren.

Clegg&Gutmann

Galerie Christian Nagel / Köln vom 8.11. - 6.12.1996

Die Galerie mietet für diese Präsentation einen zweiten Raum an. Die Künstler zeigen neue Arbeiten, welche an die alten Photos der 80er Jahre anknüpfen. Es sollen 4 "happenings" durch filmische (16mm) und fotographische Darstellung gezeigt werden.

Urs Lüthi

Galerie Maximilian Krips / Köln vom 25.10. - 30.11.1996

Rolf Walz, "Shift"

Projektraum Berlin ab 26.10.1996

Die Münchner Galeristen Andreas Binder und Mathias Kampl betreiben seit Sommer 1996 gemeinsam eine neue Galerie, den Projektraum Berlin e.V.. Der programmatische Ansatz reicht von raumbezogen-architektonischen bis hin zu Arbeiten mit neuester Medientechnik. Bisher wurden Lawrence Weiner und Matt Mullican ausgestellt. Mullican zeigte drei Leuchtkästen der Arbeit "Computer Project" aus den Jahren 1989/90. Diese stellen Ausschnitte aus einer virtuellen Stadtansicht dar, welche dem Plan einer imaginären Stadt folgen. Dem New Yorker Künstler geht es dabei um das Gedankenmodell eines interpretativen Raumes, der durch Computertechnik visualisiert werden kann. Ab 26.10. zeigt der Kölner Künstler Rolf Walz die Rauminstallation "Shift". Die Neonraumbeleuchtung ist auf Augenhöhe abgehängt und das Schaufenster ist mit halbtransparenter, grüner Folie abgeklebt. Gegenüber verdoppelt ein wandfüllender Spiegel Raumelemente und Betrachter. Die Installation stellt ein Referenzsystem zu seinen früheren Arbeiten, den Aquarien dar.

Sammlung Speck

Museum Ludwig / Köln vom 17.9 - 17.11

Simon Ungers

Galerie Sophia Ungers vom 25.10 - 14. Dez.; auf Anfrage auch bis Mitte Januar. Der Künstler zeigt eine grössere raumübergreifende Installation.

Vorschau

Tavoli / Why these hands are touching me

Bundeskunsthalle Bonn - Studio Azzuro vom 13.12. - Februar 1997)

In einem abgedunkelten Raum stehen sechs leicht geneigte Tische auf denen jeweils eine Videoprojektion zu sehen ist: Eine schlafende Frau, eine brennende Kerze, eine mit Wasser gefüllte Schale, ein gedeckter Tisch, etc. Allein durch Berührung der Oberfläche der Tische löst der Betrachter Veränderungen der projezierten Bilder aus: die Frau erwacht, die Kerze fällt um und entzündet die Tischoberfläche, die Wasserschale läuft über, das Tischtuch wird heruntergerissen

Ulrike Rosenbach "Im Palast der neugeborenen Kinder"
Bundeskunsthalle Bonn vom März bis Mai 1997

Die Grossen Sammlungen V, Museo di Capodimonte, Napoli
Bundeskunsthalle Bonn vom 06.12.1996 - 2.3.1997

Werke von Mantegna, Raffäl, Tizian, El Greco, Lorenzo, Guido Reni etc. aus dem Museo Nazionale di Capodimonte werden erstmals ausserhalb dieses Museums gezeigt. Desweiteren werden "verborgende Schätze" wie Skulpturen, Porzellan und vorallem Gobelins aus dem 16. Jhdt. ausgestellt. Die Ausstellung ist Bestandteil der Ausstellungsreihe "Die grossen Sammlungen I......". Zur Zeit werden 450 Werke aus dem Moderna Museet, Stockholm in der Ausstellung "Die Grossen Sammlungen IV" gezeigt. Datum 04.07.1996 - 12.01.1997. Die Arbeiten reichen von der klassischen Moderne bis zur zeitgenössischen Kunst.