Nord Stream: Der Angriff auf die Pipelines
Seite 2: Die Zukunft des Frackings
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Als weiterer scharfer Kritiker der US-Gesetze von 2017 und 2019 hat sich der ehemalige Chef der Deutschen Energie-Agentur (dena), Stephan Kohler, hervorgetan. In einem Interview von 2017 weist er darauf hin, dass die USA im CAATSA-Gesetzesentwurf ganz offen mit besseren Marktchancen für ihr Flüssiggas argumentierten.
2019 - das Gespräch mit russischen Informationsplattformen war noch nicht synonym mit einem Karriere-Ende - erneuert Kohler im Interview mit Sputnik seinen Standpunkt und ergänzt ihn um eine brisante Dimension:
Was ich viel interessanter finde, ist der politische Aspekt. Ich denke, dass die Amerikaner kein Interesse daran haben, dass Europa und Russland sich wieder annähern. Eben genau deshalb werden die Sanktionen erlassen, um den politischen Keil zwischen Europa und Russland weiter hineinzutreiben.
Stephan Kohler
Noch im März 2020 äußerte sich Kohler mit Blick auf die kritische Situation in der Ukraine und Angela Merkels Beteuerung, man sei mit dem russischen Gas auf dem richtigen energiepolitischem Kurs, dass der Ankauf von amerikanischem Fracking-Gas in Deutschland in absehbarer Zukunft keine Option darstelle, schon allein wegen seines umweltschädlichen Rufs, den vor allem die Grünen lange in den Vordergrund ihres politischen Programms stellten – den Ausbau von LNG-Terminals aber dennoch mit vorantrieben.
Hätte sich der Ende Oktober 2020 verstorbene Kohler vorstellen können, dass die Bundesregierung gut anderthalb Jahre später, am 31. Mai 2022, eine kleine Anfrage der AfD zum künftigen Ersatz der russischen Erdgaslieferungen mit den folgenden Worten beantwortet?
Sie [die Bundesregierung, d. Red.] geht davon aus, dass neben leicht höheren Lieferungen aus Norwegen, hauptsächlich Flüssigerdgas (LNG) aus unterschiedlichen Herkunftsländern nach Europa und Deutschland geliefert wird. Dazu zählen u. a. die USA, Katar, Algerien und Lieferländer aus Afrika.
Antwort der Bundesregierung
Wohl kaum.
Konflikt beendet den Konflikt
Im November 2021 kommt der Konflikt um die Pipeline scheinbar zum Ende. Deutschland gibt gegenüber seinem transatlantischen Verbündeten das Versprechen ab, Sanktionen gegen Russland zu verhängen, sollte Putin sich jemals dazu entscheiden, Energie als Waffe einzusetzen.
Zuvor war der Pipeline-Betrieb im Juli von Präsident Biden an die Bedingung geknüpft worden, den Gas-Transit durch die Ukraine für weitere zehn Jahre zu sichern.
Im Januar spricht die unter Präsident Joseph Biden erneut in Regierungsverantwortung stehende Victoria Nuland, legendär durch ihr "Fuck the EU"-Telefonat, die Drohung aus, dass die USA Nord Stream 2 unterbinden werden, falls Russland in die Ukraine einmarschiere.
Am 7. Februar verspricht Joe Biden, dass man im Falle einer Invasion "fähig sein werde", das Projekt zu stoppen. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland seinerzeit in einem Artikel richtig bemerkte, ist das allerdings nur auf illegalem Wege möglich.
Am 22. Februar kündigt Bundeskanzler Scholz aufgrund des erwarteten Einmarschs in die Ukraine – Bloomberg veröffentlichte (irrigerweise) schon am 4. Februar einen entsprechenden Zeitungsbericht – an, das Zertifizierungsverfahren für die Pipeline unverzüglich zu stoppen.
Morgen folgt Teil 2: "Der Keil ist keine Lüge"