Nordirak: Jesiden befürchten erneut Vertreibungen

Seite 3: Kurdische Autonomieregierung blockiert Wiederaufbau im Shengal

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Die KDP boykottiert bereits seit langem die Hilfe zum Wiederaufbau vom Shengal und hindert ezidische Familien daran in den Shengal zurückzukehren. Die Eziden im Shengal werfen den Barzani-Peschmergas vor, Lebensmittel, Baumaterialien und andere Hilfsgüter nicht nach Shengal durchzulassen.

Barzani gehe es in Wirklichkeit um die Entvölkerung des Shengal-Gebietes. In der Tat ähneln die Methoden der Unterdrückung von Minderheiten und Oppositionellen denen in der Türkei. So wurden in der letzten Zeit verstärkt kritische Journalisten und Oppositionelle verhaftet, Nichtregierungsorganisationen durchsucht und geschlossen, wie zum Beispiel die Frauenorganisation Repak mit Sitz in Erbil (kurd.:Hewler).

Anfang Januar 2017 wurde in Dohuk (Duhok) die wichtigste ezidische Hilfsorganisation Yazda von der Geheimpolizei Barzanis geschlossen. Alle ihre laufenden humanitären Projekte mussten gestoppt werden. Yazda ist die größte ezidische NGO weltweit mit Hauptsitz in den USA.

Sie organisieren Hilfsprojekte für die aus der IS-Gefangenschaft befreiten Frauen und Kinder. Die Versorgung von tausenden Flüchtlingen im Shengal-Gebirge und zahlreiche andere Projekte haben Yazda international bekannt gemacht. So versorgt die medizinische Abteilung von Yazda derzeit 14.500 Flüchtlinge im Gebirge.

Yazda wird auch von der UN-Sonderbotschafterin Nadia Murad unterstützt. Die Autonomieregierung erklärte, die Organisation sei aufgrund ihrer politischen Aktivitäten geschlossen worden, ohne anzugeben, was ihr denn genau vorgeworfen wird.

Yazda gehört keiner politischen Organisation an, kritisierte allerdings alle Seiten für ihren Machtkampf um die Vorherrschaft im Shengal. Möglicherweise wollte die KDP ein umfangreiches Versorgungsprogramm für die Flüchtlinge im Shengal-Gebirge verhindern, das von Yazda in Zusammenarbeit mit der UN organisiert wurde. Mittlerweile soll Yazda nach unbestätigten Meldungen ihre Arbeit wieder aufnehmen dürfen.

Bewaffnung von arabischen Stämmen

Nun wurde zudem bekannt, dass die kurdische Regierung sunnitisch-arabische Stämme aus dem Shengal bewaffnet. Wie die regierungsnahe Nachrichtenagentur Rudaw berichtet, wurden in letzter Zeit bereits 2.000 Araber aus den Ninawa-Regionen Zumar, Shengal und Rabia von den Peshmerga ausgebildet und unter Waffen gestellt.

Heydar Shesho, Kommandant der HPÊ, warnte, dass damit die Täter des Völkermordes an den Eziden rehabilitiert werden könnten, denn nach dem Überfall des IS hatten sich viele der sunnitischen Nachbarn dem IS angeschlossen.

Shesho berichtet, dass sich bis zu 80% der sunnitisch-arabischen Stämme im Shengal, darunter zum Beispiel die Stämme der Mitwetî und Khatuni, dem IS anschlossen. Der Stammesführer der Khatuni, Abu Hamza Al-Khatuni, war sogar IS-Kommandant. Er ist verantwortlich für das Massaker im Dorf Kocho mit über 600 Ermordeten und über 1.000 verschleppten Frauen und Kindern. Es wird auch befürchtet, dass unter den sunnitischen Rekruten für die Peschmerga Bewohner der Stadt Baaj sein könnten.

Dorthin wurden hunderte Frauen und Kinder verschleppt und mithilfe der lokalen Bevölkerung Wochen und Monate in Schulen und anderen größeren Gebäudekomplexen festgehalten und versklavt. Die ezidische Bevölkerung befürchtet nun durch die bewaffneten sunnitischen Nachbarn - jetzt in Peschmerga-Uniformen - erneut vertrieben zu werden, bzw. nicht zurückkehren zu können.