Offensive stockt, Nato sagt ab: Ukraine reagiert mit verzweifeltem Optimismus

Kuleba auf den Nato-Gipfel in Video-Zuschaltung. Bild: nato.int

Präsident Selenskyj gesteht Probleme bei Offensive gegen russische Truppen ein. Außenminister Kuleba deutet Nato-Absage zur Zusage um. Was fehlt, sind positive Signale aus und an Kiew.

Die Offensive der Ukraine gegen die russischen Truppen im Land ist spät angelaufen und stockt, die Nato hat dem Land eine Absage erteilt. Dennoch versuchen Präsident Wolodymyr, Selenskyj und sein Außenministerin Dmytro Kuleba positive Nachrichten zu verbreiten. Das fällt zunehmend schwer.

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Während einige Beobachter schon von einem Scheitern sprechen, hat Selenskyj nun die erst selbst hochgesteckten Erwartungen an die laufende Gegenoffensive heruntergeschraubt. Von einer Niederlage der eigenen Streitkräfte will er aber nicht sprechen:

"Wir müssen klar verstehen - so klar wie möglich -, dass die russischen Streitkräfte in unseren südlichen und östlichen Gebieten alles in ihrer Macht Stehende durchführen werden, um unsere Soldaten aufzuhalten", sagte Selenskyj in seiner Videoansprache am Freitagabend.

Deshalb müsse man für jeden Kilometer, den die eigenen Truppen vorrücken, und für jeden Erfolg im Kampf dankbar sein. Die Äußerung könnte ein Hinweis auf die Schwierigkeiten sein, mit denen die ukrainische Armee bei ihrer Offensive zu kämpfen hat, hieß es etwa bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Bei einem Treffen mit der Militärführung seien die Kampfeinsätze, die Versorgung der Truppen und die Koordination mit den Partnern bei Waffen- und Munitionslieferungen abgestimmt worden, sagte der 45-jährige Staatschef. Zudem kündigte er eine baldige Reform der militärischen Ausbildung an.

Derweil wurde bekannt, dass die Söldner des russischen Militärunternehmens Wagner in Belarus eine Ausbildungsmission in den Streitkräften des Landes gestartet haben. Wagner-Truppen wurden in das mit Russland verbündete Belarus geschickt, nachdem eine Revolte unter Gründer Jewgeni Prigoschin im Juni gescheitert war.

Trotz Absage: Kuleba sieht sein Land in der Nato

Trotz der Absage an eine Mitgliedschaft hat sich der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba den Ergebnissen des kürzlichen Nato-Gipfels in Vilnius zufrieden gezeigt. "Wir haben die psychologische Barriere überwunden und ich sehe, dass man die Ukraine real als Mitglied der Nato betrachtet", sagte er am Freitag im ukrainischen Fernsehen.

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Es sei zwar schlecht, dass kein "Quantensprung" gelungen sei, fügte er an – offenbar mit Bezug auf das Ziel einer Mitgliedschaft. Dieser "Quantensprung" werde jedoch unvermeidlich kommen, und das wird viel früher sein, als es uns jetzt scheint, so Kuleba.

In einem Interview mit dem US-Regierungssender RFE/RL hatte Kuleba wenige Tage zuvor noch eingeräumt, dass die Enttäuschung über den Wortlaut der Nato-Abschkusserklärung "gemischte Gefühle" hinterlassen habe.

Entscheidungen zum Aktionsplans zur Mitgliedschaft (MAP) und die Schaffung des Ukraine-Nato-Rates seien große Schritte, die zeigten, dass die Mitglieder des Nordatlantikpaktes bezüglich einer Aufnahme der Ukraine "viel zuversichtlicher" seien, als dies scheine.

In ihrer Erklärung hatten die Nato-Staats- und Regierungschefs anerkannt, dass der Weg der Ukraine zur vollen euroatlantischen Integration über die Notwendigkeit des unverbindlichen MAP hinausgeht und "wir in der Lage sein werden, der Ukraine eine Einladung zum Beitritt zum Bündnis auszusprechen, wenn die Bündnispartner zustimmen und die Bedingungen erfüllt sind".

Diese vage Aussage hatte hochrangige ukrainische Vertreter verärgert. Präsident Selenskyj bezeichnete die Formulierung als "absurd".

Kuleba sagte, in den ersten Stunden des Gipfels habe es einige "sehr ehrliche und offene" Diskussionen gegeben, und während er das Fehlen von Details in der Erklärung als "einen faulen Apfel, der den Rest verdirbt" bezeichnete, fügte er schnell hinzu, dass Kiew weiter auf eine Mitgliedschaft hinarbeiten werde, "um sicherzustellen, dass der Weg zur Nato sich nicht über viele Jahre hinzieht".

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