Ohne Bodenreform keine Agrarwende: Warum man sich von Illusionen lösen muss

Seite 3: Eine einvernehmliche Agrarwende ist Traumtänzerei

Die öffentliche agrarpolitische Debatte ist unterdessen auf das Niveau eines antiautoritären Kindergartens ab: "Verbieten verboten!" Den Agrarunternehmen Vorschriften zu machen, ist verpönt. Stattdessen sollen sie belohnt werden, wenn sie einmal etwas (ökologisch) richtig gemacht haben. Und viel Lob und Anerkennung natürlich, das brauchen sie auch. Die Infantilisierung überdeckt den handfesten Interessenkonflikt.

Weil Verzweiflung und Zynismus grassieren, muss unbedingt darauf hingewiesen werden, dass es eine Vielzahl konkreter Möglichkeiten in der Landwirtschaft gibt, der ökologischen und sozialen Krise zu begegnen.

Ohne Steuerung der Bodennutzung wird die sogenannte Agrarwende allerdings bloßes Gerede bleiben. Die marktliberal-ökologische Agrarpolitik, wie sie in Deutschland primär von Grünen (und auf Landesebene von der Linken) betrieben wird, scheut den Konflikt mit den Grundbesitzern und den Erzeugern.

Aber dass diese sich mit ein bisschen Grünlandprämie hier und etwas Tierwohl-Label da "mit ins Boot holen" lassen, wie die gängige Floskel lautet, ist Traumtänzerei.

Ist überhaupt eine Frage bedeutsamer als die, wem Grund und Boden gehören? Grundeigentum bedeutet Macht und politischen Einfluss, Einnahmen und Subventionen.

Grundbesitzer können über ihre Lobby politische Entscheidungen lenken oder wenigstens umlenken, aber ihre Macht wirkt auch ganz praktisch. Wenn sie sich sperren, sind Reformen in der Landwirtschaft oder bei der Energiegewinnung aussichtslos.

Das Privateigentum an Grund und Boden bedeutet insofern nicht weniger als die Verfügungsgewalt über unsere Lebensgrundlagen. Nie zuvor war dieser Widerspruch so krass wie heute und so wenigen Menschen bewusst.