Olof Palme: Ein Mord und seine Theorien
Seite 2: Die Palme-Aufklärer und die "Polizeispur"
- Olof Palme: Ein Mord und seine Theorien
- Die Palme-Aufklärer und die "Polizeispur"
- Zahlreiche Verschwörungstheorien
- Ablehnung des "unschwedischen" Palme
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Der Fokus der Öffentlichkeit lag einige Wochen zudem auf einer möglichen Tatwaffe, eine Smith & Wesson, Kaliber 357 Magnum, die aus einem mittelschwedischen See gefischt wurde. Dem populären Fernsehkriminologen und Krimiautoren Leif GW Persson wurden Patronen und Waffe zugeschickt.
Nun wurde Entwarnung gegeben - der Revolver sei vermutlich nicht die Tatwaffe, erklärt die "Palmegruppe", die polizeiliche Kommission, die sich immer noch mit dem Mord befasst und über eine Materialsammlung von mittlerweile 250 Regalmeter Akten verfügt.
Auch Persson ist davon überzeugt, dass die Polizei eventuell in Verbindung mit dem Militär hinter der Ermordung steckt. Seine Thesen hat er 2007 in seinem Roman "Zweifel" dargestellt und den Mord noch einmal vor Ort "rekonstruiert".
Persson erreicht die größte Medienöffentlichkeit unter den Palme-Rechercheuren, die auf Schwedisch "privatspanare" ("Privatdetektive") heißen, ein Ausdruck, der nicht allen gefällt. Auch werden sie oft Verschwörungstheoretiker genannt, da sich viele Schweden nicht vorstellen können, dass einzelne oder wenige etwas vermögen, wozu der Polizeiapparat auch nicht imstande ist.
Als Urgestein gilt der 94-jährige Sven Anér. Der ehemalige Zeitungs- und Fernsehjournalist publizierte seit 1986 fast ausschließlich über den Mord, zudem untersuchte er den Untergang der Estonia. Auch er gilt als Theoretiker der "Polizeispur" und konnte viele Zeugen befragen. Boten seine ersten Publikationen einen Überblick, ging er in späteren Werken wichtigen Detailfragen nach und schrieb über den finnischsprachigen Polizisten Anti Avsan, der mit einem Walki-Talki kurz vor dem Mord gesichtet wurde und heute ein Politiker der Konservativen ist.
Mit einem eigenen Nachrichtenblatt "Palme-Nytt", berichtete er bis 2005 über Neuigkeiten um die Aufklärung des Falles, danach bloggte er, im Dezember 2015 hat er dies aus Altersgründen aufgeben.
Sein 2011 verstorbener Freund Olle Alsén, der ebenso wie Anér für die linksliberale Zeitung "Dagens Nyheter" arbeitete, galt als erster, der Dokumente zur "Polizeispur" veröffentlichte. Er hatte als Journalist den besten Draht zu Kriminalkommissar Hans Ölvebro, der die Untersuchung des Mordes von 1988 bis 1997 leitete.
Die Physiker und Brüder Kari und Perrti Poutiainen brachten 1995 die 880 Seiten dicke Dokumentation "Innerhalb des Labyrinths" heraus, die sich durch wissenschaftliche Akribie und das Fehlen von Spekulationen auszeichnet. Auch hier wird auf Unregelmäßigkeiten der Polizeiarbeit hingewiesen.
Der Grafiker Fritz G Pettersson wurde durch den Tod von Palme zum politischen Aktivisten, der Druck auf die Behörden zur Wahrheitsfindung ausüben wollte. Er hängte Plakate auf und lud zu Unterredungen ein. Auch er legte den Fokus auf die Polizeispur. Dass sein Vertrauter, Ingvar Heimer, mit einer großen Wunde im Hinterkopf sterbend auf einem Bahnsteig gefunden wurde, heizte die Theorie von einem Komplott an.