On the road mit der Bundeswehr

Seite 2: Auftrag Stabilität?

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Das ist jedoch eine ziemlich grobe Kurzfassung von dem, was in Resolution 2100 steht, die der UN-Sicherheitsrat am 25. April 2013 verabschiedet hat. Das Mandat von MUNISMA wird unter Punkt 16 ausgeführt. Schutz von Stabilität, Zivilbevölkerung und Menschenrechten sind die ersten Teilbereiche des Mandats. Zu verhindern, dass bewaffnete, feindlich gesinnte Kräfte zurückkehren, fällt als Unterpunkt unter Stabilität.

Etwas anders klingt der Auftrag in der YouTube-Spezialfolge "Warum ist die Bundeswehr in Mali?" Rund 900 deutsche Soldaten nehmen derzeit an MINUSMA teil, von 15.000 insgesamt. Ihr Auftrag ist Aufklärung mit Drohnen und Hubschraubern. Nicht nur für Mali und seine Menschen sei der Einsatz wichtig, sondern auch für Deutschland als Mitglied der Vereinten Nationen, heißt es da: Durch das Land verläuft eine Route für Waffen- und Menschenschmuggel Richtung Libyen und damit zum Mittelmeer und nach Europa.

Bild: Bundeswehr

Verschlechterte Sicherheitslage

Der Einsatz sei "einer der gefährlichsten Einsätze der Vereinten Nationen, wenn nicht der gefährlichste überhaupt", heißt es weiter. Wie gefährlich, das wird freilich nicht so genau erklärt. Dabei hat erst am 28. September der UN-Generalsekretär einen Bericht zur Lage erstellt. Dort heißt es: "Die politische Lage und die Sicherheitslage haben sich signifikant verschlechtert seit meinen letzten Report (S/2017/478) und der Annahme von Resolution 2364 am 29. Juni."

Aber Dokumente sind nichts für eine YouTube-Serie, da setzt die Bundeswehr lieber auf das unmittelbare Erleben. Eines Nachts wird zum Beispiel Alarm ausgerufen. Ein Angriff auf das Lager droht, alle springen aus den Feldbetten, später muss die Kamera ausgemacht werden.

Am Morgen ist nur klar, dass der Angriff ausblieb. Wie überhaupt den Soldaten vieles unklar ist: Wer kann schon die verschiedenen Gruppen von Islamisten und Tuareg-Aufständischen mit ihren Gruppen und Untergruppen unterscheiden? "Für mich und für die anderen ist das überhaupt nicht durchschaubar", erzählt ein Soldat in die Videokamera.

Nicht Bildung, sondern Nachwuchswerbung

Das ist menschlich nachvollziehbar, macht die Serie jedoch nicht zum Bildungsprogramm. Das ist aber auch gar nicht das Ziel der Bundeswehr, denn ihr geht es um Nachwuchsgewinnung. 6,5 Millionen Euro kostet die aktuelle Werbekampagne, in die Produktion der Mali-Serie floss nur ein Teil davon, nämlich 2 Millionen. Das Verteidigungsministerium verweist auf den Erfolg der "Rekruten": Nach der ersten Staffel sei die Zahl der Bewerber um 20 Prozent angestiegen, bei YouTube habe die Serie mehr als 45 Millionen Views und 270.000 Abonnenten gehabt.

Aktuell hat der YouTube-Kanal "Bundeswehr Exclusive" rund 290.000 Abonnenten. Einige Spezialfolgen, etwa der offizielle Kinospot oder Homestorys mit den Soldaten Michael und Marko liegen bei 100.000-150.000 Klicks. Am besten abgeschnitten hat bisher die erste Folge: 634.000 Menschen schauten zu, als es los ging mit der Abreise aus Deutschland. Das war wohl Neugier auf das neue Format. Danach gingen die Zuschauerzahlen sofort zurück und liegen in der ersten Woche stabil bei rund 350.000 je Folge.

Bild: Bundeswehr

Interaktiv dabei, aber nicht live

Um die Werbebotschaft beim jungen Publikum zu platzieren, setzt die Mali-Serie neben Actionfilm-Ästhetik kombiniert mit Reality-Doku-Kamera auch auf einen eigenen Soundtrack. Man kann ihn bei Spotify als Playlist anhören. "Wir wollen mit unserem neuen Social Media Projekt 'Mali' den Auslandseinsatz der Bundeswehr erlebbar machen, aus der Perspektive unserer Soldatinnen und Soldaten. So hat Deutschland einen Auslandseinsatz der Bundeswehr noch nicht gesehen", erklärt Pressesprecher Feldhaus.

Die Zuschauer können bzw. sollen sich auch interaktiv einbinden lassen: "Willst Du hautnah dabei sein", heißt es bei YouTube. "Diese Kombination aus YouTube-Filmen und Facebook-Nachrichten schafft ein innovatives Serienerlebnis mit zwei parallelen Erzählweisen. Damit geht die Bundeswehr völlig neue Wege in der Social-Media Kommunikation mit der Generation Youtube", so Sprecher Dirk Feldhaus.

Konkret sieht das dann so aus: Meldet man sich beim "Malibot" an, einem Messenger-Dienst bei Facebook, wird man sofort virtuell zwangsrekrutiert: "ACHTUNG, Kamerad Eckert! Ich bin MaliBot. Chatbot der Bundeswehr und dein direkter Draht in den Auslandseinsatz nach Mali!", heißt es dort zum Beispiel zur Begrüßung. "Parallel zur Serie halten dich deine Kameradinnen und Kameraden hier auf dem Laufenden."

Das hat schon für einige Verwirrung gesorgt. Offenbar gab es besorgte Nachfragen, ob es wirklich so clever ist, Einsatzdetails live ins World Wide Web zu stellen. Die Bundeswehr gab jedoch Entwarnung: Man sende "aus Sicherheitsgründen nicht live, aber in Echtzeit - und zwar 24/7". Es ist eben doch eine Show.