Pakistan: Der riskante Kurs von Imran Khan

Seite 2: Vorzeitiges Ende

Zu Unvermögen kam Pech in Form von Corona, kein Land überstand das ohne wirtschaftliche Einbußen. Doch der Damm war gebrochen, Imran Khan geriet in die Defensive.

Man kann sich fast alles schön reden, gegen die Macht der Zahlen kam aber auch der Kaptaan nicht an. Die wirtschaftliche Lage war schon unter der Vorgängerregierung desolat gewesen.

Unter der PTI begannen erst recht Schulden und Inflation zu steigen und die Devisenreserven bedrohlich abzuschmelzen. Die Inflation betrug schon 10 Prozent als woanders die Leitzinsen unter 1 Prozent lagen und die Furcht vor der Deflation war. In Pakistan wurde das nicht von Corona verursacht, aber verstärkt. Wieder einmal musste der IWF um Hilfe gebeten werden, die dieser zu seinen altbekannten Bedingungen leistete.

Die Zeche bezahlen durfte wie jedes Mal die breite Bevölkerung, besonders die Steuern auf Öl und Gas wurden drastisch erhöht. Khan fiel nichts Neues ein. An eine Vergrößerung der Steuerbasis, z.B. die mehr als überfällige Besteuerung von Agrarland, der wichtigsten Ressource überhaupt, traute sich der angebliche Volkstribun und Großreformer nicht. Dazu waren einfach zu viele der alten Eliten auch in seiner Partei.

Im Winter 21/22 war ein großer Teil des Kredits bei den Wählern aufgebraucht. Es gab zwar weiter viele völlig ergebene Anhänger, doch Imran und PTI konnten sich nur halten, weil nur die lange diskreditierten Vorgänger die Alternative waren. Diese begruben ihre Rivalitäten und schlossen sich zum PDM (Pakistan Democratic Movement) unter der Führung des schlauen Fuchses Mullah "Diesel" Fazl-ur Rahman zusammen.

Im Januar witterten sie Morgenluft. Die Armee blieb neutral (ein Ausdruck, der heute wie kaum ein anderer in den Sozialen Medien verhöhnt wird), die Wirtschaftskrise beschleunigte sich. Imran fuhr schwerstes Geschütz auf und bezichtigte seine Gegner, Agenten einer amerikanischen Verschwörung zu sein. Eine haltlose Behauptung, wie sich schnell herausstellte, die aber besonders bei seinen Paten, der Armeeführung, schlecht ankam. Wie sollte das unter den wachsamen Augen der Armee geschehen?

Ende März, Anfang April ging es im für seine Ruhe so bekannten Islamabad hoch her wie selten, Jalsa (Sympatiebekundung) jagte Dharna (Protestbekundung), politischer Karneval vom Feinsten, mittendrin Imran und andere PTI-Granden hier, PDM-Führer wie Maryam Nawaz, Bilawal Bhutto und der "Diesel" Mullah da.

Genau am Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine schüttelte Imran Wladimir Putin im Kreml die Hand. Auch das half nicht mehr. Am Ende war es wie sonst – ausreichend Parlamentarier der PTI, aus was für Gründen auch immer, wechselten die Seiten.

Am 10. April 2022 wurde Imran Khan per Misstrauensvotum als erster Premierminister seines Amtes enthoben. Das war neu. Und man wartet weiter auf den ersten Premier, der eine ganze Amtsperiode durchhält. Imran endete wie seine vielen Vorgänger. Doch das ist nichts Neues in Pakistan.