Pandemie ohne Ende?
Die neuen Corona-Varianten zwingen Fachleute zum Umdenken. Noch ist unklar, wie lange wir mit Covid-19 leben müssen
Schon seit einigen Wochen macht sich unter Fachleuten die Sorge breit, dass die eben erst gegen Covid-19 entwickelten Impfstoffe bereits wieder an Wirksamkeit verlieren. Dabei handelt es sich nicht um hypothetische Überlegungen akademischer Angsthasen, sondern um Einsichten, die auf empirischem Datenmaterial basieren.
Bereits vor knapp einem Monat wurde in Südafrika die geplante Kampagne mit dem teils an der Universität Oxford entwickelten Impfstoff AstraZeneca gestoppt, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Der Grund dafür waren die wenig erfreulichen Ergebnisse einer Impfstudie an 2.000 Menschen: Dabei hatte sich herausgestellt, dass der Impfstoff eine sehr geringe Wirksamkeit gegen leichte und mittelschwere Covid-19-Erkrankungen hatte.
Wohl nur Schutz gegen schwere Erkrankungen
Die stark verringerte Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs gegen die südafrikanische Coronavirus-Variante ist nur ein Beispiel. Auch die Impfstoffe von Johnson & Johnson und Novavax haben lediglich eine verringerte Wirksamkeit gegen B.1.351, wie die südafrikanische Variante offiziell heißt. Allerdings scheint der Impfstoff von Johnson & Johnson zumindest einen guten Schutz gegen schwere Erkrankungen zu bieten.
Mittlerweile ist auch bekannt, dass Menschen, die bereits an der ursprünglichen Coronavirus-Variante erkrankt waren oder einen der darauf basierenden Impfstoffe erhalten haben, nicht gut vor einer Infektion mit B.1.351 geschützt sind. Der neueren Virusmutation scheinen bereits gebildete Antikörper weniger anzuhaben.
Somit wird zunehmend deutlich, dass weder eine Impfung noch eine frühere Infektion dauerhaft und verlässlich gegen eine weitere Infektion mit einer neuen Variante des neuen Coronavirus schützen.
Seit Bekanntwerden dieser Daten scheint ein Umdenken unter den Fachleuten eingesetzt zu haben. Noch Ende letzten Jahres, unter dem Eindruck der zügigen Entwicklung von Impfstoffen mit einer Wirksamkeit von 95 Prozent, bestand die Hoffnung, dass die Epidemie sich eingrenzen ließe. Von diesem Optimismus scheint mittlerweile nicht mehr viel übrig zu sein.
Neue Routine, neue Normalität
Laut einer Befragung von 18 Spezialisten durch die Nachrichtenagentur Reuters sind diese nun der Meinung, dass SARS-CoV-2 bleiben und nicht nur endemisch auftreten, sondern in den kommenden Jahren eine erhebliche Belastung durch Krankheits- und Todesfälle verursachen werde.
Deshalb, so die von Reuters zitierten Wissenschaftler, sei damit zu rechnen, dass das Tragen von Masken auch in Zukunft zur Routine gehören werde und überfüllte Orte zumindest in Zeiten, in denen die Infektionszahlen steigen, gemieden werden müssen.
Allerdings scheinen die vorhandenen Impfstoffe, immerhin ein Hoffnungsschimmer, schwere Krankenhausfälle sowie Todesfälle selbst bei Infektionen mit einer der neuen Corona-Varianten zu verhindern.
Leider deutet all dies darauf hin, dass mit einer Rückkehr zur alten Normalität zumindest in naher Zukunft nicht zu rechnen ist. Vielmehr scheint es sich bei der Pandemie um ein Meta-Ereignis zu handeln, das in eine neue Realität mündet, mit der wir uns arrangieren müssen.
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