Planung eines Königsmords

Seite 3: Harvey und Harvey

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Der Plan, Lee Harvey Oswald als vermeintlich wirren Alleintäter hinzuhängen, dürfte ebenfalls auf William King Harvey zurückzuführen sein. In handgeschriebenen ZR/Rifle-Plänen zur Ermordung Castros hatte Harvey vorgeschlagen, als Attentäter solche Personen zu verwenden, denen man für den Fall, dass diese auffliegen, zur Ablenkung von der CIA glaubhaft einen kommunistischen Hintergrund andichten konnte. Kandidaten hierfür kannte Harvey, da er einst mit einem Programm befasst gewesen war, bei dem CIA-Agenten als vorgebliche Frontenwechsler in den Ostblock desertierten, um dort zu spionieren.

Genau das offenbar tat der Ex-Soldat Lee Harvey Oswald, der schon aufgrund seiner vom Militär geleisteten Ausbildung in russischer Sprache zum Nachrichtendienst qualifiziert war. Vor seiner Einreise nach Russland ließ der offiziell nicht sonderlich vermögende Oswald in Helsinki erstaunlich gut situiert die Sau raus.

Ohne Geheimauftrag wäre schon schwerlich nachvollziehbar, weshalb man ihn ohne weiteres in die Sowjetunion ausreisen ließ, obwohl Oswald ausgerechnet auf Flughäfen Dienst geschoben hatte, von denen der CIA-Spionageflieger U2 abhob - einem der damals sensibelsten Staatsgeheimnisse überhaupt. Nicht weniger ungewöhnlich ist, dass man Oswald bei seiner Wiedereinreise in die USA nicht die geringsten Schwierigkeiten machte.

Eine Person, die sich als Oswald ausgab, hatte in dessen Namen in der abgehörten kubanischen Botschaft ein Visum beantragt und damit Elefantenspuren zur Desinformation gelegt. Aufgrund seiner Jahre in der Sowjetunion konnte Oswald auch mit dem Hauptfeind, jedenfalls aber mit dem Kommunismus in Verbindung gebracht werden. Man lotste Oswald an seinen neuen Arbeitsplatz im Schulbuchlager, Wochen, bevor die Route des Präsidentenkonvoys "kurzfristig", aber ohne Grund über die Dealey Plaza geleitet wurde.

Jenes Gebäude mit dem Schulbuchverlag gehörte dem rechtskonservativen Erdölunternehmer D.H. Byrd, der 1941 die Civil Air Patrol mitgegründet hatte, eine paramilitärische Freiwilligen-Organisation zur Sicherheit an der Heimatfront. In eben dieser Civil Air Patrol hatte Oswald als Teenager erstmals Berührung zur Sicherheitscommunity gehabt. Kurz vor dem Kennedy-Besuch hatte Oswald ein nur aus ihm bestehendes lokales Fair-Play-for-Cuba-Komitee gegründet und Elefantenspuren gelegt, die ihn für ein Einschleusung als FBI-Untercover-Agent in entsprechende Kreise qualifiziert hätten. Für welche Dienste genau Oswald arbeitete, kann erst beurteilt werden, wenn seine erstaunlicherweise bis 2017 gesperrte Steuerakte freigegeben wird.

Oswalds Verbindungen zum schillernden Kaufmann George de Mohrenschield, der wiederum in Washingtons besten Kreisen inklusive der Familie von JFKs Frau verkehrte, sind erstaunlich. Noch irritierender ist die Tatsache, dass sogar Dulles Dauergeliebte Mary-Anne Bancroft mit Ruth Paine Bekanntschaft pflegte, die Oswald ein Haus in Dallas und den Job im Schulbuchlager besorgte.

Teil 3: Schachmatt