Preiskrieg mit China: Verliert Europa auch bei E-Auto-Batterien den Anschluss?

Seite 2: Grundproblem: Das ausgebremste E-Auto-Wachstum

Nach einer Kehrtwende sieht es in Europa aber nicht aus. Selbst das chinesische Unternehmen Svolt hat vor Kurzem erklärt, man werden doch nicht den Bau der geplanten Batteriefabriken in Brandenburg und im Saarland weiterverfolgen, weil die Umstände nicht mehr stimmten und ein Großauftrag von BMW platzte.

Wenn sich die Rahmenbedingungen in Europa in den nächsten Jahren, auch politisch, nicht ändern, wird es für den Kontinent schwer werden, bei der Batterietechnik aufzuschließen. Denn es geht ja nicht nur um die Produktion, sondern auch um industrielle Lieferketten, um Bergbau und die Verarbeitung der Mineralstoffe, bei denen China deutlich in der Vorderhand ist.

Das Grundproblem hinter der Batterieschwäche ist jedoch die Schwäche auf dem Elektroauto-Markt in Europa, was auch den weltweiten Markt nach unten drückt und zu den chinesischen Überkapazitäten bei der Batterieproduktion führt. Nach einem leichten Aufschwung ist der Verkauf und die Produktion von E-Autos nämlich in den letzten Monaten wieder deutlich zurückgegangen, anstatt, wie nötig, zu wachsen.

Im März dieses Jahres gingen die Verkäufe in Europa gegenüber dem Vorjahr um elf Prozent zurück. Deutschland, Schweden und Italien verzeichneten E-Auto-Rückgänge von rund 30 Prozent.

Hemmnisse und Protektionismus

Der Einbruch hat damit zu tun, dass die Kaufanreize ausgesetzt bzw. abgeschwächt wurden. Nachdem etwa die deutsche Regierung den populären Umweltbonus für E-Autos Ende letzten Jahres eingestellt hatte, halbierte sich der Verkauf.

In Schweden, wo im letzten Jahr 39 Prozent der neu erworbenen Pkw elektrische Modelle waren, wurden ebenfalls staatliche Unterstützungen eingestampft, während man die Steuern auf Benzin absenkte, was Verbrennerautos im Vergleich billiger machte.

Dazu kommt, dass die E-Autos in Europa weiter sehr hochpreisig sind, die Ladeinfrastruktur lückenhaft ist und der Ausbau, wegen Bürokratie und diverser Hemmnisse, nur schleppend vorangeht, was viele Autokäufer davon abhält, auf Elektro umzusteigen. Auch hier fehlt der klare politische Wille und Plan, die Missstände zu überwinden, um den Markt und die Elektro-Industrialisierung im Individualverkehr voranzutreiben.

Stattdessen setzt man auf Protektionismus. So kündigte die EU-Kommission jetzt an, dass ab dem 4. Juli neue Zölle zwischen 17,4 und 38,1 Prozent auf chinesische E-Fahrzeuge, die preisgünstiger sind als die europäischen Modelle, erhoben werden, falls Beijing keine "Lösung" für die Subventionen anbietet, die nach Ansicht der EU den Markt verzerren.

Wenn selbst die Autoindustrie warnt

Dagegen haben sogar Stimmen aus der deutschen Autoindustrie und Autoexperten gewarnt, da deutsche Konzerne sowohl in China produzieren und nach dort verkaufen. Beijing hat bereits mit Gegenmaßnahmen gedroht. Darunter würden vor allem deutsche Verbraucher leiden, worauf Branchenkenner Ferdinand Dudenhöffer hinweist.

Anstatt in der EU die Hilfen für E-Autos hochzufahren, geht man also die Gefahr eines Handelskriegs mit China ein.

Damit könnte zugleich das offizielle EU-Klimaziel unerreichbar werden, bis 2035 in der Union keine neuen Autos mit Verbrennungsmotor mehr zuzulassen. Denn ohne die chinesische Elektro-Auto-Industrie und die Batterien von dort sei diese Marke nicht einhaltbar, sagen Analysten wie Rene Toender, ein unabhängiger Strategie-Berater der Automobilindustrie in Skandinavien.

Die globale Expansion der chinesischen Elektroautoindustrie in naher Zukunft könnte also davon abhängen, wie der Westen seine Klimaziele gegen die Minimierung seiner Elektroautoimporte aus China abwägt.

Die Politisierung der Elektro-Wende

Gleichzeitig machen Autohersteller in Europa Lobbyarbeit, um die EU-Deadline aufzuweichen, während die Verunsicherung der Käufer mit falschen politischen Maßnahmen und widersprüchlichen Signalen vergrößert wird.

Die europäischen Verbraucher haben daher zunehmend das Gefühl, mit den Kosten für die notwendige und politisch festgeschriebene Wende allein gelassen zu werden. Das hat dann dazu geführt, dass der Wechsel von Verbrenner-Autos zu E-Autos politisiert werden konnte und zu einem sozialen Kampf um leistbare Mobilität transformiert wurde.

Es hat in Frankreich beispielsweise die Gelbwesten-Bewegung initiiert, wobei der direkte Auslöser eine Anhebung der Steuern auf Benzin gewesen ist, und in Deutschland die rechtsextreme AfD auf den Plan gebracht, die gegen den Wechsel auf E-Mobilität Stimmung macht. Alexandre Marian von der Beratungsfirma AlixPartners stellt fest:

Die Verbraucher in Europa sind derzeit auf verlorenem Posten, da die Regierungen die Regeln für die Förderung von E-Fahrzeugen zu oft ändern. Was wir dringend brauchen, ist eine gewisse Kontinuität bei den Regeln bis 2035.

Elektro-Wende meets Klimaschutz

Die Planlosigkeit beim Umstieg ist umso schädlicher, da das Enddatum für die Produktion für Verbrennerautos an sich schon zu spät gesetzt ist. Denn Klimawissenschaftler verweisen darauf, dass die reichen Industriestaaten für die Obergrenze von 1,5 bis zwei Grad Celsius Maximalerhitzung der Erde, wie im Pariser Vertrag von den Staaten festgelegt, bereits zwischen 2030 bis 2035 auf null Treibhausgase kommen müssten.

Wenn aber noch bis 2035 Autos mit Verbrennungsmotoren hergestellt werden, fahren sie nach der durchschnittlichen Nutzungsdauer eines Pkw dann noch zwölf Jahre lang auf europäischen Straßen. Da sollte die Dekarbonisierung aber schon längst abgeschlossen sein, um die Schäden der Erderhitzung einigermaßen zu begrenzen.