Putin und Hollande einig, wie man gegen IS vorgehen muss
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In den kommenden Tagen wird sich nun zeigen, ob die Minimalplattform, die Putin und Hollande gefunden haben, weitere Anhänger findet. Die USA wird es kaum zulassen können, dass sich neben der von ihr geführten Koalition gegen den IS eine zweite Koalition bildet, der ein maßgebliches EU-Mitglied angehört.
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Duma, Aleksej Puschkow, erklärte gegenüber der Fernsehkanal Rossija 24, das Treffen zwischen Putin und Hollande habe eine große Bedeutung, weil "zwei Mitglieder des UN-Sicherheitsrates erklären, dass sie gemeinsam gegen die IS vorgehen wollen". Hollande sei "der erste westliche Politiker, dem der Kampf gegen den IS wichtiger ist als der Kampf gegen Assad". Der amerikanische Präsident sei durch die Verständigung zwischen Moskau und Paris "in eine Beobachterposition geraten". Lange könne die USA diese Position nicht einnehmen.
Syrisch-turkmenische Terroristen angeblich vernichtet
Ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums erklärte am Donnerstagabend die russische Luftwaffe und die syrische Artillerie hätten die Berggegend in welcher die Piloten der brennenden SU 24 mit dem Fallschirm absprangen, massiv bombardiert. Die Terroristen dort (die sich rühmten, dass sie einen der Piloten töteten) seien vernichtet.
Im russischsprachigen Internet tauchten unterdessen Recherchen eines Bloggers auf, nach denen der bärtige Anführer der Gruppe, welche die beiden russischen Piloten, als sie an Fallschirmen zur Erde schwebten, beschoss, kein "syrischer Turkmene" ist, sondern ein Mitglied der türkischen neofaschistischen Organisation Graue Wölfe ist. Der Bärtige, der bei seinem Auftritt vor Fernsehkameras Überreste eines der russischen Fallschirme in den Händen hielt, soll Alpaslan Celik heißen und aus der zentraltürkischen Stadt Keban kommen. Sein Vater soll dort ehemaliger Bürgermeister gewesen sein.
Wladimir Putin nahm auf der Pressekonferenz mit Hollande auf die Enthüllungen des Bloggers Bezug und erklärte, in dem Grenzgebiet, wo das russische Kampfflugzeug abgeschossen wurde, kämpften "russische und türkische Terroristen".
Sollten die Enthüllungen des russischen Bloggers stimmen, wäre das sehr peinlich für den Sprecher des US-Außenministeriums Marc Toner. Der hatte am Mittwoch zur Beschießung der an Fallschirmen schwebenden russischen Piloten durch syrische Turkmenen erklärt, diese hätten "ein Recht auf Selbstverteidigung".
Wo sich die Leiche 52-jährigen russischen SU 24-Piloten Oleg Peschkow befindet, der bei dem Fallschirmabsprung von syrischen Turkmenen erschossen wurde, ist unklar. Wladimir Putin verlieh Peschkow und einem Marineinfanteristen, der bei dem Versuch, die abgeschossenen Russen per Hubschrauber zu evakuieren, getötet wurde, einen Helden- und einen Tapferkeitsorden. Am Donnerstag legten Bürger Russlands in vielen Städten Blumen an Denkmälern der russischen Luftwaffe nieder.
Der 39-jährige russische Navigator der SU 24, Konstantin Murachtin, der den Absprung aus dem Kampfflugzeug per Fallschirm überlebte, wurde in der Nacht auf Mittwoch in einem Kommandounternehmen von syrischen und russischen Spezialeinheiten aufgespürt und mit dem Hubschrauber zur russischen Luftwaffenbasis bei Latakia gebracht.
Proteste vor türkischen Botschaften
Am Mittwoch und Donnerstag kam es in Moskau und der südrussischen Stadt Noworossisk zu Protestkundgebungen vor türkischen Botschaften. In Moskau wurde dabei Scheiben eingeschmissen. An der Kundgebung in Noworossisk beteiligten sich nach einem Bericht des Internetportals newsru.com auch Vertreter der armenischen und griechischen Diaspora. Es wurde eine türkische Fahne verbrannt
Der russische Präsident stellte am Mittwoch in einer kurzen Stellungnahme vor russischen Journalisten klar, dass es jetzt gegen den Terrorismus und nicht gegen den Islam gehe. Putin wollte offenbar verhindern, dass es nach dem Abschuss des russischen Flugzeuges Übergriffe auf Moslems in Russland gibt. Der Islam sei "eine der traditionellen Religionen in der Russischen Föderation und wir unterstützen den Islam", erklärte der Präsident. In Türkei würden jedoch "radikalere Kräfte" des Islams unterstützt.
Die Türkei veröffentlichte am Donnerstag einen Audiomittschnitt, der beweisen soll, dass die beiden russischen Piloten von türkischer Seite per Funk aufgefordert wurden, den Kurs zu ändern. Russische Militärexperten bezeichneten die Audioaufnahme als Fälschung. Auf der Aufnahme fehle die Stimme des russischen Piloten. Außerdem sei der schwache Lärm im Hintergrund untypisch für ein Suchoi-24-Kamfpflugzeug, wo es wesentlich lautere Hintergrundgeräusche gibt.
Russische Wirtschaftssanktionen gegen die Türkei
Wirtschaftlich zieht die russische Regierung wegen dem Abschuss des russischen Kampfflugzeuges harte Konsequenzen. Das russische Außenministerium forderte russische Touristen in der Türkei auf, nach Russland zurückzukommen. Für die Türkei ist dieser Aufruf sehr schmerzhaft, da im Jahr vier Millionen Russen in der Türkei Urlaub machen.
Die russische Regierung ordnete Beschränkungen und Verbote türkischer Investitionen in Russland an. Innerhalb von zwei Wochen soll eine Liste von Maßnahmen gegen türkische Firmen und Investitionsprojekte ausgearbeitet werden. Ein Embargo gegen türkische Lebensmittel ist jedoch nicht geplant. Lebensmittel aus der Türkei sollen vom russischen Zoll jetzt jedoch nicht nur stichprobenartig, sondern zu 100 Prozent auf Verletzungen der Lebensmittelnormen kontrolliert werden. Wie frühere russische Handelskriege mit Polen zeigen, können Komplett-Kontrollen zu einer starken Verzögerung beim Import führen.