Putins Triumph? BRICS-Gipfel als Schlag gegen westliche Isolation
BRICS-Gipfel in Russland beginnt. Putin will westliche Isolation durchbrechen. Doch was steckt wirklich hinter dem Treffen der Schwellenländer?
Viele Beobachter haben diesen Gipfel mit Spannung erwartet, nun beginnt er: In der russischen Stadt Kasan kommen von heute bis zum Donnerstag die Regierungen der Brics-Staaten und Vertreter ihnen nahestehender Staaten zusammen.
Die Gruppe, die als Gegengewicht zum Westen gilt, besteht aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Erst im vergangenen Jahr war die Gruppe um vier neue Mitglieder erweitert worden: Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate. Damit repräsentieren die Brics rund die Hälfte der Weltbevölkerung.
Die Ursprünge der Brics gehen auf das Jahr 2001 zurück, als ein Banker von Goldman Sachs den Begriff für eine Gruppe schnell wachsender Schwellenländer prägte. Was als loses Bündnis begann, ist heute eine feste Größe in der Weltpolitik. Doch was verbindet diese so unterschiedlichen Staaten? Und welche Ziele verfolgen sie?
Vielfalt und Gegensätze
Die Brics sind alles andere als ein homogener Block. Die Mitglieder unterscheiden sich erheblich in Bezug auf Wirtschaftskraft, politisches System, Religion und Bündnisse. Demokratien stehen neben autoritären Staaten, arme Länder neben aufstrebenden Wirtschaftsmächten, Energieexporteure neben Energieimporteuren.
Einige sind mit den USA verbündet, andere stehen im Konflikt mit dem Westen. Auch untereinander gibt es Spannungen, etwa zwischen Indien und China oder Äthiopien und Ägypten.
Einig in Kritik am Westen
Was die Brics eint, ist der Wunsch nach einer Neuordnung der globalen Machtverhältnisse. Sie empfinden die derzeitige Weltordnung als unausgewogen und zu sehr von den USA und Westeuropa dominiert.
Mit ihrem Zusammenschluss wollen sie ein Gegengewicht bilden und ihren Einfluss auf der Weltbühne stärken. Insbesondere die Schwergewichte China und Russland, die als "Global East" bezeichnet werden, streben eine multipolare Welt an, in der sie eine größere Rolle spielen.
Abkehr vom US-Dollar
Ein konkretes Ziel der Brics ist es, die Dominanz des US-Dollars im internationalen Zahlungsverkehr zurückzudrängen. Viele Mitglieder sehen darin ein Instrument amerikanischer Hegemonie und fühlen sich durch Sanktionen bedroht.
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Eine eigene Brics-Währung ist im Gespräch, auch wenn Experten bezweifeln, dass diese stabil genug wäre. Vorerst geht es darum, den Handel untereinander in den Landeswährungen abzuwickeln und so vom Dollar unabhängiger zu werden.
Schulterschluss mit Putins Russland
Der diesjährige Gipfel steht im Zeichen des Ukraine-Krieges und der Isolation Russlands. Für Präsident Putin ist es eine willkommene Gelegenheit zu zeigen, dass er nicht allein ist.
Die Anwesenheit der Staatschefs in Russland ist ein symbolischer Schulterschluss, auch wenn die BRICS in ihrer Haltung zum Krieg gespalten sind. Viele verfolgen einen neutralen Kurs und möchten sich weder von Russland noch vom Westen vereinnahmen lassen. Sie lavieren zwischen den Fronten und versuchen, ihre eigenen Interessen zu wahren.
Chinas Führungsrolle
Als wirtschaftliche Supermacht nimmt China innerhalb der Brics eine besondere Rolle ein. Das Land hat die Erweiterung der Gruppe vorangetrieben und verfolgt damit strategische Ziele.
Zum einen will es ein Gegengewicht zu den USA bilden, zum anderen seinen Einfluss in Afrika und im Nahen Osten ausbauen. Über die New Development Bank der Brics vergibt China Kredite und schafft Abhängigkeiten.
Auch mit Russland und dem Iran unterhält Peking enge Beziehungen, die sich in gemeinsamen Militärübungen manifestieren.
Wendepunkt der Weltordnung
Der Brics-Gipfel in Kasan markiert einen Wendepunkt in der Weltordnung. Die Schwellenländer fordern ihren Platz am Tisch der Mächtigen und stellen die Vormachtstellung des Westens infrage.
Doch so einig sie sich in diesem Ziel sind, so unterschiedlich sind ihre Motive und Allianzen. Die Brics sind eine von inneren Widersprüchen geprägte Zweckgemeinschaft. Ob sie zu einem stabilen Machtblock werden oder an ihren Gegensätzen zerbrechen, bleibt abzuwarten.
Sicher ist: Die Welt, wie wir sie kennen, ist im Umbruch.