Rammstein trotzt Kritik: Konzerte als heilende Akte und Fans als Stütze

Sänger von Rammstein spukt Feuerfahne, Aufnahme aus dem Konzert in Moskau, 2012.

Aufnahme aus dem Konzert in Moskau, 2012. Bild: fornStudio / shutterstock.com

Kein Ende in Sicht. Die Band will nach einer Pause weitermachen. Anschuldigungen über Medien haben deutliche Spuren hinterlassen.

Die Band wird weitermachen – nach einer Pause. Mit Rammstein ist nicht Schluss, lautet die Botschaft an die Fans. "Der Weg geht weiter", heißt es dort, Rammstein ist nicht am Ende angelangt und "Ihr seid es nicht".

135 Konzerte in fünf Jahren mit sechs Millionen Zuschauern – das kann nicht das Ende sein, wird bilanziert. Ein paar Fragezeichen bleiben, nicht nur, wie lange die Pause dauern wird.

Die Anschuldigungen gegen die Band haben bei den Musikern und ihrem nächsten Umfeld Spuren hinterlassen. Auch das kommt im Dankeschön-Statement auf Instagram – die Band hat dort 3,5 Millionen Follower – zur Sprache: in Abstufungen und in einer Deutlichkeit, die neu ist für die große Öffentlichkeit.

Von Vorwürfen "hart getroffen"

So heißt es zu Beginn, dass man dank der Fans und deren Treue die Freude an der Musik und auf der Bühne wiedergefunden habe. Jedes Konzert sei ein "heilender Akt" gewesen. Und dann kommt man direkter auf den Umgang mit den Vorwürfen zu sprechen. Die Band setze sich seit dem letzten Sommer aktiv mit ihnen auseinander, wird nach außen vermittelt.

Wir nehmen die Auseinandersetzung ernst, auch wenn vieles (!) daran haltlos und maßlos überzogen ist. Es ist ein innerer Prozess, der uns noch lange begleitet wird. Jeder von uns tut das auf seine Weise und geht anders damit um.

Rammsteinofficial

Die Wirkung der Vorwürfe wird auch anhand der Erfahrungen der Familien und Nächsten dargestellt: "Auch sie haben die erhobenen Vorwürfe und der Umgang der Medien damit hart getroffen."

Der Umgang mit den Vorwürfen wurde teilweise vor Gericht weiter ausgefochten. Medienberichte mussten verbessert werden, Passagen gekürzt. Aktuell hat der Rammstein-Sänger Till Lindemann eine Anzeige gegen das Magazin Der Spiegel angekündigt.

Er wirft dem Hamburger Nachrichtenmagazin Urkundenfälschung und versuchten Prozessbetrug vor. Dabei geht es um eidesstattliche Dokumente, die das Magazin in der juristischen Auseinandersetzung um Vorwürfe von Frauen gegen den Sänger eingereicht hatte, die später als falsch identifiziert wurden.

Das Landgericht Hamburg und das Oberlandesgericht Hamburg untersagten dem Nachrichtenmagazin den Eindruck zu erwecken, Lindemann habe Frauen mit Drogen oder Alkohol betäubt, um Sex zu erzwingen. Der Spiegel räumte ein Versehen bei der Erstellung der Dokumente ein und bestritt jegliche strafbare Handlung.

Vorabverurteilungen

Viele Medien hatten sich in ihren Vorwürfen überhoben, so der Gesamteindruck.

Die Vorabverurteilung, die damit in Gang gesetzt wurde, hat sich anhand der Fakten, die aufgetischt wurden, nicht begründet.

Was die Band ernst nimmt

Und doch ist Kritik übrig geblieben, die die Band ernst nimmt: Bemerkenswert ist die Nuance im oben zitierten Ausschnitt, wonach die Band "vieles", also nicht alles, in der Auseinandersetzung als haltlos und maßlos darstellt.

Welche Kritik man in der Band schließlich ernst genommen hat, bleibt offen, wird sich erst noch zeigen.

In der Konzertszene wurden im Kontext der Vorwürfe gegen Rammstein generell Vorwürfe gegen eine Groupie-Kultur laut, die auf einen Missbrauch von weiblichen Fans hinauslief. Eine große öffentliche Diskussion darüber blieb jedoch aus.

Manche Vorhaltungen in den Medien zerschlugen sich, darunter harte Vorwürfe von Übergriffen und des Missbrauchs, die Gerichte kassierten.

Mit ihrem Statement betont die Band ihre Absicht, weiterzumachen und gleichzeitig, mit den gegen sie erhobenen Vorwürfen auf "ernsthafte Weise" umzugehen.