Raten Sie mal, wie viel billiger Fliegen statt Bahnfahren in Europa ist?

Bild: garten-gg / Pixabay

Greenpeace-Studie belegt, warum Urlaube meist nicht mit der klimafreundlicheren Bahn gemacht werden. Die Preisunterschiede seien "empörend", sagt die Umweltorganisation. Wer ist schuld, was wird gefordert?

In ganz Europa machen sich die Menschen auf in den Sommerurlaub. Nach der Corona-Pause hat der Tourismus stark angezogen, während beliebte Ferienziele in Südeuropa wie Italien, Spanien und Griechenland unter großer Hitze und Dürre leiden.

Angesichts der Klimakrise und ihrer Folgen sollten emissionsarme Transportmittel eigentlich Priorität genießen. Wer die Umwelt weniger belastet, sollte dafür belohnt werden – über geringere Kosten, bessere Preise und ein gutes Angebot.

Ein Flug ist bis zu 80 Mal klimaschädlicher als eine Bahnfahrt. Wer den Zug nimmt, sollte das also im Portemonnaie spüren. Doch eine am Donnerstag veröffentlichte Greenpeace-Studie zeigt, dass die Preise dem keineswegs folgen. Das Gegenteil ist tatsächlich der Fall.

Im Durchschnitt sind die Preise für eine Bahnfahrt in Europa laut Studie doppelt so hoch, wie wenn man die gleiche Strecke mit dem Flugzeug zurücklegt. Die Autoren haben dabei 112 Strecken an neun verschiedenen Tagen untersucht und miteinander verglichen.

Um von London nach Barcelona zu kommen, müssen die Passagiere sogar bis zu 30-mal mehr ausgeben, wenn sie den Zug statt das Flugzeug nehmen: 384 Euro vs. 12,99 Euro. Andere teure Strecken sind London-Bratislava (15,5-mal mehr mit der Bahn), Budapest-Brüssel (12,5-mal), Madrid-Brüssel (15-mal) oder Rom-Wien (10,2-mal).

Greenpeace hält es für "empörend", dass die schmutzige Fortbewegung per Flugzeug mit Steuererleichterungen den Menschen als beste Option geboten wird und die ökologischere Form das Nachsehen hat. Belohnt werden am Ende diejenigen, die das Flugzeug besteigen, während die, die mit der Bahn reisen, bestraft werden, so die Umweltorganisation.

Auf den 112 analysierten Strecken werden nur 23 Zugfahrten angeboten, die billiger sind als die Flüge, wovon aber nur die Hälfte akzeptable Bedingungen aufweist. Die andere Hälfte wird von schlechten und langsamen Zügen bedient, wie die Verbindung Tallinn-Riga oder Warschau-Ljubljana. Auf 16 dieser 23 Strecken fliegen keine Billigflieger, sechs haben keine Direktverbindung.

Am teuersten sind die Bahntickets im Vergleich zu einer Reise mit dem Flugzeug in Großbritannien, Spanien, Belgien, Frankreich und Italien. In Deutschland ist der Unterschied moderater, aber mit durchschnittlich 51 Prozent höheren Ticketpreisen immer noch deutlich.

Selbst Strecken, die sehr effektiv von der Bahn betrieben werden, wie die zwischen Amsterdam und London, London und Edinburgh oder Toulouse und Paris (Reisezeit: vier bis viereinhalb Stunden), sind unter den Top 4 der Kurzstreckenverbindungen per Flugzeug in Europa. Denn die Flüge sind auf diesen Routen sehr viel billiger.

Vor allem die Billigflieger lassen die Bahn in 79 Prozent der untersuchten Strecken preislich hinter sich. Diese sind besonders schmutzig und klimaschädlich, da es sich zum Teil nicht um Direktflüge handelt. Bei Flügen wie von Marseille nach Kopenhagen mit Zwischenstopp in Berlin werden nach Angaben von Greenpeace bis zu zehnmal mehr Treibhausgase ausgestoßen als bei einem Direktflug.

Die niedrigeren Kosten bei Flugverbindungen haben nicht nur mit dem unfairen und aggressiven Preiskampf der Billigflieger wie Ryanair oder EasyJet zu tun, sondern auch mit einer strukturellen Schieflage im Verkehrswesen, die politisch gewollt ist.

So bezahlen die Luftfahrtunternehmen in Europa keine Steuern auf Kerosin und nur wenige auf Tickets. Mit vielen Milliarden Euro greift der deutsche Staat zudem dem Flugzeugbau und der Airport-Wirtschaft kräftig unter die Arme. Das hat die Branche immer mehr wachsen lassen.

Das spart dem Flugverkehr viel Geld: für Treibstoff und Tickets sind es jährlich in Deutschland allein zwölf Milliarden Euro an Steuergeldern.