Rente: Mehr Menschen auf Grundsicherung im Alter angewiesen
Zahl älterer Menschen, deren Rente nicht zum Leben reicht, nimmt zu. Krieg in der Ukraine und Inflation spielen dabei eine große Rolle. Wer besonders betroffen ist.
Altersarmut ist in Deutschland ein bekanntes Phänomen – das offenbar immer weiter zunimmt. Die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichteten jetzt, dass immer mehr Rentner auf die Hilfe des Sozialamtes angewiesen sind. Sie berufen sich dabei auf Daten des Statistischen Bundesamtes.
Zum Ende des ersten Quartals 2023 bezogen demnach 684.360 Seniorinnen und Senioren Grundsicherung – ein Rekordwert und fast 26.000 mehr als im Dezember 2022. Im Vergleich zum ersten Quartal 2022 stieg die Zahl um rund 90.000. Frauen sind besonders häufig von Altersarmut betroffen, sie machen nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes rund 57 Prozent der Empfänger von Grundsicherung im Alter aus.
Insgesamt bezogen im ersten Quartal dieses Jahres 1,22 Millionen Menschen in Deutschland Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung, im ersten Quartal 2022 waren es noch 1,13 Millionen. Diese Leistungen erhalten Erwachsene, die ihren Lebensunterhalt dauerhaft nicht aus eigenem Einkommen und Vermögen bestreiten können.
Lese-Tipp: Altersarmut in Deutschland: Sozialverband forderte gezielte Hilfen von Bundesregierung
Ein genereller Anstieg der Armut in der deutschen Bevölkerung lässt sich aus diesen Zahlen jedoch nicht ableiten. Der Anstieg der Grundsicherungsempfänger sei primär auf die wachsende Zahl von Menschen aus der Ukraine zurückzuführen, hatte das Bundesamt im April mitgeteilt.
Im Dezember 2021 erhielten 20.525 Menschen aus der Ukraine diese Leistungen, ein Jahr später waren es bereits 73.060. Menschen, die wegen des Krieges in der Ukraine fliehen mussten, erhalten seit Juni 2022 Grundsicherung, zuvor hätten sie Asylbewerberleistungen erhalten. Besonders betroffen sind laut Bundesamt Frauen und ältere Menschen.
Dietmar Bartsch, Fraktionschef der Linken im Bundestag, warnte angesichts der Zahlen vor einem Anstieg der Altersarmut. Jedes Quartal kämen Menschen in der Größenordnung einer Kreisstadt zur Altersarmut hinzu, sagte er den Funke-Zeitungen. "Die Zahlen sind alarmierend und auch ein Ergebnis der verheerenden Politik der vergangenen Jahre", so Bartsch.
Krieg und Inflation hätten die Zahlen in die Höhe getrieben. Neben Flüchtlingen aus der Ukraine könnten hauptsächlich Rentner die Preise hierzulande nicht mehr bezahlen. Und das Problem werde in seinem Ausmaß womöglich noch unterschätzt, weil viele aus Scham nicht zum Sozialamt gingen.
Um Altersarmut vorzubeugen, fordert Bartsch einen umfassenden Umbau des Rentensystems. Statt einer Inflationsprämie für Minister und Staatssekretäre schlägt er eine einmalige Rentenerhöhung von zehn Prozent als Inflationsausgleich vor. Außerdem fordert er ein Rentenniveau von 53 Prozent und eine Mindestrente von 1.200 Euro.
Lese-Tipp: Alt, arm und abgehängt
Angesichts der hohen Inflation wären deutliche Schritte der Bundesregierung sicherlich angebracht. Die Hans-Böckler-Stiftung hatte in der vergangenen Woche in ihrem Inflationsmonitor deutlich gemacht, dass die Preissteigerungen besonders arme Alleinlebende treffen.
Im Vergleich verschiedener Haushaltstypen lag die Teuerungsrate bei Alleinlebenden mit geringem Einkommen bei sieben Prozent. Alleinlebende mit hohem Einkommen kamen dagegen auf eine Rate von 5,7 Prozent.
Ärmere Haushalte sind von der Inflation besonders betroffen, da sie einen großen Teil ihres knappen Budgets für Lebensmittel und Haushaltsenergie ausgeben müssen. Diese Güter des Grundbedarfs sind nach wie vor die stärksten Preistreiber.
Allerdings hat sich die Preisentwicklung in diesem Bereich in den vergangenen Monaten etwas abgeschwächt, während Ausgaben wie Pauschalreisen, Restaurantbesuche oder Versicherungen einen stärkeren Einfluss auf die Gesamtinflation haben. Diese Ausgaben machen einen größeren Teil der Ausgaben von Haushalten mit mittlerem und höherem Einkommen aus.
Die Forscher konstatieren deshalb, dass die einkommensspezifischen Unterschiede geringer werden. Auf dem Höhepunkt im Oktober 2022 lag der Unterschied bei über drei Prozent.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.