Republikaner nominieren Trump

Quicken Loans Arena. Foto: Erik Drost. Lizenz: CC BY 2.0

Beim Parteitag in Cleveland präsentiert der Milliardär seine Familie, während die der Bushs fernbleibt

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Gestern nominierte die Republikanische Partei beim "Roll Call" in der Quicken Loans Arena in Cleveland ihren Präsidentschaftskandidaten. Dass der Donald Trump heißen wird, steht fest, nachdem ein letzter (und wenig aussichtsreicher) Versuch seiner Widersacher, die auf einen Kandidaten verpflichteten Wahlmänner frei abstimmen zu lassen, am Montag nicht in der geforderten Regeländerung, sondern in einem etwa dreißigminütigen Schreiduell zwischen Anhängern und Gegnern Trumps endete.

Dass Trump nicht dem republikanischen Parteiestablishment entstammt, zeigt sich auch an der Teilnehmer- und Rednerliste des Parteitages: Dort fehlen prominente Parteiaristokraten wie die Altpräsidenten George Bush senior und junior oder die beiden letzten Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney und John McCain. Dafür hat Trump (der sich von der Fußballprotzhymne We are the Champions begleiten ließ), seine dritte Ehefrau Melania und seine Kinder Don junior, Ivanka und Eric mitgebracht.

Plagiatsvorwürfe gegen Ehefrauenrede

Die Rede, die Melania Trump am Montag aufsagte, wurde zum ersten Medienereignis des Parteitages: Sie erinnerte die New York Times und zahlreiche andere Beobachter in traditionellen wie sozialen Medien an den Vortrag, den Michelle Obama - die Frau des amtierenden US-Präsidenten - bei dessen Nominierung 2008 hielt. Dass die Textbausteine - abgesehen vielleicht von der Ankündigung, Trump werde die Religionen der Welt mit Liebe und Mitgefühl versöhnen - trotzdem passten, sagt viel darüber aus, wie austauschbar die Darstellung großer Parteien selbst dann ist, wenn ein Kandidat gewinnt, auf den die Mainstreammedien nicht gesetzt hatten.

Der EFF-Mitgründer John Perry Barlow, der dem libertären Flügel der republikanischen Partei angehört, hält es für unwahrscheinlich, dass die Kandidatengattin (die CNN sagte, sie habe die Rede "mit so wenig Hilfe wie möglich" geschrieben), die Passagen aus anderen Texten selbst übernahm, und geht davon aus, dass sie auf das Konto ihres Ghostwriters gehen. Er und Paul Joseph Watson nahmen die Einwanderin mit dem slowenischen Slavoj-Žižek-Akzent in Schutz, nachdem sie Trump-Gegner auf Twitter und Facebook mit Zuschreibungen bedachten, die SJWs in anderen Fällen als "Hate Speech" klassifizieren würden.

Trumps Teamleiter Paul Manafort erklärte die aufälligen Ähnlichkeiten damit, dass es in den fraglichen Teilen der Rede um sehr gebräuchliche Wörter und Werte ging. Als Beleg dafür wurden Sätze aus der Kinderserie My Little Pony herangezogen.

Soldatenmutter gibt Clinton die Schuld am Tod ihres Sohnes

Neben der Trump-Familie wohnen dem Parteitag auch Gäste aus Film, Fernsehen und dem Volk bei: Darunter der Schauspieler John Ratzenberger (der den Postboten in der Serie Cheers spielt), der Fernsehkomiker Stephen Colbert und die Mutter eines in Libyen getöteten US-Soldaten, die Hillary Clinton persönlich die Schuld am Tod ihres Sohnes gibt.

Keine Tennisbälle, aber viele Waffen

Nicht ganz so viel Aufmerksamkeit wie dem twitterbegleiteten Parteitag schenkten US-Medien anderen Gruppen, die in die Stadt am Eriesee gepilgert sind, um im Windschatten des Ereignisses gefilmt und gefragt zu werden: Darunter eine Motorradrockergruppe namens Bikers for Trump, Vertreter einer New Black Panther Party, die Gewalt gegen Polizisten bejubelt, und die West Ohio Minutemen, die ihre Schusswaffen stolz zur Schau stellten und demonstrierten, dass die Polizei von Cleveland in der "Eventzone" zwar Wasserpistolen, Tennisbälle und Sprühdosen verbieten kann, aber das Recht auf das Tragen einer Waffe nicht einschränken darf.

Zu größeren Gewaltausbrüchen kam es - bislang - nicht. Ob dies trotz oder gerade wegen der Präsenz von Waffenträgern geschah, ist eine Glaubensfrage. Keine Glaubensfrage ist, dass Trump islamistische Terrorakte eher nutzen als seiner Konkurrentin Hillary Clinton, weil die Wähler davon überzeugt sind, dass der exzentrische Milliardär mit dieser Gefahr besser umgehen kann. In keinem anderen Kompetenzbereich führt er so deutlich vor der ehemaligen Außenministerin wie in diesem. Dass sich die politischen Reden auf diesem Parteitag besonders darauf konzentrieren, überrascht deshalb nicht.

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