Revolution von oben: Die Fabian Society und die Ideen hinter der großen Transformation

Seite 4: Politik gegen die "minderwertigen Rassen"

Die Fabianischen Ideen zielten bis weit in die Nachkriegszeit hinein nicht nur auf die Umgestaltung des politischen Systems, sondern auch auf die Bevölkerungspolitik als solche, welche die Fabianer mit dem Auftrag der Vereinten Nationen zu verknüpfen suchten.

Deutlich wird das auch bei dem von ihm verantworteten Grundlagentext "The Idea of A League of Nations" von 1919.

Das Anliegen der Weltliga wird dort nicht nur negativ als Abwesenheit von Krieg definiert, sondern auch als "ökonomische Weltkontrolle" ("economic world control"). Und weiter heißt es:

Diejenigen, die an die Möglichkeit einer Weltliga glauben, sind - ebenso wie die Sozialisten - verpflichtet, einige Garantien für eine Kontrolle des blinden Bevölkerungsdrangs zu geben, der sonst die Welt mit gebärfreudigen (prolific) minderwertigen Rassen überschwemmen könnte.

H.G. Wells: The Idea of A League of Nations (1919)

Die Befürworter einer gesteuerten Evolution bezeichnet man gemeinhin als Eugeniker. Ein Begriff, der bis zu den "Rassenhygiene"-Verbrechen der Nationalsozialisten nicht unbedingt negativ belegt war.

Im Gegenteil, die Anwendung der Darwinschen Prinzipien auf die Menschheit schien zeitweise sogar als der Inbegriff fortschrittlichen Denkens. So wundert es nicht, dass auch die besonders progressiven Fabianer bald einem "evolutionären Sozialismus" anheimfielen.

Eine Erklärung für diese aus heutiger Sicht anstößige bis abstoßende Weltsicht liefert der Philosoph und Fabianer Bertrand Russell in seinem Werk "The Impact of Science on Society" (1953). Eine zeitgemäße, wissenschaftlich fundierte Gesellschaft, so Russell, sei nicht möglich ohne eine Weltregierung, die auf rigide Geburtenkontrolle setzt.

Russell führt seine These auf ebenjene "Darwinian Principles" zurück: Bevölkerungsreiche Nationen würden sich stets auf Kosten bevölkerungsarmer durchsetzen und diese wiederum in die Hungersnot zwingen.

Solange es keine Weltregierung gibt, die eine allgemeine Geburtenkontrolle sicherstellt, muss es von Zeit zu Zeit große Kriege geben, in denen die Strafe für eine Niederlage der weit verbreitete Tod durch Verhungern ist.

Bertrand Russell: The Impact of Science on Society (1953)

Hinter dem Argument, dass nur eine Weltregierung den Kampf um die natürlichen Ressourcen beenden kann, steht die malthusianische Grundannahme, die auch dem "Limits to growth"-Bericht des Club of Rome zugrundeliegt, auf den sich wiederum die Klima-Bewegung gründet.

Die "scientific society", die Russell beschreibt, ähnelt der "smart dictatorship", die laut CoR-Autor Dennis Meadows nötig ist, um große Bevölkerungsmassen auf dem Planeten zu unterhalten.

Den Zusammenhang zwischen Eugenik und Umweltpolitik haben Journalisten wie James Corbett (in "why big oil conquered the world") und Matthew Ehret ausführlich herausgearbeitet. Neben H.G. Wells kommt dem Fabianer Julian Huxley dabei eine besondere Rolle zu.

Der Bruder des Brave-New-World-Autors Aldous und Enkel des Biologen Thomas Huxley, welcher auch H.G. Wells an der Normal School of Science (heute: Imperial College London) unterrichtete, schreibt in seinem Grundlagentext "UNESCO – Its purpose and its philosophy" (1946), das von ihm begründete UNESCO nicht ohne eine "weltpolitische Einheit […], ob in Form einer einzigen Weltregierung oder anders" operabel sei. Auch Huxley, ehemaliger Präsident der Eugenics Society, stellt dabei die Bedeutung der gesteuerten Evolution heraus:

Gegenwärtig ist es wahrscheinlich, dass die indirekte Auswirkung der Zivilisation eher dysgenetisch als eugenisch ist, und in jedem Fall scheint es wahrscheinlich, dass das Leergewicht der genetischen Dummheit, der körperlichen Schwäche, der geistigen Instabilität und der Krankheitsanfälligkeit, die bereits in der menschlichen Spezies vorhanden sind, sich als eine zu große Last erweisen wird, um einen wirklichen Fortschritt zu erreichen.

Auch wenn es stimmt, dass eine radikale eugenische Politik für viele Jahre politisch und psychologisch unmöglich sein wird, ist es wichtig, dass die Unesco das eugenische Problem mit größter Sorgfalt untersucht und die Öffentlichkeit über die Problematik informiert, damit vieles, was heute undenkbar ist, zumindest denkbar wird.

Julian Huxley: Unesco – Its purpose and its philosophy, 1946

Die eugenische Philosophie, die die Fabianer teilten, findet besonders in Wells' Frühwerk einen recht verstörenden Ausdruck. In "Anticipations" (1901), dessen Titel das bis heute bestehende Magazin der Fabianer trägt, gibt Wells seine sozialdarwinistische Überzeugung wieder: Eine Art evolutionistischer Imperativ verlange, dass die Masse der Schwachen und Unfähigen durch die "Überlegenen" geführt werden müsse:

Es hat sich gezeigt, dass ganze Massen der menschlichen Bevölkerung in ihrem Anspruch auf die Zukunft anderen Massen unterlegen sind, dass man ihnen keine Chancen geben und ihnen keine Macht anvertrauen kann, wie man sie den überlegenen Völkern anvertraut, dass ihre charakteristischen Schwächen ansteckend und schädlich für das zivilisatorische Gefüge sind und dass ihr Ausmaß an Unfähigkeit die Starken verführt und demoralisiert.

Ihnen Gleichheit zu geben, bedeutet, sich auf ihr Niveau zu begeben, sie zu schützen und zu pflegen bedeutet, in ihrer Reproduktionskraft unterzugehen.

H.G. Wells: Anticipations (1901)

Mit anderen Worten: Für degeneriert Erklärte gefährden das Überleben der Masse. In "A Modern Utopia" (1905) relativiert Wells zwar seine Ausführungen und beschränkt die Evolutionssteuerung auf die aus heutiger Sicht nicht minder unethische Sterilisierung verantwortungsloser oder erbkranker Eltern, dennoch hält er noch in "The Open Conspiracy" (1928) fest:

Die intelligente Steuerung der Bevölkerungsentwicklung ist eine Möglichkeit, die den Menschen außerhalb der Wettbewerbsprozesse stellt, die bisher die Veränderung der Arten beherrscht haben, und er kann sich von diesen Prozessen auf keine andere Weise befreien.

Es besteht die klare Hoffnung, dass später die gezielte Züchtung in seinen Einflussbereich kommen wird, aber das geht über seine gegenwärtigen praktischen Möglichkeiten hinaus, und wir müssen hier nicht weiter darauf eingehen.

Es genügt uns hier, dass die Weltgemeinschaft unserer Wünsche, die organisierte Weltgemeinschaft, die ihren eigenen Fortschritt leitet und sicherstellt, eine bewusste kollektive Kontrolle der Bevölkerung als primäre Bedingung erfordert.

H.G. Wells: The Open Conspiracy

In "The New World Order" (1940), wo Wells die "cosmopolitan revolution" gegen den souveränen Nationalstaat als Grund des Übels in Feld führt, heißt es:

Die weltweite Kollektivierung (...) ist die einzige Alternative zur vollständigen Degeneration unserer Spezies.

H.G. Wells: The New World Order (1940)

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