Rockefellers gegen Ölförderung

Seite 2: Rockefellers gegen ExxonMobil

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Derweil tut sich jenseits des Atlantiks Bemerkenswertes. Ein Teil der Rockefeller-Familie hadert mit ihrem Erbe. Der von ihr 1967 gegründete Rockefeller Family Fund (RFF) will sich aus dem Geschäft mit fossilen Energieträger zurückziehen, wie die britische Zeitung Guardian berichtet. Demnach will der Fonds seine Beteiligungen an ExxonMobil abstoßen. Das ist insofern bemerkenswert, weil das Unternehmen ein Nachfolger der einst von John D. Rockefeller gegründeten Standard Oil Company ist. In einer Erklärung des RFF heißt es, der "Fonds ist stolz, seinen beabsichtigten Abzug des Rückzugs aus den fossilen Brennstoffen bekannt zu geben".

Nach dem Klima-Abkommen von Paris müsse es klar sein, dass der größte Teil der bereits entdeckten und erkundeten Ressourcen im Boden verbleiben müsse, wenn es noch Hoffnung für die Menschen geben soll. Damit spielt die der Rockefeller Fonds auf die Tatsache an, dass beim Verbrennen der bekannten Kohle- und Erdölvorkommen das von den Staaten gesteckte Ziel der Begrenzung der Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellem Niveau weit überschritten werden würde. Es gäbe daher keinen vernünftigen Grund, die Exploration nach neuen Lagerstätten fortzusetzen.

Die Beteiligungen an ExxonMobil sollen daher sofort aufgelöst werden. Des Weiteren will der Fonds auch seine direkten und indirekten Beteiligungen an Kohle- und Teersand-Unternehmen minimieren und auf unter ein Prozent des Gesamtvermögens drücken. Dieses beläuft sich laut Guardian auf 130 Millionen US-Dollar (115 Millionen Euro), sodass sich ExxonMobil eigentlich keine Sorgen wegen des Rückzugs machen müsste, wäre da nicht die symbolische Bedeutung dieses Schritts. Entsprechend gereizt reagierte denn auch laut Guardian ein Sprecher des Konzerns, der dem Fonds vorwarf, eine Verschwörung gegen das Unternehmen zu finanzieren.

Verfahren gegen ExxonMobil

Der Fonds wirft dem Konzern seinerseits "moralische verwerfliches Verhalten" vor. "Beweise deuten darauf hin, dass das Unternehmen seit den 1980ern daran arbeitet, die Öffentlichkeit über das Voranschreiten des Klimawandels zu verwirren, während es gleichzeitig Millionen darauf aufwendet, seine Infrastruktur gegen zerstörerische Folgen des Klimawandels zu wappnen und unter dem sich zurückziehenden Eis der Arktis nach neuen Lagerstätten zu suchen.

Tatsächlich gibt es in den US-Bundesstaaten New York und Kalifornien inzwischen Ermittlungsverfahren der dortigen Generalstaatsanwälte, die der Frage auf den Grund gehen sollen, ob ExxonMobil Öffentlichkeit und Aktionäre in Sachen Klimawandel belogen hat. Der US-amerikanische Informationsdienst Inside Climate News hat im vergangenen Jahr in verschiedenen Beiträgen aufgedeckt, dass ExxonMobil bereits seit 1977 eigene Klimaforschung betrieb und sich des Problems sehr wohl bewusst gewesen ist. Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, in der Öffentlichkeit Zweifel über die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu säen und Lobbyorganisationen zu unterstützen, deren Zweck es war, Klimaschutzverträge und -politik zu bekämpfen.