"Rogun ist die leuchtende Zukunft Tadschikistans"

Seite 3: An der neuen Seidenstraße

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Die Investition unterstreicht Chinas Ambitionen in der Region. Seit einigen Jahren wird ein verstärktes Interesse der Chinesen an den ehemaligen zentralasiatischen Sowjetrepubliken registriert, das in den Plänen für eine neue Seidenstraße begründet ist und doch weit zurückreicht.

Um 100 v.u.Z., zu Lebzeiten des Kaisers Wu von Han, kam es mit der chinesischen Expansion nach Westen zum Anschluss des östlichen Endes der alten Seidenstraße an das Kernstück des Handelsweges. Zu dieser Zeit zählten die Pferde des Ferghanatals zu den wichtigsten frühen chinesischen Importgütern, für deren Erwerb die Chinesen auch nicht vor Krieg zurückschreckten. Eine alternative Umgehung des Ferghanatals führte südlich über Tursunsoda durch das Hisortal weiter nach Osten, Richtung China.

Tadschikistan soll auch heute wieder Teil der Seidenstraße werden. Doch nicht nur deshalb kommt Peking ein stabiles Tadschikistan gelegen. Denn das Land grenzt mit seiner Autonomen Provinz Berg-Badachschan an das Autonome Gebiet Xinjiang, deren dort lebende muslimische Bevölkerungsmehrheit der Uiguren zunehmend als Sicherheitsproblem wahrgenommen wird. Die Chinesen haben angeboten, elf neue Grenzposten und eine Kaserne an der tadschikisch-afghanischen Grenze zu bauen. Hin und wieder finden gemeinsame Übungen zur Bekämpfung von Terrorismus und Drogenhandel statt.

Tadschikistan arbeitet auch mit anderen Ländern in Sicherheitsfragen zusammen, zum Beispiel mit den USA und Russland. Die Russen haben in Tadschikistan mit 7000 Mann ihr größtes militärisches Auslandskontingent stationiert, das sich auf drei Stützpunkte verteilt. Außerdem betreiben die russischen Weltraumtruppen aufgrund der wegen des Pamir-Klimas außergewöhnlich guten Sichtverhältnisse "Okno", eine optoelektronische Überwachungsstation für das Weltall, in 2200 Meter über dem Meeresspiegel - und in der mittelbaren Nachbarschaft des Nurek-Staudamms gelegen.

Tadschikistan - Usbekistan: Annäherung in den zwischenstaatlichen Beziehungen?

Die Präsidenten Tadschikistans und Usbekistans bemerkten in einer gemeinsamen Presseerklärung anlässlich ihres Treffens in Duschanbe, dass Tadschikistans Wasserkraftwerke ganz Zentralasien zugutekommen könnten. Diese Rhetorik stellt eine grundlegende Veränderung im Ton dar, der noch unter dem 2016 verstorbenen usbekischen Präsidenten Islam Karimow geherrscht hatte, der aggressiv gegen das Rogun-Projekt war und es als eine Bedrohung für die Sicherheit Usbekistans bezeichnet hatte. An anderer Stelle hatte Karimow vor Staudammprojekten in der Region gewarnt, die zu einem Krieg führen könnten.

Eine andere wichtige Entwicklung mit weitreichenden Auswirkungen für die Bevölkerung beider Länder war die Unterzeichnung eines Abkommens, das die Visumspflicht bei Aufenthalten von bis zu einem Monat im jeweiligen Nachbarland abschafft. Anfang des Monats waren bereits 10 neue Grenzübergänge eröffnet worden - in den vorangegangenen acht Jahren gab es insgesamt nur zwei davon: einer in der Nähe von Tursunsoda, gleich westlich von Duschanbe, ein weiterer in der nördlichen Region Sughd, zwei Stunden südlich der usbekischen Hauptstadt Taschkent gelegen.

Außerdem haben die Regierungen beider Länder eine endgültige Vereinbarung über Grenzziehungen getroffen, die jahrzehntelangen Meinungsverschiedenheiten ein Ende setzen.

Beide Seiten hoffen, dass sich die Tauwetterperiode in den zwischenstaatlichen Beziehungen beider Länder, die lange als die schlechtesten in ganz Zentralasien galten, in greifbaren Fortschritt ummünzen lässt. Der bilaterale Handel belief sich 2017 auf bescheidene 126 Millionen US-Dollar, wobei der größere Betrag von 69 Millionen US-Dollar von Usbekistan nach Tadschikistan floss.

Vor der Ankunft von Mirsijojew gaben Beamte der Präsidialverwaltung in Duschanbe bekannt, dass beide Staatschefs 27 Geschäftsabkommen im Gesamtwert von 140 Millionen US-Dollar unterzeichnen würden. Usbekistan soll Berichten zufolge Kredite im Wert von 100 Millionen Dollar vergeben, um in beiden Ländern tätige Unternehmen zu fördern. Abseits der hochrangigen Treffen kamen rund 120 Unternehmer aus den beiden Ländern auf das erste tadschikisch-usbekische Wirtschaftsforum. Die zweite Ausgabe des Business Forums soll in der zweiten Jahreshälfte in Taschkent stattfinden.

Eine Anekdote vom jüngsten Staatsbesuch lässt unterdessen erahnen, wie die Uhren momentan für den tadschikischen Normalbürger vor Ort ticken: Um der Ankunft Mirsijojews einen würdevollen Rahmen zu geben, waren eigens einige tausend Studenten zum Flughafen abkommandiert worden, um gastfreundlich kleine usbekische Fahnen zu schwenken. Nach dem Ende der Empfangszeremonie waren die meisten Teilnehmer jedoch nicht mehr in der Lage, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu gelangen, weil die Hauptverkehrsadern der Stadt aus Sicherheitsgründen abgesperrt worden waren.