"Rogun ist die leuchtende Zukunft Tadschikistans"

Seite 2: TALCO: Aluminium,Tadschikistans Exportgut Nummer 1

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Der Strom von Rogun ist neben dem Export für den Ausbau der einheimischen Aluminiumindustrie bestimmt. Auch deren Fundamente wurden in der Sowjetzeit gelegt. 1975 produzierte die neue Hütte in Tursunsoda erstmals Aluminium. Die Tajik Aluminium Company (TALCO) konsumiert bei voller Auslastung 40% des tadschikischen Stroms. Tadschikistan selber hat keinen eigenen Bauxit - der wird importiert. Künftig sollen verstärkt im Land vorkommende Aluminiumminerale wie etwa Kaolinit genutzt werden.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Fabrik wurde selbst während des Bürgerkriegs sichtbar, als der Ort zum Schauplatz von Scharmützeln wurde. Örtliche Warlords hatten die Hütte besetzt. Der Afghanistan-Veteran Oberst Machmud Chudoiberdjew, Kommandeur der Ersten Brigade, der bestausgebildeten Armee-Einheit Tadschikistans, griff kurzerhand ein und vertrieb die Besetzer - auf eigene Faust, ohne Zustimmung des Oberbefehlshabers, der sich damals noch Rachmonow nannte (Verdrängte Diktatur).

Chudoiberdjew ging weiter und diktierte ihm genehme Regierungswechsel. Seine Forderungen waren unterlegt mit der Drohkulisse eines Vorstoßes seiner Truppen auf das nahe gelegene Duschanbe. Der Präsident war machtlos. Der Oberst brachte es noch bis zum Stellvertretenden Befehlshaber der Präsidentengarde und wurde 1997 aus dem Land gejagt - die letzte militärisch bedeutsame Aktion im Bürgerkrieg, bei dem bei weniger als 6 Millionen Einwohnern zwischen 20.000 und 60.000 Menschen umkamen - Opfer ethnischer Unruhen, die im Gefolge von Gorbatschows Perestroika-Politik aufgekommen waren und die sich schließlich in den bewaffneten Auseinandersetzungen entluden. Seit dem Millennium hat sich die Lage im Land teilweise wieder stabilisiert.

TALCO ist Chefsache

Heute ist TALCO Chefsache: Rachmon persönlich steht dem Unternehmen vor. Das Werk ist für fast die Hälfte des tadschikischen Bruttoinlandprodukts und 90% der Deviseneinnahmen zuständig. Und oft fällt im Zusammenhang mit dem Unternehmen ein unschönes Wort: Korruption.

Nach einer Darstellung des Economist aus dem Jahre 2013 sollen jährlich hunderte Millionen von US-Dollar an Profiten an eine Scheinfirma auf den Britischen Jungferninseln abgezweigt worden sein. Und Norsk Hydro, der global agierende Aluminiumproduzent mit norwegischer Staatsbeteiligung, musste sich 2016 hochnotpeinlichen Fragen zu seinen Geschäften mit TALCO zwischen 1993 und 2012 stellen.

Rachmon, der ehemalige Direktor einer Sowchose, führt das Land 20 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs als Familienunternehmen: Seine Nachkommen bekleiden mittlerweile hohe Posten im Staatsapparat.

Ende 2017 wurde bekannt, dass die chinesische Yunnan Construction and Investment Holding Group (YCIHG) gleich neben TALCO für 1.8 Milliarden US-Dollar eine weitere Aluminiumhütte errichten will.