Ruft Biden den Klimanotstand aus?
Seite 3: Wachsende Klimarisiken in Lateinamerika
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Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf den südamerikanischen Kontinent. Soeben ist der Klimazustandsbericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) für Lateinamerika und die Karibik 2021 erschienen. Besondere Probleme in der Region verursacht der starke Gletscherverlust in den Anden. Seit den 1980er Jahren haben die Gletscher dort 30 Prozent ihrer Masse verloren. Mit ihnen verschwindet aber auch die Wasserversorgung für die Bevölkerung und die Ökosysteme in den Anden.
An den Küsten sind die Menschen hingegen mit einem Zuviel an Wasser konfrontiert. Der steigende Meeresspiegel bedroht Küstengemeinden und die dortigen Süßwasserreserven. Die Atlantikküste erlebte im letzten Jahr eine ausgeprägte Hurrikan-Saison mit 21 benannten Tropenstürmen, davon sieben Hurrikans. Besonders in den brasilianischen Bundesstaaten Bahia und Minas Gerais lösten starke Regenfälle Überschwemmungen und Erdrutsche aus, bei denen hunderte von Menschen starben und tausende ihre Häuser verloren. Die Schadenshöhe wird auf 3,1 Milliarden Dollar geschätzt.
Auf der anderen Seite herrscht in Teilen des Kontinents Dürre. Im oben schon erwähnten Mexiko war bereits 2021 mehr als die Hälfte der Landesfläche von schwerer bis außergewöhnlicher Dürre betroffen.
Weiter im Süden des Kontinents hält die "zentralchilenische Mega-Dürre" bereits seit 13 Jahren an und ist die längste und schwerste Dürre in 1.000 Jahren. Auch im Paraná-La Plata-Becken herrscht seit Jahren Dürre. Das Gebiet liegt zwischen Brasilien, Bolivien und Paraguay, dort befindet sich auch das Pantanal, das größte Binnenfeuchtgebiet der Erde. 2020 wie auch 2021 brannten große Teile des Pantanal ab, nach einer wissenschaftlichen Erhebung fielen den Bränden 2020 17 Millionen Wirbeltiere zum Opfer.
Waldbrände gab es in allen südamerikanischen Ländern, mit über 184.000 registrierten Bränden die meisten davon in Brasilien. Dazu wird angemerkt:
Waldbrände mit natürlichen Ursachen sind selten in Brasilien, die meisten Feuerausbrüche hängen mit menschlichen Aktivitäten wie Entwaldung und der Pflege von Weiden zusammen.
Der Bericht betont, dass der Kontinent bessere Frühwarnsysteme für verschiedene Klimarisiken benötigt. So forderten die Überschwemmungen in Brasilien 2021 weniger Todesopfer als noch im Vorjahr trotz größerer Niederschlagsmengen. Denn diesmal wurden vorher Warnungen ausgegeben. Doch auch wenn Menschenleben besser geschützt werden können, die soziale Entwicklung wird durch den Klimawandel in Frage gestellt.
Der sich verschärfende Klimawandel und die sich verstärkenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie haben nicht nur die biologische Vielfalt in der Region beeinträchtigt, sondern auch jahrzehntelange Fortschritte bei der Bekämpfung von Armut, Ernährungsunsicherheit und der Verringerung der Ungleichheit in der Region zum Stillstand gebracht,
sagte Dr. Mario Cimoli von der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (ECLAC) bei der Vorstellung des Berichts.