Russlands Öl- und Gaseinnahmen steigen im ersten Halbjahr 2024 um 41 Prozent

Luftfoto von Rohöl-Tankschiff, verankert in tiefblaublauem offenen Meer

(Bild: Aerial-motion / Shutterstock.com)

Die westlichen Sanktionen sollten Putins Kriegskasse treffen. Doch Russlands Öl- und Gaseinnahmen steigen im ersten Halbjahr 2024 deutlich. Wie das sein kann?

Die Sanktionen des Westens gegen Russland sollten die Kriegskasse des Kremls treffen. In der Vergangenheit wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass sie ihr Ziel weitgehend verfehlt haben. Sie haben zwar einige Projekte getroffen, aber weder das Land von westlichen Waren abgeschnitten noch die Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft geschmälert.

Westliche Sanktionen verfehlen Ziel: Russlands Öl- und Gaseinnahmen steigen

Das Gegenteil scheint der Fall zu sein: Die Einnahmen des Kremls aus dem Öl- und Gassektor sind im ersten Halbjahr 2024 deutlich gestiegen, berichten Reuters und Bloomberg übereinstimmend.

Wie aus Daten des russischen Finanzministeriums vom Mittwoch hervorgeht, stiegen die Öl- und Gaseinnahmen für den Staatshaushalt in diesem Zeitraum im Vergleich zum Vorjahr um rund 41 Prozent auf umgerechnet 65,12 Milliarden US-Dollar (5,698 Billionen Rubel).

Dieser Anstieg ist hauptsächlich auf die höheren Ölpreise und den schwächeren Rubel zurückzuführen. Der Preis für russisches Öl der Sorte Ural lag im ersten Halbjahr bei durchschnittlich 69,1 US-Dollar pro Barrel und damit über der vom Westen auferlegten Preisobergrenze von 60 US-Dollar. Im Vorjahreszeitraum hatte der Preis noch bei 52,5 Dollar gelegen. Gleichzeitig wertete der Rubel von 76,9 Rubel pro US-Dollar im ersten Halbjahr 2024 auf 90,8 Rubel ab.

Im Juni waren die russischen Staatseinnahmen aus der Ölindustrie um fast 50 Prozent höher als ein Jahr zuvor, da sich die Produzenten an die internationalen Sanktionen anpassten und höhere Preise für ihre Rohölexporte erzielten.

Russische Ölindustrie passt sich an: Staatseinnahmen im Juni um 50 % höher

Russland hatte etwa eine Schattenflotte von Tankern aufgebaut und Dienstleistungen von Anbietern in Anspruch genommen, die nicht ihren Sitz in den G-7-Staaten haben. Auch das Einfuhrverbot für russisches Erdöl in Länder der Europäischen Union konnte durch die Nachfrage in Asien weitgehend ausgeglichen werden.

Die ölbezogenen Steuern stiegen sprunghaft auf umgerechnet 6,7 Milliarden US-Dollar (590,6 Milliarden Rubel), verglichen mit 402,8 Milliarden Rubel im Juni 2023. Die Gesamteinnahmen aus der Öl- und Gasförderung stiegen im Juni um 41 Prozent auf 746,6 Milliarden Rubel, wie das Finanzministerium mitteilte.

Die Einnahmen wären vermutlich noch höher ausgefallen, wenn nicht auch die staatlichen Subventionen für die Ölraffinerien des Landes gestiegen wären. Nach Angaben des Finanzministeriums zahlte die Regierung im Juni mehr als 158 Milliarden Rubel an die Kraftstoffproduzenten für inländische Diesel- und Benzinlieferungen. Mit diesen Zahlungen werden die Raffinerien teilweise für die Differenz zwischen den Kraftstoffpreisen in Russland und im Ausland entschädigt.

Für das Gesamtjahr 2024 rechnet die russische Regierung mit föderalen Einnahmen aus Öl- und Gasverkäufen in Höhe von umgerechnet 122,3 Milliarden US-Dollar (10,7 Billionen Rubel). Das wären 21 Prozent mehr als im Jahr 2023, als schwächere Ölpreise und ein Rückgang der Gasexporte die Einnahmen um 24 Prozent schmälerten.

Erhöhte Militärausgaben führen zu Defiziten im Staatshaushalt

Die Einnahmen aus dem Öl- und Gassektor sind die Haupteinnahmequelle des Kremls. In den vergangenen zehn Jahren machten sie zwischen einem Drittel und der Hälfte der gesamten Haushaltseinnahmen aus.

Russland hat seine Ausgaben für Verteidigung und Sicherheit seit Beginn der Militäroperation in der Ukraine im Februar 2022 stark erhöht. Dies führte zu zwei aufeinanderfolgenden jährlichen Defiziten von über drei Billionen Rubel, was etwa zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Diese Defizite wurden durch interne Kreditaufnahme und die Inanspruchnahme des Nationalen Wohlstandsfonds finanziert.