SAP-Wirtschaftsinformatiker wegen Schwindels mit Legosteinen angeklagt

Der 47-Jährige wird beschuldigt, mit Hilfe von selbstgemachten Barcodes billig Spielzeug erworben zu haben

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In den meisten Geschäften wissen Kassierer die Preise ihrer Waren heute nicht mehr auswendig. Stattdessen haben die Verpackungen Barcodes, die an der Kasse eingescannt werden. Nun wurde ein 47-Jähriger aus dem kalifornischen San Carlos dabei erwischt, wie er in Filialen der Einzelhandelskette Target in Mountain View und Cupertino sieben Lego-Baukästen im Wert von ungefähr tausend Dollar zu einem deutlich geringeren als dem eigentlichen Verkaufspreis erwerben wollte.

Im Auto des Beschuldigten fand die Polizei 32 Barcode-Aufkleber und bei einer Hausdurchsuchung nicht nur hunderte von Legoschachteln, sondern auch Anhaltspunkte dafür, dass der in leitender Position beim Softwareunternehmen SAP beschäftigte Wirtschaftsinformatiker seit April 2011 über 2.000 Lego-Produkte für insgesamt etwa 30.000 Dollar auf Ebay verkaufte. Angeklagt wurde er allerdings nur auf Basis von vier Einkäufen, bei denen er von Zeugen beobachtet wurde. Dabei änderte er unter anderem den Preis eines Millenium-Falcon von 279 auf 49 Dollar und dem einer Anakin-Box von 90 auf 35 Dollar.

Die zuständigen Strafverfolgungsbehörden gehen davon aus, dass der Mann die falschen Barcode-Aufkleber selbst herstellte. Allerdings ist auch möglich, dass er sie von einem Dritten käuflich erwarb. Der 47-Jährige selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar und äußerte sich auch gegenüber anderen Medien nicht zu den Vorwürfen. Dabei gibt es vor allem hinsichtlich des Motivs durchaus offene Fragen, weil der mutmaßliche Täter US-Presseberichten nach Multimillionär ist und in einer Villa wohnt.

Würde man einen Stundenlohn für die Herstellung der Aufkleber, die Einkäufe und die Ebay-Auktionen ausrechnen, dann könnte es durchaus sein, dass dieser deutlich unterhalb seines gewohnten Spektrums liegt. Staatsanwältin Cindy Seeley Hendrickson mutmaßt deshalb, dass hier eher Neu- als Geldgier eine Rolle spielte. Bemerkenswert ist der Fall aber auch deshalb, weil der Angeklagte bei SAP im "Integration and Certification Center" tätig ist (beziehungsweise war). Bei SAP fand sich gestern weder in Deutschland noch in den USA jemand, der eine Stellungnahme dazu abgeben wollte.

Liz Wylie, eine Sprecherin der Polizei von Mountain View, meinte zum Fersehsender NBC, Barcode-Schwindel komme "öfter vor, als man denkt". Tatsächlich erregte bereits 2005 ein Mann aus Reno viel Medienaufmerksamkeit, der in Target-Geschäften in Nevada, Utah, Kalifornien, Oregon und Arizona Lego-Produkte im Wert von insgesamt 200.000 Dollar mit Hilfe falscher Aufkleber billig erworben und teurer weiterverkauft hatte.

Entgegen eines weit verbreiteten Glaubens sind die 1949 erfundenen und in den 1970er Jahren auf Druck der Einzelhandelskette Wal-Mart durchgesetzten Barcodes keine verschlüsselten Angaben, sondern lediglich Binärcodesymbole. Allerdings gibt es mittlerweile eine Vielzahl von verschiedenen Systemen, darunter den amerikanischen UPC und den europäischen EAN. In den 1980er Jahren wurde der Strichcode auf zwei Dimensionen ausgedehnt, später kamen die Farbe als dritte und die Bewegung als vierte Dimension dazu. Mittlerweile existieren auch Punktcodes, die mit scheinbarer Zufälligkeit eine größere Fälschungssicherheit versprechen.

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