SPD sackt auf elfeinhalb Prozent ab
Stegner soll Frau für Vorsitzkandidaturteam suchen
In der aktuellen Insa-Umfrage wird die SPD nach einem Wochenverlust von einem Prozentpunkt und jetzt nur mehr elfeinhalb Prozent Stimmenanteil so niedrig gemessen wie in zuvor noch keiner Erhebung des Meinungsforschungsinstituts. Damit liegt sie nicht nur deutlich hinter der 27,5 Prozent (+1) starken Union und den 23,5 Prozent (-1) starken Grünen, sondern auch dreieinhalb Punkte hinter der von 14,5 auf 15 Prozent gewachsenen AfD. Und nur mehr zweieinhalb Punkte vor der FDP und der Linkspartei, die beide auf jeweils neun Prozent kommen.
Ob die SPD weiter verliert oder wieder zulegt, wird auch damit zusammenhängen, wer ihr neuer Bundesvorsitzender wird. Bewerber dafür können sich noch bis zum 1. September melden. Dem Willen des kommissarischen Vorstands nach sollen sie das möglichst als gemischtgeschlechtliches Team machen. Den Informationen der Bild-Zeitung nach sucht der ehemalige schleswig-holsteinische Landesvorsitzende Ralf Stegner deshalb gerade eine Frau, die bereit ist, mit ihm zusammen zu kandidieren.
Sarkastische Aufnahme in Sozialen Medien
Stegner selbst verweigerte der Passauer Neuen Presse gestern eine aussagekräftige Stellungnahme dazu mit den Worten: "Eier sollte man ausbrüten, wenn sie gelegt sind" - aber dafür löste die Meldung in Sozialen Medien eine Vielzahl anderer Stellungnahmen aus. Die meisten davon sind sarkastisch und erwarten, dass Stegner die Sozialdemokraten unter zehn oder vielleicht sogar unter fünf Prozent drücken könnte, wenn er tatsächlich Bundesvorsitzender wird.
Ganz grundlagenlos ist diese Annahme nicht: Immerhin bescheinigte Manfred Güllner Stegner bereits Ende der 2010er Jahre, dass er "von den Menschen als Kotzbrocken wahrgenommen" wird." "Wo immer er auftritt", so der Gründer des Meinungsforschungsinstituts Forsa, "stabilisiert er dieses Bild".
Karl Lauterbach und Heiko Maas' Staatssekretär
Ein anderer Kandidat, der sich offiziell gemeldet hat, ist in Sozialen Medien allerdings kaum beliebter als Stegner: Der Fliegenträger Karl Lauterbach. Er hat sich zusammen mit der ehemaligen UnternehmensGrün-Bundesgeschäftsführerin Nina Scheer beworben, deren Vater bereits SPD-Abgeordneter und -Vorstand war.
Ein weiteres Team, das sich beworben hat, besteht aus Heiko Maas' Staatssekretär Michael Roth und der abgewählten nordrhein-westfälischen Familienministerin Christina Kampmann. Das Bewerbungsschreiben der beiden klingt nicht nach einer größeren Änderung des jetzigen SPD-Kurses. "Wir wollen", heißt es darin, "eine SPD, die sich weit öffnet für alle Schichten und Berufsgruppen, die attraktiv ist für Jung und Alt, bei Frauen und Männern, in Stadt und Land, hier Geborenen und zu uns Gekommenen".
Bürgermeister und Außenseiter
Bereits zum zweiten Mal tritt die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange an, die sich diesmal zusammen mit dem Bautzener Bürgermeister Alexander Ahrens bewirbt. Als sie im letzten Jahr gegen Andrea Nahles kandidierte, unterlag sie mit 27 Prozent Stimmenanteil. Das sind 21 Prozent mehr als die sechs Prozent, auf die die SPD bei der Europawahl im von Ahrens regierten Bautzen kam.
Mit solchen Mitbewerber ist nicht ausgeschlossen, dass der 39-jährige Internetunternehmer Robert Maier, der alleine kandidiert, ein angesichts seiner geringen Bekanntheit überraschend gutes Ergebnis einfährt. Der Vizepräsident des SPD-Wirtschaftsforums tritt mit einem Alleinstellungsmerkmal an, mit dem Sozialdemokraten in Dänemark gegen den europaweiten Trend einen Überraschungserfolg erzielten: Mit einer strengeren Migrations- und Sicherheitspolitik. Mit "Kollektivierungs- und Enteignungsplänen", wie sie der Jungsozialistenvorsitzende Kevin Kühnert propagiert, kann Maier der Wochenzeitung Die Zeit zufolge wenig anfangen.
Kaum Chancen werden dagegen dem eher konturlosen ehemaligen Bundestagshinterbänkler Hans Wallow eingeräumt, der mit den Zulassungsvoraussetzungen hadert (vgl. SPD: Mindestens fünf Unterbezirke als Hemmnis für Erneuerung). Als "deutscher Bernie Sanders" wird er bislang trotz seiner 79 Lebensjahre nicht gefeiert.
Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen
In Brandenburg und in Sachsen, wo am Bewerbungsschlusstag gewählt wird, muss die SPD ebenfalls mit eher schlechten Ergebnissen rechnen: In Brandenburg droht ihr ein Absacken von 31,9 auf 19 Prozent, in Sachsen von 12,4 auf acht. Mit Zugewinnen können in diesen Bundesländern außer der AfD und den Grünen auch die Freien Wähler rechnen, die sich mit Äußerungen in Sozialen Medien, dezidiert vom städtischen Juste Milieu abgrenzen. In Brandenburg sieht sie Insa bei drei und Infratest dimap bei vier Prozent. Und in Sachsen werden sie sowohl von Insa als auch von Infratest dimap bei vier Prozent gemessen. In den Umfragen für den gesamten Osten Deutschlands fallen sie noch unter die "Sonstigen", die dort sprunghaft von sechs auf zehn Prozent zulegten.
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