Sanktionen gegen Russland: Wie der Globale Süden ausschert

Seite 2: FAO: Getreidepreis steigt um 17 Prozent

Allein im März sind die Lebensmittelpreise aufgrund des Krieges in der Ukraine auf einen Rekordwert hochgeschossen. Nach Angaben der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO stieg etwa der Getreidepreis im Vergleich zum Februar um gut 17 Prozent an.

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) drängt angesichts der drohenden Katastrophe auf die Gründung eines neuen "Bündnisses für globale Ernährungssicherheit". Nach Gesprächen am Rande der Weltbank-Frühjahrstagung in Washington zeigte sie sich hoffnungsvoll und sprach sie von einem "Startsignal".

Im Rahmen des deutschen G-7-Vorsitzes will die Sozialdemokratin kommende Woche Staaten und Stiftungen nach Kopenhagen einladen, dort findet dann der Welternährungsgipfel statt.

Doch welche Chancen hat die Initiative? Die potenziellen Geberstaaten im reichen Norden kämpfen selbst mit den Folgen des Krieges: mit Energiekrisen, Inflation und lähmender Unsicherheit.

Sie großen Gewinner des Ukraine-Krieges sieht der US-Politologe Ian Bremmer im Mittleren Osten. Die dortigen Petro-Staaten profitierten von den globalen Ölpreisen, "die Höhen erreichen, die wir seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen haben", schrieb er im US-amerikanischen Time-Magazine.

Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate verbuchten massive Einnahmen. "Europas Entschlossenheit, seine Abhängigkeit von Erdgas aus Russland zu verringern, verspricht auch langfristige Gewinne für andere Gasexporteure wie Katar und Algerien", so Bremmer.

Auf der Verliererseite stehen die Länder in der Region, die keine Energieträger exportieren, dafür aber auf die Einfuhr von Lebensmitteln angewiesen sind. Am stärksten leidet nach Bremmers Ansicht Ägypten, "Heimat von mehr als 100 Millionen Menschen und größter Weizenimporteur der Region".

In den letzten Jahren habe Ägypten die Hälfte seines Weizens aus Russland und 30 Prozent aus der Ukraine importiert. "Seine Regierung verfügt über Reserven, die bis zu fünf Monate ausreichen könnten", so der Time-Kolumnist.

Indien stehe vor Problemen, weil es seine Düngemittel fast ausschließlich aus Russland und Belarus bezogen hat. Und in Südamerika wurde die venezolanische Autokratie von Präsident Nicolás Maduro angesichts der Erdöl- und Erdgasreserven des Landes über Nacht mal eben rehabilitiert.