Schwellenländer: An diesem Konflikt könnten die Brics-Staaten scheitern
Bündnis der ehemaligen Entwicklungsländer wächst. Doch ein alter Konflikt belastet die Allianz. Was das für den Kampf gegen die Dominanz des Westens bedeutet.
Für die, die es sehen wollen, hat der Krieg in der Ukraine deutlich gemacht, dass es in weiten Teilen der Welt einen wachsenden Unwillen gibt, den Vorgaben Westeuropas und der USA weiter zu folgen. Ein besonderes Zeichen dafür ist die Entwicklung in Westafrika, ein anderes der jüngste Brics-Gipfel in Südafrika.
Dort ist unter anderem, wie berichtet, die Erweiterung dieses bisher aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika bestehenden Bündnisses beschlossen worden. Ab Januar 2024 werden ihm auch Ägypten, Argentinien, Äthiopien, Saudi-Arabien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate angehören.
Eines der Motive für die verstärkte Kooperation ist die wachsende Unzufriedenheit mit dem internationalen Finanzsystem. Die Sanktionen gegen Russland – was immer man von ihnen halten mag – haben vielen Staaten deutlich gemacht, wie sehr sie für internationale Transaktionen vom Westen abhängig sind.
Überdies gibt es schon seit Langem großen Unwillen über die Dominanz der G-7-Staaten in den Aufsichts- und Leitungsgremien von Weltbank und Internationalem Währungsfonds, in denen zum Beispiel China, die zweitgrößte Wirtschaftsmacht des Planeten, vollkommen unterrepräsentiert ist.
Doch was kann das neue Brics, wie effektiv wird das Bündnis sich auf der Weltbühne durchsetzen können?
Der indische Politologe C. Uday Bhaskar, Direktor des Thinktank Society for Policy Studies in Neu-Delhi, ist skeptisch, wie er in einem Beitrag in der in Hongkong erscheinenden South China Morning Post erläutert.
Ungelöste Grenzfragen
Er verweist auf die erhebliche Rivalität zwischen den beiden asiatischen Giganten und vor allem auf die ungelösten Grenzfragen. Diese könnten Brics künftig erheblich schwächen. Zuletzt hatte es 2020 an einem kleinen, zwischen Nepal und Butan gelegenen Abschnitt der gemeinsamen Grenze ein kurzes Scharmützel gegeben, bei dem auf beiden Seiten mehrere Soldaten getötet wurden.
Angesichts dessen sei es ein schlechtes Zeichen, dass sich Indiens Premierminister Narendra Modi und Chinas Präsident Xi Jinping nicht zu bilateralen Gesprächen getroffen hätten.
Zwar gab es am Rande des Brics-Gipfels ein kurzes Zusammentreffen der beiden, doch im Nachhinein hieß es von beiden Seiten, die jeweils andere Partei habe um das Gespräch gebeten. Vermutlich ist darin ein Hinweis zu sehen, dass sowohl Beijing als auch Neu-Delhi daheim ein nationalistisch gestimmtes Publikum nicht verschrecken wollen.
Konflikt über Algerien
Zu diesem Bild der anhaltenden Spannungen zwischen China und Indien passt auch ein Bericht des Beiruter Senders Al Mayadeen. Demnach hat Indien auf Wunsch Frankreichs Algeriens Antrag auf Mitgliedschaft im Brics-Bündnis blockiert, während China ein großes Interesse daran gehabt habe.
Indien sei ohnehin im Hinblick auf Erweiterung eher skeptisch gewesen und könnte Algeriens Ansinnen zunichtegemacht haben, weil es in Algier einen Verbündeten Beijing sieht.
Für Frankreich hingegen ist Algerien ein Gegenspieler in Westafrika, wo der Grande Nation die Felle wegzuschwimmen drohen und Algier der neuen Militärregierung in Niger den Rücken gegenüber dem Druck aus Paris, Berlin und Brüssel stärkt.
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