Schwere Waffen sind ein unkalkulierbares Risiko
- Schwere Waffen sind ein unkalkulierbares Risiko
- Es müssen nicht unbedingt gezielte Angriffe auf Nuklearanlagen sein
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Der Schutz der Bevölkerung unter dem Motto "Stand with Ukraine" - Die Strategen steigern existenzielle Gefahren. Kommentar und Hintergrund
Die Washington Post berichtete am 4.3. 2022 über Waffenlieferungen an die Armee der Ukraine, die für den urbanen Kampf innerhalb bewohnter Städte produziert wurden. Aus Dokumenten gehe hervor, "dass das Pentagon bereits im Dezember ukrainische Kämpfer mit Waffen und Ausrüstungsgegenständen ausgestattet hatte, die für Kämpfe in städtischen Gebieten geeignet sind, darunter Schrotflinten und Spezialanzüge zum Schutz von Soldaten im Umgang mit nicht explodierten Sprengkörpern".
Die Lieferungen umfassten auch Javelin-Panzerabwehrraketen, über die bekannt ist, dass es sich hierbei um Waffen handelt, für deren Mantel abgereichertes Uran verwendet wird. Diese Uranmunition entfaltet eine besondere Durchschlagkraft im Einsatz gegen Panzer, Bunker und andere besonders hart umhüllte Ziele.
Wenn diese Waffen explodieren, setzen sie einen ultrafeinen und hocherhitzten Staub frei, dessen toxische Wirkung zu lang anhaltenden und massiven Leiden führen. Im Irak-Krieg führten die Folgen dieses verstrahlenden Staubs zu einer Zunahme von Krankheit, Tod, Missbildungen und Fehlgeburten, so Karlos Zurutuza, Falludscha (IPS) in der Jungen Welt vom 23. April 2012 (mit Zahlschranke).
Der Dokumentarfilmer Frieder Wagner erklärte die Schädlichkeit des radioaktiven "Todesstaub" (so der Titel seines Kinofilmes zur Wirkung von Uran-Munition):
Diese "Wunderwaffe der Alliierten" durchdringt einen feindlichen Panzer wie ein Messer die Butter. Dabei verbrennt das radioaktive Uran … zu winzigsten Nanopartikelchen. Eingeatmet können sie tödliche Krebstumore verursachen und den genetischen Code aller Lebewesen für viele Generationen deformieren. In den betroffenen Ländern sind dadurch inzwischen ganze Regionen unbewohnbar geworden.
Der deutsche Tropenarzt … Dr. Siegwart-Horst Günther machte nach dem Golfkrieg 1991 als erster auf die verheerenden Folgen von solchen Urangeschossen aufmerksam und wurde dafür in Deutschland diskreditiert und verfolgt. … Nach Ende des jüngsten Irak-Krieges entdeckten die Experten in der Umgebung von Basra kontaminierte Kriegsschauplätze, deren radioaktive Verseuchung die natürliche Erdstrahlung um das 20000-fache übertrifft.
André Löhr, Deadly Dust – Todesstaub | Uran-Munition und die Folgen
Der Schutz der Bevölkerung unter dem Motto "Stand with Ukraine" wird alleine schon hier in sein Gegenteil verkehrt. Die Strategen steigern existenzielle Gefahren (vgl. Militärstrategien: Wie die atomare Bedrohung zugenommen hat).
Die Bedrohung der Atomkraftwerke
Eine weitere Form eines lebensbedrohlichen Schutzes stellen Waffenlieferungen auch ohne Uran dar, wie sich an den Standorten der Nuklearindustrie in der Ukraine zeigt. Die Tagesschau berichtete am 26.04.2022:
Mit Tschernobyl hatte die Ukraine große Pläne: Die Atomruine sollte … Touristenmagnet … werden. …Es wird davon ausgegangen, dass Panzerfahrzeuge und anderes schweres Gerät in der Sperrzone von Tschernobyl radioaktiven Staub aufgewirbelt haben.
Tagesschau: Die Angst vor einer neuen Katastrophe
Krieg in einem Staat immer noch weiter zu eskalieren, in dem mit dem leistungsstärksten Atomkraftwerk Europas, der immer noch gefährlichen Nuklearruine Tschernobyl und drei weiteren Standorten für Atomstrom im schlimmsten Fall zu einer Atombombe werden können, das gefährdet die Zivilisation. Diese Kritik gilt gleichermaßen für Russland und für alle weiteren Staaten, die dort mit ihren Waffen kämpfen lassen.
Wer sich an dieser Eskalationsspirale beteiligt, der verletzt die Überlebensinteressen der Menschen in der Ukraine und die aller Bewohner Europas.
Jene, die die Verantwortung dafür ausschließlich Russland zuschreiben, übergehen, dass jeder hinreichend hoch entwickelte Staat ein Expertenwissen aufweist, aus dem sich ergibt, dass die Infrastruktur in einem Staat mit Atomkraftwerken eine Friedenspolitik der Kriegsvermeidung und Spannungs-Deeskalation erforderlich macht.
Das haben alle Seiten, auch die Nato-Staaten, mit ihrer expansiven Machtpolitik gegenüber dem im Kalten Krieg unterlegenen Russland wissentlich ignoriert.
Es bedarf für einen "Größten Anzunehmenden Unfall" (GAU) nicht einmal des Beschusses eines Reaktorgehäuses, um ein Atomkraftwerk in eine Bombe umzuwandeln. Es reicht, wenn die Strom- und Kühlwasserzufuhr eine Zeit unterbrochen ist, denn die Kettenreaktion generiert eine große Hitze, die ununterbrochen gekühlt werden muss, um unter Kontrolle zu bleiben.
Andernfalls kommt es zur Kernschmelze, in deren Verlauf der Reaktorkern sich durch die Hitze und durch sein Gewicht in sein Betonbett hineinbrennt und seine Umgebung weich schmilzt, sodass er immer weiter ins Erdreich eindringt, bis er auf tiefliegende Grundwasserschichten stößt, in denen er dann eine riesige ionisierte Wasserdampfexplosion auslöst, die eine Wolke generiert, deren Niederschlag unermesslich weite und dicht besiedelte Regionen verstrahlt.