Schwimmender Giftmüll...

Seite 2: Fischmehl und -öl dient als Fischfutter

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Die meisten Zuchtlachse nehmen die Schadstoffe über das Futter auf. In dänischen Fischfutterbetrieben, die Futtermittel für Lachsfarmen herstellen, werden Fettfische wie Sandaal zermahlen, zerkocht, getrocknet und zu Pellets gepresst. Aus ihnen werden Proteine und Fischöl hergestellt. Das Öl kommt in hoch konzentrierter Form in die Futterpellets.

So akkumulieren sich in den Zuchtlachsen Pestizide, PCB, Dioxine und Quecksilber, wobei schon kleinste Dioxin-Mengen Krebs verursachen können. Schwedische und norwegische Behörden warnen ihre Landsleute - vor allem Schwangere - vor dem Verzehr von Zuchtlachsen, weil sich die Gifte im Fettgewerbe binden. So fand man in Zuchtlachs fünf bis zehnmal so viel Schadstoffe wie in Eiern, Milch oder Gemüse.

Viele Norweger greifen beim Fischkauf ohnehin lieber zu wildem Lachs. Denn sie wissen: Er ist weniger giftig. Auch das deutsche Zentrum für Gesundheit verweist auf polychlorierte Biphenyle, Dioxine, Furane und Quecksilber, die in Zuchtfischen in hochkonzentrierter Form enthalten sind. Bereits vor einigen Jahren fanden Wissenschaftler erhöhte Werte an potentiell krebserregenden Stoffen in Speisefischen, die sonst nur von Algen, Schwämmen oder Würmern zur Abschreckung von Feinden produziert werden.

Die polybromierten Substanzen in Meeresfischen seien eine Folge der Aquakultur, so die Lebensmittelchemiker, denn die Zuchtfarmen werden vor allem in Küstennähe errichtet, also dem Lebensraum der Organismen, welche diese Substanzen erzeugen.

Verschobene Grenzwerte

Um sie haltbarer zu machen, wird der Futtermasse für Lachse eine umstrittene Substanz beigefügt: Ethoxyquin, ein Antioxidant, das bis vor kurzem noch als Pestizid eingesetzt wurde, bevor man ihm die Zulassung entzog. So wies man in einem Labor der Schweizerischen Anstalt für Lebensmittelprüfung bei Zuchtlachs - sowohl Bio als auch konventionell - Ethoxyquin in hoch dosierter Form nach, nicht aber in Wildlachs.

Den Wissenschaftlern zu Folge sind Fische aus Aquakulturen um 10 bis 20 Mal höher belastet, als der für andere Lebensmittel geltende Grenzwert es erlaubt. Das sind 50 Mikrogramm je Kilo Fleisch. In jedem Fall stellt sich die Frage, warum eine Chemikalie, die im Pflanzenbau verboten ist, dem Fischfutter weiterhin zugefügt werden darf? Bis heute wurde nicht untersucht, welche Auswirkung Ethoxyquin auf den Menschen hat. Auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA gab diesbezüglich keine Studie in Auftrag.

Dabei wies die Wissenschaftlerin Dr. Victoria Bohne bereits 2007 am Forschungsinstitut in Bergen die extreme Giftigkeit des Stoffes nach: In einem Futterversuch mit Lachsen mit bis zu 1.800 mg Ethoxyquin je Kilo Futter vergrößerten sich Herz und Leber der Tiere. Der Wissenschaftlerin zu Folge kann das Gift Leber- und Nierenschäden hervorrufen, die Blut-Gehirn-Schranke durchbrechen, ins Gehirn gelangen und Krebs auslösen.

Wilder Lachs. Bild: United States Department of Agriculture; gemeinfrei

Ein weiteres Gift ist im Fisch auf deutschen Tellern: Das krebserregende Nervengift Endosulfan, das außerhalb der EU in der Produktion von Lachsfutter eingesetzt wird. Doch anstatt das Gift zu verbieten oder zumindest den Grenzwert runterzuschrauben, erhöhte die EU-Kommission ihn im Jahr 2013 im Fischfutter für Salmoniden um das Zehnfache - von 0,005 mg auf 0,05 mg je Kilo.

Hin und wieder kommt es vor, dass Zuchtlachse aus den Mastkäfigen ausbrechen. Im offenen Meer paaren sich die Tiere allzu gerne mit Wildlachs, mit der Folge, dass die wilden Lachsbestände immer weiter dezimiert werden. Längst werden Lachse auch gentechnisch verändert: Die Firma AquaBounty kombinierte ein Gen aus dem Chinook Lachs mit DNA-Fragmenten der amerikanischen Aalmutter und pflanzte beides in die DNA des Atlantiklachses ein.

Das Ergebnis - der AquAdvantage®Salmon - ist doppelt so groß und erreicht seine Schlachtreife in der Hälfte der üblichen Zeit. Die Auskreuzung von Zucht- in Wildlachsen ist schon problematisch genug. Was passiert wohl, wenn ein Gen-Lachs aus einem Mastkäfig sich mit wilden Lachsen paart? Sicher ist: Vermehren sich transgene Fische in freier Wildbahn, wird sich die Erbsubstanz ganzer Fischbestände nachhaltig verändern.