Schwimmender Giftmüll...

Seite 3: Welchen Fisch kann man noch essen?

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Welchen Fisch kann man überhaupt guten Gewissens essen? Eine Orientierungshilfe bietet der aktuelle Greenpeace-Fisch-Einkaufsratgeber. Wer den beim Einkaufen gerade nicht zur Hand hat, achtet man am besten auf folgende Siegel: ASC (Aquaculture Stewardship Council) und MSC (Marine Stewardship Council).

Das ASC wurde vom World Wildlife Fund (WWF) und dem niederländischen IDH gegründet. Er bezeichnet sich als weltweit führendes Zertifizierungssystem für Fisch und Meeresfrüchte aus verantwortungsvoller Zucht. Die Standards entwickelte die gemeinnützige Organisation in Zusammenarbeit mit dem WWF.

Das MSC wurde 1997 vom WWF und Unilever ins Leben gerufen, mit dem Zweck, die weltweiten Fischbestände für zukünftige Generationen zu sichern. So stammen rund sieben Prozent des weltweit gefangenen Fisches aus MSC-Fischereien. Den größten Marktanteil an MSC-zertifiziertem Fisch hat Deutschland mit fast 50 Prozent.

Der positive Effekt des MSC-Siegels ist allerdings umstritten. Greenpeace kritisiert in einem Bericht von 2010, dass ausgezehrte Bestände weiter befischt werden dürfen und Grundschleppnetze, die das Ökosystem schädigen, nicht als zerstörerisch eingestuft würden. Außerdem werden nach wie vor enorme Mengen an Beifang geduldet: So fängt die Hoki-Fischerei in Neuseeland tonnenweise Meerestiere, die tot oder verletzt wieder über Bord gehen.

Auslage auf einem Markt in Portugal. Foto: Redaktion

Auch die Alaska-Seelachs-Fischerei, die jährlich 1,5 Millionen Tonnen Seelachs fängt, wirft gigantische Mengen an Fischen wieder über Bord - Fischarten, die Raubtieren wie dem Stellerschen Seelöwen, den Nördlichen Seebären und Pazifischem Seehund als Nahrung dienen. Geht ihnen und zahlreichen Seevogelarten das Futter aus, gefährdet dies den Fortbestand dieser Tierarten.

Allerdings scheint der MSC die Kritik nun ernst zu nehmen. So kündigt die Organisation an, ihre Standards zu erhöhen und verspricht verbesserte Kontrollen zum Ende diesen Jahres. Bis vor kurzem galten übrigens auch die Heringsbestände in der Nordsee als überfischt. Wegen zwischenzeitlich positiver Bestandesentwicklung wurde die Höchstfangmenge 2013 wieder um 18 Prozent angehoben.

Ist unser Hunger nach Fisch unersättlich? Müssen wir wirklich zwei Mal die Woche Fisch essen? Francisco Mari, Fischereiexperte von Brot für die Welt, ist davon überzeugt, dass die EU als weltgrößter Importmarkt für Fisch mit verantwortlich ist für die weltweite Überfischung. Die Raubzüge nähmen den Menschen, die in den Fanggebieten leben, die wichtigste Eiweißquelle.

Er fordert die EU-Länder daher auf, ihre eigene Fangmengen auf den Weltmeeren drastisch einzuschränken. Wächst die Fischindustrie, weil die Nachfrage nach Fisch steigt oder steigert ein wachsendes Dumping-Angebot den Bedarf an Fisch?

Die Frage ist, ob wir das zunehmende Artensterben unter Wasser zugunsten einer wachsenden Lebensmittel- und Fischindustrie in Kauf nehmen wollen. Denn in letzter Konsequenz geht es nicht nur darum, einige Fischbestände zu erhalten. Es geht um nichts weniger als um die Bewahrung der Lebensgrundlagen für Mensch und Tier.

Weiterführende Infos:
Doku: Giftiger Fisch - Die große Gesundheitslüge (ORF vom 26.11.2014)
Fair fish - fish facts 9: Fischzucht: Problem oder Lösung?
Ocean 2012/NEF: Fish depdendence - update 2014
Rundbrief Forum, Umwelt & Entwicklung 2/2014