Selenskyjs riskantes Spiel: Setzt er jetzt alles auf Trump
Der Krieg in der Ukraine zermürbt das Land. Präsident Selenskyj sucht verzweifelt nach Auswegen. Ausgerechnet Donald Trump soll nun sein Ass im Ärmel sein.
In einem ausführlichen Interview hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj über den Krieg, Wege zum Frieden und seine Erwartungen an Ex-US-Präsident Donald Trump gesprochen. Selenskyj ist überzeugt, dass Trump die nötige Stärke besitzt, um Putin zu einem Ende des Krieges zu zwingen.
Das gut dreistündige Gespräch mit dem US-Podcaster Lex Fridman fand in Kiew statt und wurde auf Englisch, Ukrainisch und Russisch geführt. Ein zentrales Thema war die Rolle von Donald Trump.
Selenskyj sieht in ihm einen Schlüssel zum Frieden: "Ich glaube, dass unser Volk wirklich darauf zählt, dass er den Krieg beenden kann", so der ukrainische Präsident. Trump verfüge über die notwendige Macht, um Druck auf Putin auszuüben.
Ziel müsse es sein, so Selenskyj, zunächst mit Trump eine gemeinsame Position zu finden, wie der Krieg gestoppt werden kann. Mit dieser starken Rückendeckung der USA und mit Unterstützung Europas könne man dann mit Russland verhandeln.
Der ukrainische Präsident warnt aber davor, Putin zu vertrauen. Ein Waffenstillstand ohne Sicherheitsgarantien für die Ukraine wäre fatal. Putin werde sonst nach einer Pause den Krieg wieder aufnehmen.
Selenskyj fordert daher vor Friedensgesprächen eine Teilmitgliedschaft der Ukraine in der NATO. So könnte das Bündnis zumindest für die nicht besetzten Gebiete Sicherheit garantieren. Weitere Forderungen sind umfangreiche Waffenlieferungen und harte Sanktionen gegen Russland. "Wenn wir keine Sicherheitsgarantien haben, wird Putin zurückkommen", ist sich Selenskyj sicher.
Keine Einladung zur Amtseinführung in Washington
Eine direkte Einladung von Trump zu dessen Amtseinführung am 20. Januar hat Selenskyj bisher nicht erhalten. Er macht aber deutlich, dass er Trump gerne dabei treffen würde, um schnell über Wege zum Frieden zu sprechen. Selenskyj hofft, dass der Krieg schon Anfang 2025 vorbei sein könnte – dann wäre auch eine Wiederaufnahme der Flüge nach Kyiv möglich: "Präsident Trump könnte dann der erste sein, der mit dem Flugzeug hierher reist."
Auch wenn Selenskyj immer wieder betont, dass ein Waffenstillstand alleine nicht ausreiche und Putin kein Vertrauen geschenkt werden dürfe, sieht er in Trump eine historische Chance für die Ukraine.
Ukrainer glauben an Trump-Frieden
Der Ex-Präsident genieße hohe Zustimmungswerte in dem kriegsgebeutelten Land, weil viele Ukrainer daran glauben, dass er Frieden bringen kann. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Beziehung zwischen Trump und Selenskyj entwickeln wird und ob die Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Krieges realistisch sind.
Selenskyj nutzte das Interview auch, um Stellung zu Vorwürfen der Korruption in der Ukraine zu nehmen. Dabei betonte er die Fortschritte bei Anti-Korruptions-Maßnahmen. Zudem wies er darauf hin, dass auf Seiten der USA ebenfalls fragwürdige Entscheidungen getroffen wurden, etwa bei der Bezahlung amerikanischer Frachtflugzeuge für Waffentransporte, anstatt günstigere ukrainische Flugzeuge zu nutzen. "Ist das Korruption oder Lobbyismus?", fragte Selenskyj.
Einig waren sich Fridman und Selenskyj darin, dass die USA eine Schlüsselrolle für die Sicherheit der Ukraine spielen. Ohne die Vereinigten Staaten seien keine wirksamen Sicherheitsgarantien möglich, die eine erneute russische Aggression verhindern könnten. Der ukrainische Präsident setzt dabei große Hoffnungen in Donald Trump.