Sicherung der militärischen Überlegenheit im Weltraum

US-Luftwaffe hat ein neues System bereitgestellt, um Satellitenkommunikation zeitweise zu stören

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Das Pentagon hat schon in einem Bericht, der unter Vorsitz von Rumsfeld bis zu seiner Ernennung als Verteidigungsminister verfasst wurde, die künftige Bedeutung des Weltraums für die Kriegsführung hervorgehoben (Pearl Harbor im Weltraum). Spätere Berichte haben deutlich gemacht, dass die Supermacht auch in Anspruch nimmt, im Weltraum als Militärmacht nicht nur führend, sondern allen anderen Mächten überlegen zu sein (Das Pentagon strebt absolute militärische Dominanz im Weltraum an). Mit dem "network-centric warfare" und der Digitalisierung des Schlachtfelds wird in einem Krieg mit einer anderen Militärmacht, aber nicht in einem asymmetrischen Konflikt, wie man im Irak sieht, derjenige dominieren, der nicht nur die Luft-, sondern auch die Weltraumhoheit hat. Ein erster Schritt dazu wurde offenbar mit der Realisierung eines Waffensystems gemacht, um gegnerische Satellitenkommunikation wirksam stören zu können.

Deutlich wurde die Strategie des Pentagon, im Weltraum, also in den erdnahen Umlaufbahnen, auch künftig die Herrschaft auszuüben, in dem Papier Air Force Doctrine Document 2-2.1: Counterspace Operations, das als offizielle Doktrin gilt:

Our forces will be strong enough to dissuade potential adversaries from pursuing a military build-up in hopes of surpassing or equaling the power of the United States. ... We will not hesitate to act alone, if necessary, to exercise our right of self-defense by acting pre-emptively.

Hier wurde deutlich gemacht, dass die amerikanische Luftwaffe, zuständig für den Weltraum, im Konfliktfall auch gegnerische Ziele im Weltraum zerstören werde, selbst wenn es nur Wetter- oder kommerzielle Kommunikationssatelliten wären. Das betreffe auch Kontrollstationen für Satelliten auf der Erde, selbst wenn diese von Ländern betrieben werden, die nicht direkt zu den Gegnern zählen. Das wurde beispielsweise auch nach dem Beschluss Chinas, sich dem europäischen Satellitenprojekt Galileo anzuschließen, so verstanden, dass die USA im Bedarfsfall auch diese Satelliten zerstören könnte. Noch freilich erklärt man im Pentagon weiterhin, keine Weltraumwaffen einsetzen zu wollen.

Potential adversaries have access to a range of space systems and services that could threaten our forces and national interests. Even an adversary without indigenous space assets may use space through U.S. , allied, commercial or consortium space services. These services include precision navigation, high-resolution imagery, environmental monitoring, and satellite communications. Denying adversary access to space capability and protecting U.S. and friendly space capability may require taking the initiative to preempt or otherwise impeded an adversary.

Auf einer Konferenz des American Institute of Aeronautics and Astronautics in San Diego hat nun aber General Larry James erklärt, dass das Air Force Space Command in Colorado Springs über ein Waffensystem verfügt, um Satelliten anzugreifen. Deutlicher wurde James, der Vizekommandeur des Space and Missile Systems Center in Los Angeles ist, allerdings nicht. Erst einmal wurde darüber spekuliert, dass die Waffe womöglich auch Satelliten zerstören könnte. Die Luftwaffe experimentiert mit Antisatelliten-Waffen (ASATs), beispielsweise mit Lasersystemen, die vom Boden oder von einem Flugzeug aus Satelliten zerstören sollen.

Offenbar handelt es sich aber um ein System, wie Reuters von der Air Force erfahren hat, das elektromagnetische Wellen vom Boden aussendet und so vorübergehend die Kommunikationssignale von oder zu Satelliten unterbrechen kann, ohne diese dauerhaft zu schädigen. "Eine reversible Wirkung stellt sicher", so Sprecherin Captain Angie Blair, "dass die weltraumbasierten Möglichkeiten des Gegners, unsere Streitkräfte zu bedrohen, im Bedarfsfall ausgeschaltet werden. Danach können sie vom Gegner wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurück gebracht werden." Das System kann auf einem Lastwagen transportiert und so mobil eingesetzt werden. Aus Gründen der Sicherheit wollten die Verantwortlichen keine näheren Informationen geben, verglichen das System aber mit elektronischen Waffen, wie man sie seit dem Zweiten Weltkrieg nutze, um "to deceive, disrupt, deny, degrade or destroy targets". Das lässt vieles offen.

Die Antisatelliten-Waffe mit dem Namen Counter Communications System wurde Ende des letzten Jahres der 76th Space Control Squadron in Colorado Springs übergeben, die 2001 eingerichtet wurde und künftige Weltraumsysteme für den Angriff und die Verteidigung entwickelt und testet. Seit Ende des letzten Monats sei sie einsatzfähig. James erklärte, dass die Air Force natürlich auch Mittel entwickle, um die eigenen Satelliten vor Angriffen zu schützen. Überdies soll gewährleistet werden, dass US-Truppen nicht von Satelliten überwacht werden können.