Silvio Berlusconi: Die perfekte Maske der Macht

Seite 3: Der Fehler aller Berlusconi-Analysen

Zugleich war Berlusconi die perfekte Maske der Macht. Es war schon immer der Fehler aller Berlusconi-Analysen, dass sie an der Oberfläche verharren.

Ja, Berlusconi war geschmacklos. Aber man kann den Erfolg des Politikers nicht damit erklären.

Berlusconi war ohne seinen Hofstaat so wenig zu denken, wie ohne seine Geldgeber und seine Beschützer. Das Italien, das Berlusconi schuf, und das ihn zugleich möglich machte, war speichelleckerisch und machtverliebt, ein Land der Dekadenz und Korruption, der Vulgarität und Geschmacklosigkeit, vor allem der Egozentrik.

Trotzdem hätte die Devise nüchtern lauten müssen: "Follow the money". Berlusconi war der Mann für die Amerikanisierung des Parteiensystems. Demokratische Legitimation im Kapitalismus braucht Stimmen und Geld. Geld stinkt nicht, aber die wahren Herren bleiben trotzdem lieber unsichtbar.

In der deutschen Wahrnehmung konzentrierte man sich beim Namen Berlusconi auf Nebensächlichkeiten: Mädchen, Machtmissbrauch, Medienkonzentration, Korruption, moralischer Niedergang.

Tatsächlich müsste der Angriff auf die Verfassungsorgane und der Weg in den autoritären Staat genannt werden, aber das ist halt weit weniger sexy.

Anstelle den wirklichen Feind, das kapitalistische System, seine krankhafte Ungleichheiten seine trügerische Demokratie zu konzentrieren, fixiert man sich auf eine einzelne Person.

Alain Badiou

Die Linke konnte diese Person erst besiegen, nachdem sie begriffen hatte, Berlusconi nicht länger zu dämonisieren.

Literatur:

Danilo Zolo: "Die demokratische Fürstenherrschaft: Für eine realistischere Theorie der Politik"; 1997