Historikerin zur AfD: Glaubwürdige konservative Alternative könnte Aufstieg stoppen
AfD-Erfolge beunruhigen viele. Eine Historikerin sieht’s anders: Die Gesellschaft sei konservativer, nicht radikaler geworden. Doch was fehlt auf dem Wahlzettel?
Der Rechtstrend in der Gesellschaft ist nicht mehr zu übersehen. Die Wahlerfolge der Alternative für Deutschland (AfD) in Thüringen und Sachsen zeigen dies mehr als deutlich. Auch die Wahlprognose für Brandenburg, wo die AfD zur stärksten Kraft werden könnte, löst Besorgnis aus.
Rechtstrend in Deutschland: AfD-Erfolge und gesellschaftliche Entwicklungen
Doch es sei nicht alles so düster, wie es scheint, meint die Historikerin Katja Hoyer. Auch wenn aktuell die extreme Rechte einen beispiellosen Erfolg feiere, sei die Gesellschaft nicht radikaler geworden. Sie sei konservativer geworden – aber es fehle eine glaubwürdige konservative Alternative auf dem Wahlzettel. Aber das könnte sich laut Hoyer bald ändern und die AfD würde wieder an Bedeutung verlieren.
Diese optimistische Sicht tut gut in einer Zeit, in der Erfolge von AfD und "Bündnis Sahra Wagenknecht" so manchem Kommentator den Schaum vor den Mund treibt. Viel Aufregung, aber wenig Analyse, die einen Weg in die Zukunft weisen könnte. Hoyer bringt hier etwas Sachlichkeit in die Debatte.
Es ist nämlich kein reines Ost-Phänomen, dass die Menschen den Glauben daran verloren, dass der Staat noch seine originären Aufgaben erfüllen kann. In den ostdeutschen Bundesländern sind laut einer Umfrage 77 Prozent dieser Auffassung. Hoyer weist aber darauf hin, dass in Westdeutschland immerhin 69 Prozent genauso denken.
Vertrauensverlust in etablierte Parteien: Ursachen und Konsequenzen
Die Unzufriedenheit speist sich demnach aus vielen Quellen: Die Mehrheit der Deutschen hat etwa wirtschaftliche Sorgen, denn Lebenshaltungskosten und Mieten steigen. Aber auch die Sicherheit des Arbeitsplatzes ist nicht mehr in der Form gewahrt, wie man es über viele Jahre kannte.
Die Ankündigung von Volkswagen, dass in Deutschland Werke geschlossen werden könnten, ist nur ein Zeichen dafür. Dass die Bundesrepublik für viele Unternehmen bei Investitionen nicht mehr die erste Wahl ist, ist ein weiteres. Die schleichende De-Industrialisierung des Landes geht nicht spurlos an den Menschen vorbei, wie mehr als die Hälfte der West- und Ostdeutschen bei einer Umfrage angegeben hat.
Auch die Gewaltkriminalität wird von vielen als wachsendes Problem wahrgenommen. Hoyer schreibt:
Auch die öffentliche Sicherheit ist ein wachsendes Problem, insbesondere für Frauen, wie eine andere Umfrage ergab. Dies ist keine irrationale Angst. Die Gewaltkriminalität erreichte im vergangenen Jahr ein Rekordhoch und mehr als ein Drittel aller Tatverdächtigen waren Ausländer, was einen Zusammenhang zwischen öffentlicher Sicherheit und Zuwanderung herstellt.
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Diesen Ängsten konnte die Politik bisher nur wenig entgegensetzen. Unter Angela Merkel haben die Christdemokraten ihr konservatives Profil in gewisser Hinsicht aufgegeben und – so Hoyer – auf der rechten Seite des Parteienspektrums ein großes Machtvakuum geschaffen.
Die SPD hat ihre Bindung zur Arbeiterschaft verloren, sodass die AfD mit 33 Prozent stärkste Kraft unter Arbeitern werden konnte.
Und – auch das muss betont werden – die Linke hatte ihre große Zeit, als sie in den 1990er-Jahren die Interessen der Ostdeutschen vertrat und später als Kraft gegen den zunehmenden Sozialabbau auftrat. Seit sie ihren Markenkern aufgegeben hat und sich mehr um unkontrollierte Zuwanderung, das richtige Gendern und Tampons auf Herrentoiletten kümmert, ist sie auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit. Nach jüngsten Umfragen wird die Linke wohl nicht wieder in den Brandenburger Landtag einziehen.
Zukunftsperspektive: Mögliche Lösungen für politische Herausforderungen
Das Erstarken der AfD ist somit auch eine Reaktion auf den Vertrauensverlust in die etablierten Parteien. Und das ist kein unumkehrbarer Prozess. Eine konservative Partei der Mitte, welche die Wirtschaft stabilisiert, die Einwanderung kontrolliert und die Sorgen der Bevölkerung ernst nimmt, dann könnte der weitere Aufstieg der AfD aufgehalten werden. Und hier sieht Hoyer die Christdemokraten unter Friedrich Merz auf einem guten Weg.