Smart zuschlagen
Seite 2: Aggressionsdelikte im Straßenverkehr - keine Kleinigkeit
- Smart zuschlagen
- Aggressionsdelikte im Straßenverkehr - keine Kleinigkeit
- Auf einer Seite lesen
Aggressionsdelikte sind seit langem ein Problem im Straßenverkehr, die Bandbreite reicht von Beleidigung über Drohung bis hin zu Nötigung, Sachbeschädigung und Körperverletzung.
Diverse Strafverfolgungsbehörden haben in den letzten Jahren auf die Probleme mit Aggressionsdelikten hingewiesen und bemühen sich, dass diese in der Öffentlichkeit nicht mehr als Bagatellen angesehen werden. Polizeioberrat Jürgen Fix aus Oberhausen, hatte hierfür im Jahr 2015 klare Worte gefunden: "Das sind ernstzunehmende Straftaten."
Die Ohrfeige, von einer Frau gegenüber einem Mann ausgeführt, wird gerne einmal als belustigendes Element nicht nur innerhalb von Filmen angesehen (wie auch der Tritt bzw. Griff in die Genitalregion eines Mannes). Anders als in der umgekehrten Konstellation wird sie nicht als Körperverletzung angesehen, sondern als "verdientes Verhalten", als richtige Reaktion auf vermeintlich sexistisches oder sonstiges als unangemessen empfundenes Fehlverhalten.
Als Aggressionsdelikt im Straßenverkehr sind Ohrfeigen keine Seltenheit, ebenso wenig wie Beleidigungen - nichtsdestotrotz sind beide alles andere als begrüßenswert, denn neben der reinen Einordnung als Straftaten sind sie auch ein Zeichen für die Bereitschaft, Selbstjustiz zu üben bzw. Gewalt als Element zur Disziplinierung und Kommunikation zu nutzen.
Einfach mal zuhauen
Wenn die Kampagne tatsächlich an die Vernunft appellieren will, wäre es insofern angemessen, in den Videos nicht Selbstjustiz, Körperverletzung und Sachbeschädigung zu glorifizieren, sondern, (wie z.B. im Spot "Zettel", bei dem die Frau ohne Ohrfeige auskommt und lediglich einen Zettel mit einem Hinweis auf die Kampagne übergibt) auf vernünftiges Agieren hinzuweisen. Auch wenn der Spot "Zettel" ebenso klischeehaft wirkt, verzichtet er wenigstens auf das Aggressionsdelikt der Ohrfeige.
Warum die einzelnen Partner, Initiatoren und auch der Schirmherr der Kampagne einen solchen Spot als geeignet ansehen, um auf die Gefahren der Handynutzung am Steuer hinzuweisen, bleibt ein Rätsel. Interessant wäre es gewesen, wenn der Spot auch mit umgekehrter Konstellation zur Verfügung gestanden hätte. Es ist kaum anzunehmen, dass ein Mann, der eine Frau ohrfeigt, weil sie im Auto telefoniert und die Kontrolle über das Auto verloren hatte, nicht zumindest zu Protest geführt hätte. Doch bisher hält sich der Protest bzw. die Thematisierung der fragwürdigen Aussage hinter dem Kampagnenvideo in Grenzen. Es dürfte noch lange dauern, bis auch Gewalt gegenüber Männern, von Frauen ausgeübt, nicht mehr als etwas Amüsantes angesehen wird.