So entlastet Solarenergie die Fernwärme-Produktion

Solarthermiekollektoren des Wärmeverbundes Marstal Foto: Erik Christensen / CC-BY-SA-3.0

Vor gut sechs Jahren ging in der Lausitz die erste deutsche Solarwärme-Großanlage in Betrieb. Seitdem sind bundesweit mehr als 50 ähnliche Werke gebaut worden. Warum diese Zahl nun deutlich zunehmen könnte.

Im brandenburgischen Senftenberg begann im August 2016 ein wichtiges Stück Zukunft der Wärmeversorgung aus Sonnenenergie. Die Stadtwerke nahmen hier die erste deutsche Großanlage in Betrieb, die Wärmeenergie in ein städtisches Fernwärmenetz einspeiste. Sie war auf einer ehemaligen Bauschuttdeponie in einem wiederaufgefüllten Braunkohle-Abbaugebiet errichtet worden.

Mit einer Kollektorfläche von 8.300 Quadratmetern sollte sie eine Wärmeleistung von bis zu 4,5 Megawatt erreichen und eine Wärmemenge von vier Gigawattstunden pro Jahr produzieren. Das entspricht vier Prozent der jährlich benötigten Wärmemenge im Fernwärmenetz der Lausitzer Stadt. Im Sommer sind es sogar hundert Prozent, weil die Sonne dann besonders viel Wärme liefert und gleichzeitig der Wärmebedarf deutlich niedriger ist als in Frühling, Herbst und Winter.

Die Stadtwerke Senftenberg haben seitdem gute Erfahrungen mit der Anlage gemacht, wie ihr damaliger Geschäftsführer nach fünf Betriebsjahren berichtete:

Unsere Erwartungen an die Wärmeerträge wurden bislang voll erfüllt, die Prognosen sogar übertroffen. Das System arbeitet seit der Inbetriebnahme im August 2016 faktisch störungsfrei im Automatikbetrieb.


Detlef Moschke, Geschäftsführer der Stadtwerke Senftenberg im April 2022

Dem Senftenberger Aufbruch in die Megawattklasse der Sonnenwärme sind inzwischen zahlreiche Energieversorger gefolgt. Der Bundesverband Solarwirtschaft zählte im Juli 2022 schon 50 weitere aktive solare Heizwerke in dieser Größenordnung. 50 weitere befanden sich in Planung oder Bau.

Zu den größeren dieser Projekte zählt die Solarthermie-Anlage der Stadtwerke Greifswald, die eine Kollektorfeld-Fläche von 18.700 Quadratmetern umfasst. An Sommertagen soll sie eine Wärmeleistung von bis zu elf Megawatt erreichen und eine Wärmemenge von acht Gigawattstunden pro Jahr produzieren. Das entspricht reichlich drei Prozent der gesamten Wärmeerzeugung im Gebiet der Ostseestadt. Diese Anlage ist seit September 2022 in Betrieb.

Neue Größenklasse in Leipzig

In eine noch größere Klasse stoßen nun die Stadtwerke Leipzig vor. Sie planen derzeit eine Solarwärme-Anlage mit einer Brutto-Kollektorfläche von 65.000 Quadratmetern, die für eine Spitzenleistung von 41 Megawatt ausgelegt ist. Dieser riesige Wärmeerzeuger soll ab dem Jahresanfang 2025 einen Jahresertrag von 26 Gigawattstunden liefern.

Das ist schon eine große Menge Energie. Gemessen am ganzjährigen Gesamt-Wärmeverbrauch der Großstadt entspricht sie allerdings nur einem Anteil von zwei Prozent. Immerhin steigt dieser Anteil an Sommertagen auf 20 Prozent.

Diese Zahlen zeigen deutlich, wie anspruchsvoll die Aufgabe ist, die Klimabilanz einer großstädtischen Fernwärmeversorgung zu verbessern. Deshalb hat der Leipziger Versorger ein ganzes Zukunftskonzept Fernwärme entwickelt, das er nun schrittweise umsetzt. Dazu gehören weitere Projekte für klimaverträgliche Wärme aus Sonnenenergie, Biomasse, Industrieabwärme und Wasserstoff.

Große Solarthermie-Projekte lassen sich besonders gut an Standorten umsetzen, an denen es nicht nur eine gute Sonneneinstrahlung, sondern auch große Freiflächen gibt. Günstig ist auch, wenn sich eine Anlage leicht an ein bestehendes Fern- oder Nahwärmenetz anschließen lässt.

Förderprogramm senkt Solarwärme-Kosten

Die Solarisierung der deutschen Fernwärmenetze wird seit September 2022 mit einem Bundes-Förderprogramm für effiziente Wärmenetze unterstützt. Dabei stehen bis zum Jahr 2026 Fördermittel von insgesamt drei Milliarden Euro dafür bereit, dass Energieversorger, Stadtwerke und Kommunen ihre Nah- und Fernwärmenetze klimafreundlich um- und ausbauen können.

Der Bundesverband Solarwirtschaft rechnet nun mit sinkenden Kosten für Solarwärme aus solarthermischen Kollektoren, die in lokale Nah- und Fernwärmenetze eingespeist werden kann. Das könnte seiner Ansicht nach dazu führen, dass viele Stadtwerke und Kommunen die Solarthermie neu bewerten. Noch liege der Anteil solarer Heizkraftwerke an der Fernwärmeproduktion im Promillebereich.

Gleichzeitig wächst allgemein die Erkenntnis, dass fossile Energieträger nicht nur mit größeren Risiken bei Preisentwicklung und Versorgungssicherheit verbunden sind. Auch aus Klimaschutz-Gründen sollten sie durch erneuerbare Energieträger ersetzt werden.

Dass die Nachfrage nach Solarwärme-Großprojekten in Deutschland zuletzt stark gewachsen ist, berichtete kürzlich der finnische Anlagenhersteller Savosolar bei einer Veranstaltung in Leipzig. Bisher hatte er seine Anlagen für solare Fernwärme vor allem in Finnland, Dänemark und Frankreich errichtet. In Deutschland konnte das finnische Unternehmen erst ein Projekt umsetzen. Nun arbeitet es schon allein im Bundesland Schleswig-Holstein an mehreren Großanlagen.