So stellen Berlin und Moskau das Scholz-Putin-Telefonat dar

Seite 2: "Russland bleibe ein zuverlässiger Energielieferant" – Stellungnahme des Kremls

Die beiden Staats- und Regierungschefs haben die Entwicklungen rund um die Ukraine im Kontext der militärischen Spezialoperation Russlands erörtert. Wladimir Putin lenkte die Aufmerksamkeit des Bundeskanzlers insbesondere auf die eklatanten Verstöße der Ukraine gegen das humanitäre Völkerrecht und den anhaltenden Beschuss von Städten im Donbass, bei dem Zivilisten getötet und die zivile Infrastruktur absichtlich beschädigt wird.

Auch die Sicherheit des Kernkraftwerks Saporoschschja wurde erörtert. Der russische Präsident erläuterte ausführlich die von der IAEO (Internationale Atomenergieorganisation, d.Red.) koordinierten Maßnahmen zur Gewährleistung des physischen Schutzes des AKW, das in der Ukraine trotz der ernsten Gefahr einer Katastrophe größeren Ausmaßes ständigen Raketenangriffen ausgesetzt ist.

Bei einem Meinungsaustausch über die Umsetzung des am 22. Juli in Istanbul geschlossenen Getreideabkommens betonte Wladimir Putin dessen Paketcharakter und erläuterte seine Besorgnis über die geografische Unausgewogenheit der ukrainischen Getreidelieferungen auf dem Seeweg, von denen nur ein verschwindend geringer Teil an die bedürftigsten Länder geht.

Ferner gibt es keine Fortschritte bei der Beseitigung von Hindernissen für russische Lebensmittel- und Düngemittelausfuhren. Der Präsident bestätigte, dass Russland bereit ist, große Mengen an Getreide auf externe Märkte zu liefern und bedürftigen Ländern den in europäischen Häfen blockierten Dünger kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Auf eine Frage des Bundeskanzlers antwortete Wladimir Putin, dass Russland im Gegensatz zu Kiew dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz Zugang zu Kriegsgefangenen gewährt.

Zur derzeitigen Energiesituation in Europa betonte Wladimir Putin, Russland sei stets ein zuverlässiger Energielieferant gewesen und bleibe dies auch. Es werde alle seine vertraglichen Verpflichtungen erfüllen.

Etwaige Unterbrechungen, etwa beim Betrieb von Nord Stream 1, seien auf antirussische Sanktionen zurückzuführen, die die technische Wartung der Pipeline behinderten.

In Anbetracht der Tatsache, dass die Gaslieferungen über die Ukraine und Polen von deren Regierungen gestoppt wurden, sowie der Weigerung, Nord Stream 2 in Betrieb zu nehmen, wirken die Versuche, die Schuld für Europas Energieprobleme Russland zuzuschieben, äußerst zynisch.

Die Staats- und Regierungschefs kamen überein, den Kontakt aufrechtzuerhalten.

Stellungnahme des Kremls