Tether und Ethena: Sollen Stablecoins den Dollar stützen?

Grafik, die mehrere Stablecoin-Tokens symbolisiert

Grafik: ddRender, shutterstock

Die USA wollen Stablecoins wie Tether und Ethena regulieren. Das soll die Nachfrage nach dem US-Dollar ankurbeln. Doch Kritiker warnen vor neuen Risiken.

Dieser Tage wird in den USA ein Gesetz zur Regulierung und Etablierung für US-Stablecoins debattiert und wohl in wenigen Monaten auch beschlossen. Diese auch als "GENIUS"-Gesetz bekannten Bestimmungen zielen darauf ab, Kryptowährungen wie Tethers USDT, Paypal USD und Circle’s USDC zu regulieren.

Stablecoins sind Kryptowährungen, deren Wert an eine Währung (in diesem Fall den US-Dollar), börsengehandelte Waren (wie Edel- oder Industriemetalle) oder eine andere Kryptowährung gekoppelt sind. Damit unterscheiden sich Stablecoins grundlegend von Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum.

Bitcoins wurden als sogenanntes deflationäres Zahlungsmittel entwickelt: Es wird maximal 21 Millionen Bitcoins geben und niemals mehr. Der allerletzte Bitcoin wird voraussichtlich im Jahre 2140 geschürft werden, um als Wertaufbewahrungsmittel Sicherheit zu bieten. Heute existieren knapp 20 Millionen Bitcoins.

Tether und Ethena sichern digitale Token mit US-Dollar ab

Bei Ethereum steht dagegen die Funktion als smartes, d.h. programmierbares Zahlungsmittel im Vordergrund. Es erlaubt die Ausführung von Anwendungen und sogenannten Smart Contracts. Ethereum bietet wesentlich mehr Funktionen als Bitcoin und wird dementsprechend häufiger für Transaktionen genutzt. Ethereum hat keine maximale Zahl möglicher Zahlungseinheiten.

Im Gegensatz zu den beiden großen Kryptowährungen sichern Stablecoin-Ausgeber wie Tether und Ethena ihre digitalen Token mit US-Bankeinlagen und kurzfristigen Geldinstrumenten wie Schatzwechseln ab. Das kurbelt wiederum die Nachfrage nach dem US-Dollar und US-Schuldverschreibungen an. Die Trump-Administration sieht in der Regulierung und Förderung von Stablecoins denn auch ein Mittel, um die Vorherrschaft des Dollars im globalen Zahlungsverkehr zu erhalten.

US-Dollar gebundene Stablecoins stützen den Greenback

Heute stehen Stablecoin-Ausgeber immerhin an achtzehnter Stelle unter den Käufern von US-Staatsschulden und halten über 120 Milliarden Dollar in Staatsanleihen; mehr als Südkorea oder Deutschland. Tether allein hat 2024 US-Staatsanleihen für 33 Mrd. US-Dollar erworben, mehr als etwa Kanada oder Taiwan.

Diese Summen dürften noch deutlich zunehmen, wenn Stablecoins die regulatorische Zustimmung erhalten.

Während Bitcoin derzeit eine Marktkapitalisierung von 1.692 Milliarden US-Dollar aufweist und Ethereum immerhin fast 241 Milliarden schwer ist, sind diese Werte bei Stablecoins – zumindest derzeit noch – deutlich geringer:

  1. Tether (USDT) – Marktkapitalisierung: ca. 144 Milliarden US-Dollar
  2. USD Coin (USDC) – Marktkapitalisierung: ca. 58 Milliarden US-Dollar
  3. Ethena USD (USDe) – Marktkapitalisierung: ca. 5,4 Milliarden US-Dollar

Die Marktkapitalisierung aller anderen Stablecoins liegt jeweils unter fünf Mrd. US-Dollar.

Allerdings gab es auch Bedenken hinsichtlich möglicher Auswirkungen des GENIUS-Gesetzes. Stablecoins wie Tether und Ethena sind notorisch volatil und anfällig für extreme Konzentration in wenigen Händen. Zudem funktionieren sie fast genauso wie Sichteinlagen, was die Trennung zwischen Bankwesen und Handel bedroht. Das ist gefährlich, weil hier nicht die Absicherungsmechanismen existieren wie im Bankwesen.

Kritiker warnen vor impliziter staatlicher Garantie für Tether und Ethena

Im Raum steht nämlich letztlich die Frage, wer dafür gerade stehen wird, wenn Stablecoin-Unternehmen – wieder einmal – pleitegehen. Zwar enthält der "GENIUS"-Act Insolvenzbestimmungen, aber dem stehen keine entsprechenden Sicherheitsmechanismen gegenüber.

Wenn es also zu einem weiteren Krypto-Crash kommt und Stablecoin-Besitzer Verluste zu erleiden drohen, werden sie eine Rettungsaktion fordern und darauf hinweisen, wie wichtig Stablecoins für die gesamte Finanzwelt sind und dass sie dachten, ihre Investitionen wären wegen des GENIUS-Gesetzes sicher.

Kritiker fürchten daher, dass das GENIUS-Gesetz eine implizite staatliche Garantie für Stablecoins schafft. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass Steuerzahler implizit Transaktionen subventionieren werden, die auf Stablecoins basieren und die daher außerhalb der Reichweite der Bekämpfung von Geldwäsche liegen: Steuerzahler werden implizit Geldwäsche subventionieren.

Tether und Ethena als programmierbare Zahlungsmittel der Zukunft?

Andererseits öffnet das "GENIUS"-Gesetz die Tür für mehr staatliche Kontrolle des Sektors. Zwar hat die Trump-Administration explizit die Einführung eines Digitalen US-Dollars abgelehnt, der von der FED kontrolliert wird. Doch wird diese Entscheidung die Entwicklung alternativer Zahlungssysteme anderer Länder beschleunigen, die darauf abzielen, den Dollar zu umgehen. Dies würde letztlich auch US-Sanktionen weniger wirksam machen.

Der letzte wesentliche Aspekt der neuen digitalen Währungen ist ihre Programmierbarkeit, über die sich neue Funktionen zum Geld hinzufügen lassen. Dieses neue Geld besteht also nicht mehr in einigen Bytes, die Werte repräsentieren. Geld wird die Form von Programmen annehmen, die vorbestimmte Aktionen ausführen können, ohne dass dazu noch menschliches Eingreifen nötig wäre.

Regierungen könnten etwa direkt Steuern und Gebühren von jedem Konto abziehen, in Echtzeit, bei jeder Transaktion oder Gehaltszahlung, wenn sie dies wünschen. Das könnte vielen Formen der Steuerhinterziehung ein Ende setzen, da Zentralbanken und Regierungen einen vollständigen Überblick über jede von jedermann getätigte Transaktion hätten.